Begonnen hat alles im November 1975 als G6 auf Einladung des französischen Präsidenten Giscard d´Estaing und Bundeskanzler Helmut Schmidt als „Kamingespräch“ Beim ersten Treffen suchten die G6 nach dem Zusammenbruch des Weltwährungssystems und der Ölkrise nach Lösungen. Als Kanada dazu kam wurde das Treffen dann zur G7-Gruppe. Mit Einladung der Russischen Föderation 1998 waren es dann die G8. Nach der Annexion der Krim 2014 wurde Russland nicht mehr eingeladen und so kam man wieder zu G7 zurück. Nun finden die Treffen wieder im siebenjährigen Rhythmus statt.
Deutschland hat jetzt zum siebentenmal den Vorsitz in der Runde. Beim ersten Treffen unter deutscher Gastgeberschaft 1978 in Bonn mit Bundeskanzler Helmut Schmidt wurden erstmals Verpflichtungen zur Überwindung der wirtschaftlichen Rezession beschlossen. Erst allmählich wurden die Wirtschaftsthemen auch mit politischen Inhalten gekoppelt. Gründe waren die Veränderungen im ehemaligen Ostblock und schließlich dessen Zerfall, der dann wieder nachhaltige Konsequenzen auf die Weltökonomie mit sich brachte. Die weiteren Treffen fanden 1985 in Bonn, 1992 in München, 1999 in Köln, 2007 im Ostseebad Heiligendamm in nun nach 2015 wieder auf Schloss Elmau bei Garmisch-Partenkirchen statt.
1991 war der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow Gast bei den „Großen Sieben“ in London. Mit dieser Premiere rückte die Sowjetunion in den Club der führenden Wirtschaftsnationen auf, obwohl sie das nicht war. Damit sollte aber ein deutliches Zeichen gesetzt werden, dass der „Kalter Krieg“ beendet ist. 1996 wurde der Gesprächskreis um den Generalsekretär der Vereinten Nationen, die Chefs von Weltbank, Internationalem Währungsfonds und Welthandelsorganisation erweitert. Gründe dafür waren die immer mehr in den Vordergrund tretenden Probleme der Armutsbekämpfung in den Entwicklungsländern. 1999 in Köln einigte man sich nach hartem Ringen unter Führung von Bundeskanzler Gerhard Schröder auf einen Schuldenerlass für die ärmsten Länder der Welt in Höhe von 70 Milliarden US-Dollar.
In die Geschichte eingegangen ist der „Demonstrationsgipfel“ 2001 von Genua. Bei den gewaltsamen Ausschreitungen wurde der 23-jährige Carlo Guiliani durch den Schuss eines Polizisten getötet. Das Chaos von Genua wurde Symbol für Massenkrawalle. Der Sachschaden soll mehr als 100 Millionen Euro betragen haben. Die Sicherheitsmaßnahmen wurden bei den nächsten Treffen drastisch verschärft. Das Gipfeltreffen unter dem englischen Gastgeber Premierminister Tony Blair im schottischen Gleneagles vom 6. bis 8. Juli 2005 wurde durch den Terroranschlag am 7. Juli in London überschattet. 56 Tote und mehr als 700 Verletzte gab es bei dem Attentat in drei Zügen der U-Bahn. Auch in diesem Jahr ist wieder mit Protesten unterschiedlichster Gruppierungen in Elmau zu rechnen. Die Polizei ist auf einen Großeinsatz vorbereitet. Staatsanwälte und Richter speziell für den Einsatz vor Ort vorgesehen. Über die Kosten gehen die Angaben ziemlich auseinander. Sie dürften aber über den von 2015 liegen. Schätzungen liegen bei 166 Millionen Euro.
2006 wurde Russland „Vollmitglied“ und trat in der Gastgeberolle im Juli in Sankt Petersburg auf. Im Mittelpunkt der Gespräche unter Staatspräsident Wladimir Putin stand die politische Lage in Nahost. Der eigentliche Gipfel Schwerpunkt war die Sicherstellung der globalen Energieversorgung. Das Gipfeltreffen im Ostseebad Heiligendamm im Juni 2007 hatte die Bundesregierung mit dem Motto „Wachstum und Verantwortung“ überschrieben. Das Bild von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit ihren Gästen im überdimensionierten Strandkorb ging um die Welt
Bei den G7 Industrienationen handelt es sich um Kanada (Premierminister Justin Trudeau, 38 Mio. Einwohner; 1,9 % BIP), Deutschland (Bundeskanzler Olaf Scholz, 83,9 Mio.; 4,3 %), Frankreich (Staatspräsident Emmanuel Macron, 65,4; 2,9 %, Großbritannien (Premierminister Boris Johnson, 68,2 Mio.; 3,1 %), Italien (Ministerpräsident Mario Draghi, 60,3 Mio.; 2,1 %), Japan (Premierminister Fumio Kishida, 126 Mio.; 5,4 %) und die USA (Präsident Joe Biden, 332,9 Mio.; 22,7 %).
Hier leben etwa zehn Prozent, 774,7 Millionen, der Weltbevölkerung. Diese erwirtschaften etwa 45 Prozent des weltweiten Bruttonationaleinkommens. Die Gesamtweltbevölkerung beträgt 7.874,9 Milliarden an. Die BIP-Schätzung für 2021 beträgt 93,9 Billionen US-Dollar.
Das Tagungsmotto umfasst fünf Handlungsfelder. Daraus nur einige Stichworte.
- Erstens: Einen nachhaltigen Planeten schaffen. Deutschland schlägt u.a. vor einen „Klima-Club“ zu gründen, der den internationalen Klimaschutz voranbringen soll.
- Zweitens: Wirtschaftliche Stabilität und Transformation. Die Weichenstellung für eine nachhaltige Zukunft und eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung sollen gelegt werden.
- Drittens: Gesundes Leben. Die Bundesrepublik will eine „verbesserte internationale Gesundheitsarchitektur“.
- Viertens: Investitionen in eine verbesserte Zukunft. Im Sinne der Agenda 2030 will die Bundesrepublik die internationale Zusammenarbeit voranbringen. Die Agenda 2030 wurde am 25. September 2015 von den 193 Staaten der Vereinten Nationen verabschiedet. Beschlossen wurde die weltweite Entwicklung ökologisch, wirtschaftlich sowie nachhaltig zu gestalten.
- Fünftens: Starkes Miteinander. Der Fokus soll während des deutschen Vorsitzes auf einem starken Engagement für soziale Gerechtigkeit, Gleichstellung und inklusive Digitalisierung liegen.
Unabhängig von den Handlungsfeldern wird der laufende Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine mit seinen politischen und wirtschaftlichen Folgen im Mittelpunkt aller Gespräche stehen. Die Eröffnung des G7 Gipfels am Sonntag, dem 26. Juni, würde auf den 123. Kriegstag fallen.
2023 übernimmt Japan die G7 Präsidentschaft. Fumio Kishida hat schon bekanntgegeben, dass das nächste G7 Treffen in seiner Heimatstadt Hiroshima stattfinden wird.