Berlin ist seit Ende des Zweiten Weltkrieges eine in vier Sektoren geteilte Stadt. Schon 1946 wachsen die Spannungen zwischen den Alliierten und der Sowjetunion. Mit Beginn der Abriegelung der Land- und Wasserwege nach Berlin erreichen sie ab 19. Juni ihren Höhepunkt. Deren Benutzung ist jedoch für die Versorgung der Bevölkerung lebensnotwendig. Während der Blockade organisieren die Alliierten die größte Luftbrücke seit Ende des Zweiten Weltkrieges, um die Bewohner in den Westsektoren mit Lebensmitteln, Heizmaterial und dringend benötigten Ersatzteilen für Maschinen zu versorgen. Am 12. Mai 1949 endet die Blockade. Berlin bleibt aber weiter Frontstadt des kalten Krieges.
Während sich in West-Berlin und in der 1949 gegründeten Bundesrepublik die Lebensbedingungen verbessern, verschlechtern sich diese in Ost-Berlin und der DDR. Am 17. Juni 1953 beginnt in Berlin der Volksaufstand. Er greift auf 500 Orten in der der DDR über. Mit Hilfe sowjetischer Truppen wird er blutig niedergeschlagen. Erst am 21./22. Juni sind „Ruhe und Ordnung“ in Ost-Berlin wieder hergestellt. Zum Gedenken an den Aufstand und die Opfer wird der 17. Juni in der Bundesrepublik zum Tag der Deutschen Einheit erklärt. Er bleibt es bis zum Tag der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990.
Am 1. Mai 1960 wird über der Sowjetunion das amerikanische Aufklärungsflugzeug vom Typ U-2 abgeschossen. Der Pilot Gary Powers kann sich mit dem Fallschirm retten, gerät aber in sowjetische Gefangenschaft. Für Mitte Mai war eigentlich die Fortsetzung der Gespräche über den Status von Berlin in Paris geplant. Die Konferenz endet bevor sie richtig begonnen hatte. Der sowjetische Generalsekretär Nikita S. Chruschtschow schließt weitere Status- verhandlungen für die nächsten sechs bis acht Monat aus.
Am 20. Januar 1961 löst der demokratische Senator John F. Kennedy den Republikaner Dwight D. Eisenhower als Präsident ab. In Wien finden am 3. und 4. Juni Gespräche zwischen dem Generalsekretär und dem Präsidenten statt. Chruschtschow legt ein Ultimatum zur Aufhebung des Viermächtestatus für Berlin vor. West- Berlin soll „Freie Stadt“ werde. Bei Ablehnung droht Moskau u.a. mit einem separaten Friedensvertrag mit Ost-Berlin. Kennedy geht nicht auf die Forderungen ein.
In der DDR-Nomenklatura gibt es schon länger Überlegungen Übergänge in Berlin zu schließen, Gerüchte darüber kursieren. Staatsratsvorsitzender Walter Ulbricht erklärt aber in einer Pressekonferenz am 15. Juni: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Am 25. Juli bestätigt Kennedy, die vom NATO-Rat formulierten drei „essentials“ für Berlin: die Anwesenheit der westlichen Truppen, die Freiheit der Zugangswege von und nach Berlin und die Freiheit und Lebensfähigkeit der Stadt müssen sichergestellt sein.
Inzwischen haben sich die ökonomischen Lebensbedingungen im Ostsektor und in der DDR weiter verschlechtert. Die Anzahl der Flüchtenden wächst ständig. Seit DDR-Gründung im Oktober 1949 hatten etwa 2,6 Millionen, rund 15 Prozent der Bevölkerung, die Hälfte jünger als 25 Jahre, die DDR über West-Berlin verlassen. Das „Ausbluten“ der DDR ist abzusehen.
Vom 3.bis 5. August 1961 treffen sich die Parteichefs des Warschauer Paktes (WP) in Moskau. Hierbei wird der DDR erlaubt, „…Kontrolle(n) an den Grenzen der Deutschen Demokratischen Republik einschließlich der Grenzen zu den Westsektoren von Groß-Berlin einzuführen, wie sie an den Grenzen jedes souveränen Staates üblich sind.“ Mit diesem Freibrief kann Ulbricht handeln und weiß sich der Rückendeckung bei politischen Konfrontationen sicher. Der „antifaschistische“ und „antiimperialistische Schutzwall“ kann nun in die Tat umgesetzt werden. Dieses Vorhaben, zuständig ist Politbüro Mitglied Erich Honecker, wird unter strengster Geheimhaltung vorbereitet. Zustände wie am 17. Juni 1953 sollen vermieden werden.
