Von April 1983 bis Ende September 1986 war Wolfgang Altenburg der achte Generalinspekteur der Bundeswehr. Als Nachfolger von General Jürgen Brandt somit der erste Offizier an der Spitze der Bundeswehr, der nicht mehr in der Wehrmacht gedient hatte.
Am 24. Juni 1928 in Schneidemühl (Pommern, heute Pila) geboren, wird er vor Kriegsende noch als Marinehelfer eingesetzt und gerät als 16jähriger in britische Kriegsgefangenschaft. Nach der Entlassung erlernt er den Beruf des Hotelkaufmanns und arbeitet ab 1951 bei den amerikanischen Dienstgruppen in der Verpflegungswirtschaft.
Im ersten Jahr der Bundeswehraufstellung 1956 entscheidet er sich für den Berufswechsel. Im Oktober tritt er als Offizieranwärter beim Artillerie-Lehrbataillon in Idar-Oberstein den Dienst an. Die Ausbildung zum Offizier, Zugführer und Batteriechef sind die nächsten Stationen der Laufbahn, bevor er 1962/64 die Ausbildung für den Generalstabsdienst (8. Lehrgang) an der Führungsakademie der Bundeswehr absolviert.
Nach zwei Verwendungen als G1 und G3, ist er von 1968 bis 1970 Kommandeur des Feldartilleriebataillon 61 in Kellinghusen. Danach wechselt er als Hilfsreferent ins Verteidigungsministerium. Von 1971 bis 1973 ist er Stellvertreter des Leiters für nukleare Planungsfragen im NATO-Hauptquartier SHAPE in Mons. Danach kehrt er ins Verteidigungsministerium zurück und ist bis 1975 Referent in der Abteilung „Militärpolitik und Führung“ im Führungsstab der Streitkräfte unter dem späteren General Jürgen Brandt.
Von April 1975 bis September 1976 führt er die Panzerbrigade 7 in Hamburg. Danach wird er in seine alte Abteilung versetzt. Hier wird er im April 1978 Abteilungsleiter, was mit der Beförderung zum Generalmajor verbunden ist. Nach dem überraschenden Rücktritt Generalinspekteur Harald Wust kommt es zu einem Personalwechsel in den Spitzenpositionen der Streitkräfte.
Harald Brandt kommt aus Brüssel zurück und wird Generalinspekteur der Bundeswehr. Altenburg folgt als Generalleutnant auf den Dienstposten des „Deutscher Militärischer Vertreter“ im Militärausschuss der NATO. Diese Personalentscheidung steht im Zusammenhang mit den bündnisinternen Verhandlungen, um den am 12. Dezember 1979 in kraft gesetzten NATO-Doppelbeschluss. An der Entscheidung Bundeskanzlers Helmut Schmidt für die Stationierung atomarer Mittelstreckensysteme in der Bundesrepublik war Altenburg mitbeteiligt.
Am 1. Oktober 1980 übernimmt er das III. Korps in Koblenz und wird nach der Pensionierung General Brandts im Frühjahr 1983 dessen Nachfolger als Generalinspekteur. Mit 54 Jahren erhält er den vierten goldenen Stern und kann auf eine unvergleichliche Karriere zurückblicken. Sie ist aber noch nicht beendet, denn ab Oktober 1986 wird er Vorsitzender des Militärausschusses der NATO. Bis dahin hatte Deutschland mit den Generälen Adolf Heusinger (1961-1964) und Johannes Steinhoff (1971-1974) zweimal diese höchste militärische Position im Bündnis besetzt.
Als „Chairman“ erlebt er die Veränderungen der Politik, besonders den beginnenden Zerfall des Ostblocks. Die Abrüstungsbemühungen der Sowjets unter Präsident Gorbatschow und der Abschluss des IFN-Vertrages vom 7. Dezember 1987, der die Zerstörung der atomaren Mittelstreckenwaffen Amerikas und Russland festschreibt, fallen in seine Brüsseler Dienstzeit.
Am 30. September 1989 verabschiedet ihn Verteidigungsminister Gerhard Stoltenberg nach 33 Dienstjahren mit dem Großen Zapfenstreich in den Ruhestand. Das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband, Kommandeur der französischen Ehrenlegion und die Kommandeurstufe „Legion of Merit“ und andere Auszeichnungen erhielt er während seiner Dienstzeit.
Tätigkeiten in verschiedenen Gremien und Organisationen, vor allem wenn es um Sicherheits- und Verteidigungspolitik geht, hat er nach seiner Pensionierung weiter wahrgenommen. Als fachkundiger Gesprächspartner wird er immer wieder gefragt. Präsident der Clausewitz-Gesellschaft ist er von 1991 bis 1994, 2008 wird er deren Ehrenpräsident.
Am 25. Januar 2023 ist Wolfgang Altenburg im 94. Lebensjahr in Travemünde verstorben.