Trump – wie lange noch Präsident?

Trump – wie lange noch Präsident?

Die schockierenden Ereignisse im Kapitol von Washington werden lange nachwirken. Zu werten sind sie als gewaltsamer, ins Mark gehender Angriff gegen die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika. Es besteht kein Zweifel, dass sie auch strafrechtlich entsprechend verfolgt und geahndet werden. Die USA werden und können es sich weder innen- noch außenpolitisch leisten, das auf eine leichte Schulter zu nehmen, was geschehen ist.

Im Fokus steht dabei auch die Rolle des amtierenden Präsidenten. Noch ist Donald Trump ja knapp 2 Wochen im Amt. Und wohl sehr viele Menschen innerhalb und außerhalb der USA fragen sich nicht ohne Bange, ob er in dieser kurzen Zeit noch weiteres Unheil anzurichten willens und fähig ist. Man traut ihm eigentlich alles zu, gerade mit Blick auf seine Psyche in prekärer Lage.

Es ist daher kein Wunder: Hochrangige amerikanische Politiker, darunter auch solche aus dem republikanischen Lager, fragen sich ernsthaft, ob das Risiko nicht zu groß wird und man Trump besser umgehend seines Amtes entheben muss. Verfassungsrechtlich gibt es dafür grundsätzlich zwei Optionen: Über ein neues Impeachment-Verfahren, oder über den 25. Zusatzartikel der Verfassung, mithilfe dessen Kabinett und Kongress unter bestimmten Voraussetzungen eine Amtsunfähigkeit feststellen können.

Nun sind das – auch wenn sie global eine enorme Wirkung entfalten sollten – rein inneramerikanische Entscheidungen. Dennoch lohnt sich auch von außen eine nüchterne Betrachtung von Vor- und Nachteilen eines solchen Weges, dies unabhängig von der Frage, ob er zeitlich überhaupt erfolgreich sein könnte.

Für den Versuch einer Amtsenthebung spricht wohl vor allem eine Art dringlicher Sicherheitsvorsorge gegen etwaige Versuche Trumps, mit spektakulären innen- oder außenpolitischen Abenteuern doch noch auf den letzten Metern das Ruder in seinem Sinne herumreißen zu wollen. Und zum anderen wäre es als starkes Signal im Sinne der demokratischen Verfassung und deren Wehrhaftigkeit zu werten.

Gegen einen solchen Versuch könnte man hingegen einwenden, dass Trump damit eine dann dankbar angenommene Opferrolle zufallen könnte. Seine verbalen, wohl aus rein egoistischen Motiven gespeisten Angriffe gegen das sogenannte Establishment bekämen damit in den Augen seiner Anhänger neue Nahrung, ebenso wie sein gezieltes Narrativ von systemischem Wahlbetrug zulasten seiner Person. Das Ergebnis einer solchen weiteren Spaltung – dies auf kurze wie vor allem auf lange Sicht – wäre völlig offen.

Die zentrale Frage rechtlicher, moralischer wie auch taktischer Natur lautet also: Jetzt stillhalten und auf eine reibungslose Amtsübergabe hoffen, oder Schlimmeres verhüten und die Grenzen der Toleranz in einer Demokratie kraftvoll aufzeigen. Wie generell in den letzten vier Jahren fällt dabei der republikanischen Partei und ihren Spitzenrepräsentanten eine Schlüsselrolle zu. Sie sind es, die nun wieder einmal zwischen ihren Interessen und ihrer Überzeugung entscheiden müssen.


Umfrage

Sollte jetzt noch versucht werden, Trump seines Amtes zu entheben?

  • ja:
    78.57%
  • nein:
    21.43%

Kommentare (1)

  • Lothar Boeven vom 14.01.2021 um 22:13
    Trump wird bis zum 20. Januar Präsident bleiben. Eine vorzeitige Amtsenthebung ist technisch sicherlich nicht machbar.

    Ob das Impeachmentverfahren, das ja erst nach der Amtsübergabe fortgesetzt wird, Erfolg hat, ist auch zweifelhaft. Es wird wohl nicht genügend Befürworter seitens der Republikaner im Senat geben. Damit hat dieses Verfahren nur symbolischen Charakter.

