Finnland ist mit seinen knapp sechs Millionen Einwohnern flächenmäßig etwas kleiner als Deutschland. Der Schwerpunkt der Besiedlung liegt im südlichen Landesteil. Die Ausdehnung von Süden nach Norden beträgt etwa 1160 Kilometer und von Ost nach West etwa 540 Kilometer. Im Osten hat es zu Russland die längste Staatsgrenze mit rund 1.300 Kilometern. Die Grenze im Norden zu Norwegen beträgt etwa 720 Kilometer und zu Schweden etwa 540 Kilometer. Im Westen grenzt Finnland an den Bottnischen und im Süden an den Finnischen Meerbusen, Nebenmeere der Ostsee. Die Hauptstadt Helsinki hat rund 640.000 Einwohner. In der Hauptstadtregion mit Espoo und Vantaa leben etwa 1,5 Mio. Menschen.
An der Wehrpflicht wird festgehalten
Die Finnen sind stolz auf ihre Armee. Heer (18.000), Luftwaffe (3000) und Marine (4000) bilden die Streitkräfte, hinzu kommen mehr als 800.000 Reservisten und ein Grenzschutz mit rund 3000 Angehörigen. Die Luftwaffe bekommt 64 Flugzeuge de amerikanischen Typs F-35A Lighning II. Das Heer hat 200 deutsche Leopard 2 Panzer in seinem Bestand. Die Teilstreitkräfte haben in den letzten Jahren einen umfassenden Reformprozess durchlaufen. Rüstungs- Ausbildungs- und Personalkosten beeinträchtigen den Verteidigungsetat, der am Bruttosozialprodukt in 2020 einen Anteil von rd. 1,5 Prozent hatte. Aufgrund der russischen Aggression beabsichtigt Finnland in den nächsten vier Jahren den Verteidigungsetat um 2,2 Mrd. Euro zu steigern. Mit den Reformen will man erreichen wieder mehr Finanzmittel in die Investitionen umzuschichten. Landesverteidigung, Hilfeleistung für Zivilbehörden in Katastrophenfällen und der Beitrag Finnlands zur weltweiten Friedenssicherung, sind die Kernaufgaben der Armee. An der Militäruniversität in Helsinki findet die Ausbildung des Führungsnachwuchses statt. Nach der Bologna-Ordnung gegliedert: Bachelor, Master, Generalstabsdienst und Möglichkeit zur Promotion.
Küstenschutz hat einen hohen Stellenwert
Die finnische Küste besteht fast nur aus Schären. Diesen Gegebenheiten sind die Seestreitkräfte angepasst. Die Schiffe, Flugkörperschnellboote, Minenlege- und Minenräumboote, sind deshalb klein und wendig und sind einheimische Konstruktionen. 17.500 Passagierschiffe sind jährlich im Golf von Finnland (Finnischer Meerbusen) von und nach St. Petersburg unterwegs. Meeresüberwachung, Schutz der Seerouten, Bewahrung der Neutralität und Abwehr von Angriffen von Meerseite, sind Marineaufgaben. Estland und Russland sind bei den beiden erstgenannten mit im Boot. Der finnische Meerbusen, etwa 280 Kilometer lang und 40 Kilometer breit, ist dafür in drei Zonen eingeteilt. Es gibt für diese Aufgaben aber auch ein Kooperationsabkommen mit Dänemark, Norwegen, Schweden, Deutschland, Polen, Lettland und Litauen. Ein ausgefeiltes Identifikationssystem steht für die Überwachung zur Verfügung, so dass die automatische Identifikation von Schiffen jederzeit möglich ist. Auch an der EU-Operation Atalanta zur Piratenbekämpfung am Horn von Afrika hatte sich die finnische Marine schon beteiligt. Finnland versucht mit einer eigenen Rüstungsindustrie unabhängig von Auslandskäufen zu machen.
Geschichte und Kultur des „Land der tausend Seen“
Anfang des 19. Jahrhunderts eroberte Russland Finnland und betrachtet es fortan als Pufferzone gegen Schweden. Das Verhältnis zu den Russen anfangs relativ problemlos. 1904 kam es zum tödlichen Attentat gegen den russischen Generalgouverneur, der finnische Täter tötete sich anschließend selbst. 1906 bekam Finnland eine neue Verfassung, in der u.a. das Frauenwahlrecht, als erstes Land in Europa, festgeschrieben wurde. 1917 ist des Zaren Macht auch in Finnland zu Ende und das Land erklärte sich am 6. Dezember für unabhängig. Dieser Tag ist heute noch Nationalfeiertag.
Am 30. November 1939 greift die Sowjetunion Finnland an. Der Winterkrieg endet mit dem Friedensvertrag vom 13. März 1940, der den Verlust von einem Großteil Kareliens bedeutet. Nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941 verbindet sich Finnland mit Deutschland. Anfängliche finnische Erfolge führen aber letztlich nur zu einem Separatfrieden mit der Sowjetunion, in dem die Gebietsverluste des Winterkrieges bestätigt werden.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges bleibt Finnland neutral. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion öffnet und orientiert sich Finnland mehr nach Europa. Am 1. August 1975 wird in der Finlandia-Halle in Helsinki die „Schlussakte von Helsinki“ der KSZE (Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) unterzeichnet. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion verliert Finnland seinen wichtigsten Handelspartner. Das Land stürzt in eine wirtschaftliche Rezension mit einer Arbeitslosenzahl, die fast 20 Prozent erreicht. 1995 tritt es der Europäischen Union bei und ein wirtschaftlicher Aufschwung beginnt. 1999 wird es Mitglied der Europäischen Währungsunion und 2002 wird der Euro als Landeswährung eingeführt. Bundeskanzler Olaf Scholz erklärte zur finishen als auch schwedischen Absicht: „Die Bundesregierung begrüßt die souveräne Entscheidung unserer skandinavischen Freunde. Deutschland wird sich dafür einsetzen, dass das beitrittsverfahren sehr zügig vonstattengeht“. Mit der Aufnahme Finnlands in das Atlantische Bündnis, dem sich die Türkei noch widersetzt, würde die NATO das 31. Mitglied bekommen.