Nordkorea hat nach südkoreanischen Angaben das innerkoreanische Verbindungsbüro in der Grenzstadt Kaesong gesprengt. Die Sprengung sei am Nachmittag des 16.06.2020 um 14.49 Uhr (Ortszeit) erfolgt, sagte eine Sprecherin des Vereinigungsministeriums in Seoul.
Hintergrund der derzeitigen Spannungen ist die Verärgerung Pjöngjangs über eine neue Propagandaflugblatt-Aktion in Südkorea. Dabei hatten Ende Mai südkoreanische Aktivisten und nordkoreanische Flüchtlinge an der Grenze in große Ballons verpackte Flugblätter mit Kritik an der autokratischen Führung in Pjöngjang in Richtung Norden losgeschickt. Nordkorea fühlt sich durch diese häufig unternommenen Aktionen provoziert. Der Regierung in Seoul wird vorgeworfen, die Kampagne zu tolerieren. Die Kommunikationskanäle zu Südkorea hatte Nordkorea zuletzt bereits gekappt. Nach der Zerstörung des Verbindungsbüros in Kaesong am Dienstag hatte Südkorea das abgeschottete Nachbarland vor weiteren Schritten gewarnt, die die Situation verschärfen würden.
Doch warum hat sich Nordkorea gerade jetzt zu diesem drastischen Schritt entschlossen? Der Angriff erfolgt in einer Zeit, in welcher die Stimmung zwischen Südkorea und seiner Schutzmacht USA nicht die beste ist. Es gibt diverse Konflikte zwischen den beiden Ländern, zum Beispiel über die Stationierungskosten. Nordkorea nutze das aus, "um ein Stück weit mehr einen Keil zwischen die beiden Verbündeten zu treiben."
Die Auswahl des Zieles spricht dafür, dass Nordkorea an der Eskalation wohl eher kein Interesse hat, da mit der Sprengung in Kaesong es für Südkorea eher schwierig ist, auf den Vorfall militärisch zu reagieren.
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