Zur Erinnerung an den 100. Geburtstag von Ewald-Heinrich von Kleist

Zur Erinnerung an den 100. Geburtstag von Ewald-Heinrich von Kleist

Am 10. Juli 1922 wurde Ewald-Heinrich von Kleist in Schmenzin (Vorpommern) geboren. Er war 1952 einer der Mitgründer der Gesellschaft für Wehrkunde (GfW). Die Gründung fand in München statt. Die heutige Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) wird am 5. Oktober 2022 mit einem Festakt im Maximilianeum in München an die Gründung vor 70 Jahren erinnern.   

Der Vater Ewald von Kleist-Schmenzin wird im Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler verhaftet und am 9. April 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Die von Kleist sind eine alte preußische Adelsfamilie, in deren Stammbaum u.a. der Dichter Heinrich von Kleist zu finden ist.

Nach dem Abitur absolvierte Ewald-Heinrich von Kleist eine Landwirtschaftslehre und trat am 1. August 1941 als Fahnenjunker in das Infanterie-Regiment 9 in Potsdam ein. Am 1. Dezember 1942 erfolgte seine Beförderung zum Leutnant. In diesem Traditionsregiment dienten viele preußische Adlige, die beim Attentat vom 20. Juli 1944 entscheidende Rollen spielten.

Oberst i.G. Claus Schenk Graf von Stauffenberg gelang es im Januar 1944 von Kleist für ein Attentat auf Hitler zu gewinnen. Am 11. Februar 1944 sollte Hitler bei einer Uniformvorführung umgebracht werden. Der damalige Leutnant von Kleist war bereit sein Leben einzusetzen. Die Vorführung wurde aber abgesagt und so verging die Gelegenheit die Attentatsplanung in die Tat umzusetzen.

Graf von Stauffenberg zündete am 20. Juli 1944 in der Lagebaracke des Führerhauptquartiers „Wolfsschanze“, in der Nähe von Rastenburg in Ostpreußen, eine Sprengbombe. Daraufhin wurde in Berlin der Plan „Walküre“ ausgelöst. Oberleutnant von Kleist war als Ordonnanzoffizier in den Bendlerblock kommandiert, Dienstsitz des Allgemeinen Heeresamt des Oberkommandos des Heeres.  Hier erlebte er die dramatischen Stunden der Niederschlagung des Attentats. Wie viele andere Offiziere wurde auch er verhaftet. Eine Beteiligung an den Attentatsplänen konnte ihm aber nicht nachgewiesen werden. Er wurde verhaftet und aus der Wehrmacht ausgestoßen. Mit gefälschten Militärpapieren geriet er im Mai 1945 in Italien in amerikanische Gefangenschaft.

Nach Kriegsende begann er ein Studium der Rechte und Staatswirtschaft an der Universität in München, das er abbrach. Danach absolvierte er eine kaufmännische Lehre und arbeitete als Prokurist bei einer Handelsfirma, später führte er seinen eigenen juristischen Verlag.

1952 war er Mitbegründer und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Wehrkunde (GfW) in München. Die Mitglieder vertraten die Westintegration der Bundesrepublik Deutschland und die Wiederbewaffnung in einem westlichen Bündnis.  Im Angesicht der Kubakrise rief er 1962 die I. Internationale Wehrkundetagung ins Leben. Diese, seither jährlich stattfindende Tagung von internationalen Sicherheitsexperten, findet traditionsgemäß in München statt.  

Heute firmiert sie unter dem Namen Münchener Sicherheitskonferenz (MSC). Ewald-Heinrich von Kleist leitete das Gremium bis 1998. Im Jahr 2009 wurde zum ersten Mal der Ewald-von-Kleist-Preis verliehen, der seinen Namen trägt. In diesem Jahr bekam ihn der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger, der am 27. Mai seinen 99sten Geburtstag feiern konnte. 2022 wurde der NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg mit dem Preis geehrt.

Von Oktober 1962 bis Ende 1990 war von Kleist auch Herausgeber der Zeitschrift Wehrkunde bzw. Europäische Wehrkunde, dem Organ der GfW. Heute heißt die Zeitschrift Europäische Sicherheit & Technik.

1997 wurde Ewald-Heinrich von Kleist die Manfred-Wörner-Medaille verliehen. Mit dieser Auszeichnung, sie erinnert an den verstorbenen Bundesminister der Verteidigung (1982-1988) und NATO-Generalsekretär (1988-1994) Manfred Wörner, werden Persönlichkeiten geehrt, die sich „in besonderer Weise um Frieden und Freiheit in Europa verdient gemacht haben“. 2010, am 66. Jahrestag des Attentats auf Hitler war er Gastredner beim Feierlichen Gelöbnis von Rekruten der Bundeswehr. Das Zeremoniell fand auf dem Platz der Republik vor dem Reichstagsgebäude in Berlin statt.

„Ewald-Heinrich von Kleist erinnert an die Gründerjahre“ ist anlässlich des 60-jähigen Bestehens der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik im Programm zu lesen. Der Festakt fand am 7. März 2012 in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft statt. Die Gäste in Berlin mussten bedauerlicherweise auf ihn verzichten. Sein Flug von München fand nicht statt.

Zur Vollendung des 90. Lebensjahres 2012 konnte die damalige Präsidentin Ulrike Merten dem Jubilar noch die Glückwünsche der Gesellschaft übermitteln. Am 8. März 2013 verstarb der letzte Zeitzeuge des gescheiterten Attentats vom 20. Juli 1944.

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