von Peter E. Uhde
Am 30. März 1995 hatte der Deutsche Bundestag die Abgeordnete Claire Marienfeld (CDU) mit 459 gegen 139 Stimmen bei 46 Enthaltungen und 2 ungültigen Stimmen zur Wehr-beauftragten gewählt. Erstmalig seit 1959 wurde eine Frau mit diesem Amt betraut. Sie übernahm am 28. April die Amtsgeschäfte, sieben Tage nach ihrem 55. Geburtstag und wurde am 11. Mai im Bundestag vereidigt. Ihre Wahl war nur möglich geworden, weil das Wehrbeauftragten Gesetz 1990 geändert worden war. Bis dahin war ein zwölfmonatiger Wehrdienst Voraussetzung für die Amtsübernahme. Ihre sieben Vorgänger hatten noch in der Wehrmacht gedient
Claire Marienfeld wurde am 21. April 1940 in Bingen am Rhein geboren. Sie macht eine Ausbildung zur pharmazeutisch-technischen Assistentin. 1972 tritt sie an ihrem damaligen Wohnort in Gröbenzell/Bayern in die CSU ein und übernimmt ein Jahr später den Vorsitz der CSU-Frauen-Union Gröbenzell und ist bis zum Umzug nach Detmold 1976 auch stellvertretende Kreisvorsitzende. Mit dem Umzug erfolgt der Eintritt in die CDU. Ihr parteipolitisches Engagement erstreckt sich nun auf den lokalen und regionalen Bereich. Vorsitzende der CDU-Frauen-Union Detmold, Schatzmeisterin der Kreis-CDU-Lippe, Mitglied des Rates, dann Stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Detmold und schließlich Mitglied im Landesvorstand der CDU Nordrhein-Westfalen, sind ihre parteipolitischen Stationen bis 1990. In der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl am 2. Dezember 1990 wird sie in das Parlament gewählt und sie wird Mitglied im Verteidigungsausschuss. Als Berichterstatterin zu den Themen Unterkunft und Liegenschaften, Fürsorgeangelegenheiten, Wohnungsfürsorge, Militärseelsorge und Bekleidungswesen nimmt sie sich besonders der sozialen Belange der Soldatinnen und Soldaten an. „Auf die weitere Verwurzelung der „Inneren Führung“ im Einsatz, wie etwa auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien, legte die erste Frau im Amt Claire Marienfeld (CDU) ihr Augenmerk“, heißt es in einem Beitrag über den Wehrbeauftragten in „Militärgeschichte. Zeitschrift für die historische Bildung“, Heft 3/2004. Von 1992 bis 1995 gehört sie auch der parlamentarischen Versammlung der damaligen Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit (KSZE) an. Ihre fünfjährige Amtszeit als Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags endet 2000.
Nachdem der Präsident der damaligen Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik, General a.D. Hartmut Bagger sein Amt zur Verfügung stellte, wurde Frau Marienfeld-Czesla auf der Bundesversammlung am 12./13. Januar 2001 in Hannover zur Wahl als Präsidentin der Gesellschaft vorgeschlagen und am 13. Januar einstimmig gewählt. Damit trat nach fast 50 Jahren erstmals eine Frau an die Spitze der Gesellschaft. Das fünfzigjährige Bestehen wurde unter ihrer Leitung vom 3. bis 5. April 2002 am Zentrum für Innere Führung in Koblenz festlich begangen. Bei den Bundesversammlungen 2004 und 2007 wird die Präsidentin in ihrem Amt für weitere je drei Jahre bestätigt. In dieser Zeit bemüht sie sich intensiv um Kooperationsvereinbarungen mit dem Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr, dem Deutschen Bundeswehrverband, der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik, der Clausewitz-Gesellschaft und dem französischen CIDAN ((Civisme, Défense, Armées, Nation). Bei der Bundesversammlung im April 2010 kandidiert sie nicht mehr, ihre Nachfolgerin als Präsidentin wird Frau Ulrike Merten, die von 2005 bis 2009 Vorsitzende des Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages war. Bei dieser Bundesversammlung erhält Frau Marienfeld-Czesla das Ehrenkreuz der Bundeswehr in Gold durch den Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesminister der Verteidigung Thomas Kossendey und wird zur Ehrenpräsidentin ernannt.
Am Dienstag, dem 21. April wird Frau Marienfeld-Czesla achtzig Jahre alt, die „GSP“ gratuliert ihr hierzu ganz herzlich!