    Die Schuld Trumps an den Vorfällen vom 6. Januar im Kapitol sollte von den Strafverfolgungsbehörden untersucht werden Law und Order gilt auch für den Präsidenten, und dementsprechend ist dann ein Urteil zu fällen.

    Trump wird sicherlich auch nach der Amtsübergabe politische aktiv bleiben und agitieren. Er hat immer noch eine große Anhängerschaft und es ist doch bemerkenswert, ja beängstigend, dass fast jeder zweite Wähler der Republikaner den Sturm auf das Kapitol befürwortet. Daran ändert ein Amtsenthebungsverfahren nichts und führt wohl eher dazu, dass Trump als Martyrer stilisiert wird.

    Bleibt zu hoffen, dass die Demokratie dies regelt.

Bitte einloggen um einen neuen Kommentar zu verfassen.
zum Login

Noch nicht registriert?
zur Registrierung

Letzte News

  • 23Apr
    Nutze Deine Stimme bei der Europa-Wahl

    Nutze Deine Stimme bei der Europa-Wahl - Entschieden und entschlossen gegen Manipulation

    Am Sonntag, dem 9. Juni findet in Deutschland, die Wahl zum Europäischen Parlament statt. In den anderen 26 Staaten der Europäischen Union (EU) beginnen die Wahlen am 6. Juni. Rund 350 Millionen Bürgerinnen und Bürger und können in unmittelbarer, freier und geheimer Wahl ihre Stimme abgeben. In Deutschland sind es etwa 64,9 Millionen, davon etwa 5,1 Millionen Erstwähler ab 16 Jahren. 720 Europaabgeordnete…

  • 15Apr
    Alte Bedrohungen mit neuen Mittel - 10. Sicherheitspol. Bodenseekongress

    Dieser fand am 13. April in Friedrichshafen im Graf-Zeppelin-Haus statt. Die renommierte drei Länder Veranstaltung sicherheitspolitischer, militärischer und wehrtechnischer Organisationen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz widmete sich dem aktuellen Thema: Der Ukraine-Krieg und seine Folgen für Europa – militärisch, politisch und ökonomisch. Die militärische Sicht und Lagebeurteilung, des nun schon über zwei Jahre währenden Krieges, nahm Generalleutnant Mag. Bruno Günter Hofbauer vor.…

  • 15Apr
    Schwedens Mehrwert für die NATO - Das 32. Mitglied im Atlantischen Bündnis

    Der schwedische Premierminister Ulf Kristersson hatte mit seinem Außenminister Tobias Billström die Beitrittsurkunde seines Landes zur NATO bereits im März in Washington hinterlegt. Billström ist weiterhin unterwegs, die die Abkehr von der faktischen Neutralität Schwedens nach mehr als 200 Jahren zu begründen und den Gewinn für das atlantische Bündnis zu erläutern.

    Hierzu hatte die schwedische Botschaft in Berlin gemeinsam mit der HERTIE School zu einer Veranstaltung mit ihm Ende März…

  • 25Mar
    4. April 2024 – 75 Jahre NATO. Gemeinsinn und Neuausrichtung ist nötig

    Das 75-jährige Bestehen der North Atlantic Treaty Organisation (NATO) wäre ein guter Grund zum Feiern. Doch die sicherheitspolitische Lage in der Welt, besonders die Kriege in der Ukraine und in Gaza, sind kein Grund dafür. Die NATO ist mit Finnland (4. April 2023) und Schweden (7. März 2024) auf 32 Nationen angewachsen. Aktueller Anlass war die „Spezialoperation“ der russischen Föderation am 24. Februar 2022 in die Ukraine. Seit Wladimir Putin am 18. März 2024 wieder zum Präsidenten gewählt…

