Brexit - Ursachen, Entwicklungen und mögliche Folgen

Minden

Brexit - Ursachen, Entwicklungen und mögliche Folgen

Donnerstag, 21.03.2019 - 19:00

Referent Oberst a.D. Hans-Ulrich Mehlmann spricht über den Brexit und dessen Folgen.

Von Herbert Busch in der Landeszeitung Schaumburg-Lippe.

Die Sunday Times fragt, wie es nach dem Brexit weitergeht. Foto: bus

MINDEN/BÜCKEBURG. Einen Vortrag, bei dem von vornherein feststand, dass er letztlich keine belastbaren Vorhersagen wird treffen können, hat die Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) im Mindener Hotel Lindgart präsentiert. „Ich habe mich täglich informiert, um mit meinem Manuskript auf dem Laufenden zu bleiben“, gab Referent Hans-Ulrich Mehlmann eingangs seiner unter das Motto „Brexit – Ursachen, Entwicklungen und mögliche Folgen“ gestellten Ausführungen zu verstehen. Dennoch konnten seine Schilderungen mit den aktuellen Entwicklungen nicht Schritt halten, denn während er referierte, sorgte ein EU-Gipfel in Brüssel für neue Weichenstellungen.

Nun sieht es so aus, dass – was Mehlmann nicht wissen konnte – die EU den Briten einen Aufschub bis zum 22. Mai gewährt. Das eigentlich vorgesehene Austrittsdatum 29. März gehört der Geschichte an. Wie es weitergeht, ist derzeit nicht absehbar.

Im Rückblick erinnerte der frühere Verbindungsoffizier des deutschen Heeres zur britischen Army daran, dass der Brexit auf den früheren Premierminister David Cameron zurückgeht, der seinen Aufstieg in der Partei wesentlich deren EU-skeptischem Flügel verdankte. „Als er die Partei schließlich anführte, stand er diesem rechten Flügel gegenüber in der Schuld. Von nun an wurde er von diesen konservativen Kräften getrieben“, erläuterte der Referent. Nachdem die Konservativen entgegen aller Prognosen im Mai 2015 die absolute Mehrheit gewonnen hatten, habe er sein Versprechen einlösen müssen.

Das könne man so interpretieren, dass Cameron Opfer seines eigenen Erfolgs geworden sei, meinte Mehlmann. Weniger wohlwollend ausgedrückt: „Er wurde Opfer seines Opportunismus und opferte Großbritannien und Europa gleich mit.“

Drei Wochen nach dem Referendum zog im Juli 2016 Theresa May in Downing Street 10 ein und gelobte, „den Willen des Volkes umzusetzen und die Nation aus der EU zu führen“. Die Dinge nahmen ihren Lauf, nachdem die Konservativen im April 2017 ihre absolute Mehrheit verloren hatten – May hatte Neuwahlen angesetzt, obwohl ihre Partei mit absoluter Mehrheit regierte. Was der Referent als „totales Verzocken“ charakterisierte.

Heute treffe man in Großbritannien nur totale Befürworter oder totale Gegner des Austrittes, schilderte der Oberst a. D. seine persönlichen Eindrücke. In dieser Beziehung seien „die Engländer schon etwas sehr speziell“. Allerdings existiere ein kleiner gemeinsamer Nenner: „Sie haben alle die Schnauze voll.“

Mehlmann ließ während des Vortrages mehrfach seine Sympathie für die Untertanen von Königin Elisabeth durchblicken. „Wir Deutsche verlieren einen wesentlichen Mitstreiter sowohl im wirtschaftlichen Bereich als auch im Demokratieverständnis. Wir haben viel mehr mit den Briten gemeinsam als mit anderen europäischen Nationen“, ließ er die Zuhörer wissen.

Zudem stellte er einige Male seine Vorliebe für den britischen Humor unter Beweis. Etwa als er einer Landkarte, auf der Regionen mit hoher Brexit-Befürworter-Dichte farblich hervorgehoben waren, Veröffentlichungen gegenüberstellte, die die Hauptverbreitungsgebiete der Rinderseuche BSE markierten. „Die verblüffenden Übereinstimmungen sind sicher zufälliger Natur“, merkte der Referent schmunzelnd an.