Der 12./13. August ist ein schönes Sommerwochenende. Viele Berliner haben die Stadt verlassen und genießen es außerhalb. Sie ahnen nicht, was ihnen bevorsteht. Kurz nach 1 Uhr Sonntagnacht rücken Grenzpolizisten und Angehörige von Kampfgruppen bis an die Sektorengrenze vor. Sie errichten Stacheldrahtbarrieren und stellen „Spanische Reiter“ auf. Mit Tausenden von Hohlblocksteinen wird eine provisorische Mauer errichtet. Die Länge der Sektorengrenze beträgt etwa 45 Kilometer, zum Umland sind es etwa 160 Kilometer. Am 13. vormittags beträgt die Einsatzstärke ca. 5.000 Grenz- und 5.000 Schutz- und Bereitschaftspolizisten, hinzu kommen noch ca. 4.500 Angehörige von Kampfgruppen. In Alarmbereitschaft sind die 1. und die 8. Motorisierte-Schützendivision in Potsdam und Schwerin.
Der S- und U-Bahnverkehr zwischen Ost- und West-Berlin wird eingestellt. Den Ostfunktionären ist eine vollkommene Überraschung gelungen. Proteste der drei westlichen Stadtkommandanten und Reaktionen aus deren Hauptstädten brauchen bis zu 72 Stunden. Die Verlegung einer amerikanischen Kampfgruppe von 1.500 Mann auf dem Landweg nach Berlin verstärkt die Garnison. Vizepräsident Lyndon B. Johnson und General Lucius D. Clay, den Berlinern aus der Zeit der Luftbrücke gut bekannt, kommen nach Berlin und bestärken symbolisch den Beistand der Alliierten. Aber auch sie ändern nichts an den geschaffenen Tatsachen. Die DDR-Führung sieht sich durch diese Reaktionen in ihrer Beurteilung bestätigt, dass sie am weiteren Ausbau nicht gehindert würden. Die Einführung der Passierscheinpflicht am 23. August 1961 und die Reduzierung auf sieben Grenzübergänge machen die Abriegelung immer vollkommener. Bundeskanzler Konrad Adenauer will die prekäre Situation nicht anheizen. Erst am 23. August fliegt er nach Berlin. Auf Verständnis stößt sein Verhalten nicht.
Am 27./28. Oktober stehen sich am Checkpoint Charlie amerikanische und sowjetische Kampfpanzer direkt gegenüber. Mitten in Berlin liegt die Lunte am Pulverfass. Erst allmählich entspannt sich die Situation, die Situation der Stadtabriegelung wird aber hingenommen.
Ein Jahr später, am 17. August 1962, wird der 18-jährige Bauarbeiter Peter Fechter bei einem Fluchtversuch in der Nähe des Grenzübergang Friedrichstraße angeschossen, bleibt auf ostdeutschem Gebiet liegen und verblutet an seinen Schussverletzungen. Das geschieht unter den Augen der Westberliner Polizei und der alliierten Soldaten. Ihnen ist verboten einzugreifen. Erst nach Stunden wird der Tote weggebracht. Mindestens 140 Menschen verlieren ihr Leben an der Mauer.
Der Tod Peter Fechters war der Auslöser für eine Wende der Berlin Politik. Willy Brandt, Regierender Bürgermeister, kündigte am 6. September an, zu versuchen, „wenigstens ein Minimum an Personenverkehr in beide Richtungen zu erreichen. „Wandel durch Annäherung“ ist dann die Entspannungsformel der nächsten Jahre. Mit dem Abschluss eines „Passierscheinprotokolls“ können sich Weihnachten/Neujahr 1964 erstmals Bewohner beiderseits der Mauer wieder besuchen.
15 Jahre später, am 9. November 1989, geschieht etwas Unvorhergesehenes. Auf einer Pressekonferenz verkündet der Informationssekretär des SED-Zentralkomitees, Günter Schabowski, dass „ab sofort, unverzüglich“ jeder DDR-Bürger über sämtliche Grenzübergänge nach West-Berlin und in die Bundesrepublik reisen kann. Noch in der kalten Novembernacht feiern die Berliner ein rauschendes Fest des Wiedersehens. Heute finden Berlinbesucher nur noch Reste der 28 Jahre, zwei Monate und 28 Tage existierenden Mauer. Wer sich einen Überblick über deren Verlauf verschaffen will, kann das im Mauermuseum, Haus am Checkpoint Charlie in der Friedrichstraße machen.