  • 12Mar
    Zypern – Ausgangspunkt für Gaza-Hilfe

    „Open Arms“ mit Hilfsgütern unterwegs

    Wieder einmal steht die östliche Mittelmeerinsel Zypern im öffentlichen Interesse.  Von der Hafenstadt Larnaka, im Südosten der Insel, ist das erste Schiff mit Hilfslieferungen Richtung Gaza in See gestochen. Die „Open Arms“, gehört einer spanischen Hilfsorganisation ist mit 200 Tonnen Nahrungsmitteln, Wasser und Medikamenten unterwegs. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und der zyprische Präsident Nikos Christodoulides waren die Antreiber für…

  • 23Feb
    Wir wählen die Freiheit – Motto bei „Cafe Kyiv“ / Die Zukunft der Ukraine in Europa

    Wir wählen die Freiheit – Motto bei „Cafe Kyiv“

    Die Zukunft der Ukraine in Europa

    „Cafe Kyiv – Wir wählen die Freiheit“: unter diesem Motto veranstaltete die Konrad-Adenauer-Stiftung am 19. Februar mit 30 Partnerorganisationen, u.a. auch der Gesellschaft für Sicherheitspolitik, im Colosseum in Berlin zum zweiten Male nach 2023 ein vielseitiges Programm mit Workshops, Diskussionen, Salons und kulturellen Aktivitäten.  Themen wie Freiheit, Europa, Sicherheit und Wiederaufbau der Ukraine standen…

  • 17Feb
  • 16Feb
    Furor und Harmonie. Die Kunst der Diplomatie.

    60. Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) - Furor und Harmonie. Die Kunst der Diplomatie.

    Antonio Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, wird die 60. Münchner Sicherheitskonferenz (MSC) eröffnen. Sie findet vom 16. bis 18. Februar 2024 statt. Für das Jubiläum hat sie ihrem Kürzel-Logo eine 60 beigefügt. Gründer dieser sicherheitspolitischen Konferenz war Ewald-Heinrich von Kleist.  Unter dem Namen „Wehrkundetagung“ wurde sie 1963 erstmals in München ausgerichtet. Teilnehmer waren u.a.…

  • 03Feb
    BM Christian Lindner bestätigt Zwei-Prozent-Ziel für Vtdg-Haushalt bis 2028

     

    Der „Hüter der Schuldenbremse“ Bundesfinanzminister Christian Lindner bestätigt das Zwei-Prozent-Ziel für den Verteidigungsetat, trotz massiver Budgetzwänge, in der mittelfristigen Haushaltsplanung. Im Interview beim diesjährigen Gipfel der Weltmarktführer in Schwäbisch Hall am 1. Februar bekräftigte Bundesfinanzminister Lindner das Vorhaben der Bundesregierung, bei den Beratungen für den Haushalt 2025 zur mittelfristigen Budgetplanung bis 2028 zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) für…

  • 30Jan
    General a.D. Hartmut Bagger, Präsident der Gesellschaft 1999/2000, verstorben

    Hartmut Bagger, Präsident der Gesellschaft 1999/2000, verstorben

     

    30. Januar 2024 Von Peter E. Uhde

     

    Vergangenen Freitag, den 26. Januar 2024 ist General Hartmut Bagger in Meckenheim verstorben. Am 8. Februar 1996 wurde er Nachfolger von General Klaus Naumann, der zum Vorsitzenden des NATO-Militärausschuss in Brüssel gewählt wurde.

    Damit erreichte die Karriere des am 17. Juli 1938 in Braunsberg/Ostpreußen geborenen ihren Höhepunkt. Ende des Krieges aus seiner Heimat vor dem russischen…

GESELLSCHAFT FÜR SICHERHEITSPOLITIK E.V.

Vereinsregister-Nr. 5684
beim Amtsgericht Bonn

KONTAKT

Hauptstadtbüro:              
Reichstagufer 14, 10117 Berlin  
Tel.: +49 (0) 30 20648549
praesident©gsp-sipo.de

Geschäftsstelle Bonn:  
Wenzelgasse 42, 53111 Bonn
Tel.: +49 (0) 228 - 652556
Fax: +49 (0) 228 - 658093
geschaeftsstelle©gsp-sipo.de

GEMEINNÜTZIGKEIT

Die GSP e.V. ist  als gemeinnützig und spendenfähig anerkannt worden.

 

 

 

©  Gesellschaft für Sicherheitpolitik e.V.