Sektion Bonn

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Dienstag, 22.11.2022 - 19:00

Die gegenwärtige Deutsche Marine als Instrument der Außenpolitik

Vortrag (Präsenz) + Webinar
Referent: Moritz Brake , Kapitänleutnant

Der Referent Kapitänleutnant Dr. Moritz Brake


Joachim Schulz, Anna Kathrina Hofmann (CASSIS), KptLt Dr. Moritz Brake, Roland Heckenlauer und Richard Rohde (v.l.n.r.) Fotos: Copyright: Richard Rohde

 

Berichterstattung zum Vortrag „Die gegenwärtige Deutsche Marine als Instrument der Außenpolitik“

Kapitänleutnant Dr. Moritz Brake trug in einer hybriden Kooperationsveranstaltung (ca. 80 Teilnehmer; 35 präsent oder 45 per Zoom) der GSP und des „Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies“ (CASSIS) der Uni Bonn zum Thema „Die gegenwärtige Deutsche Marine als Instrument der Außenpolitik“ vor. Der Vortragende leitete mit einer grundsätzlichen Betrachtung zur Rolle der Marine als wichtigem Gestaltungsmittel der Politik ein. Dieses gelte auch für die eher traditionelle Landmacht Deutschland und seine Handlungsmöglichkeiten auf dem Meer. Marine diene somit als Machtmittel auch der Diplomatie zur Verfolgung und Umsetzung nationaler Interessen. Dieses müsse eingebettet sein in eine Gesamtstrategie. Der Vortragende sah einen Dreiklang in den Aufgaben von Marine von (1) Unterstützung (bzw. Behinderung gegnerischer) diplomatischer Initiativen und (2) Operationen an Land sowie (3) dem Schützen bzw. Unterbrechen von Seehandelswegen. Der Hauptauftrag von Seestreitkräften bleibe aber der bewaffnete Kampf. Kapitänleutnant Dr. Brake stellte fest, dass die (damals) Bundesmarine bis 1990 nichtdem kompletten Dreiklang folgte. Vielmehr war sie einseitig auf Abschreckung und Kriegsführung im Kalten Krieg ausgerichtet. Nach 1990 waren die Einsätze, insbesondere der Schutz der Handelsschifffahrt z. B. im Persischen Golf, aus verfassungsrechtlicher Sicht umstritten (Out-of-Area Debatte). Zugleich stieg der Anspruch an Deutschland im Rahmen der Vereinten Nation, der EU und der NATO weitere Aufgaben zur Ordnung auf See zu übernehmen. Deutschland sah sich aber der vorrangigen Aufgabe der Bewältigung der Kosten und Folgen der Wiedervereinigung gegenüber. Man hat sich mit finanziellen, aber nicht mit militärischen Mitteln an den Operationen beteiligt. Heute stelle für Deutschland der Schutz freier Seewege eine Selbstverständlichkeit für eine auf weltweiten Handel angewiesene Nation dar. Das – so der Referent – sei ein langer Lernprozess von 1990 bis heute gewesen. Sichtbar werde dieses im gestiegenen Umfang der Marine am Gesamtpersonal der Bundeswehr (1990 ca. 7%, heute ca. 15%). Den Lernprozess erläuterte er anhand von Einsätzen der letzten Jahre. Maxime des Handelns war, dass man mit „am Tisch sitzen“ wollte und an Entscheidungen mitwirken konnte. Wesentlicher Meilenstein sei der Terroranschlag vom „11. September 2000“ gewesen. Man wollte substantiell am Kampf gegen den Terror mitwirken, aber nicht mit Kampftruppen am Boden in Afghanistan. Daher beteiligte sich Deutschland mit der Marine an Einsätzen am Horn von Afrika und stellte bis zu 50% der Kräfte. Der Vortragende betonte, dass die Deutsche Marine – verglichen mit dem Heer – sehr geringe Verluste bei diesen Einsätzen zu ertragen hatte. Sie sei auch wenig aufgefallen mit internen Fehlverhalten der Soldaten und insgesamt kostengünstiger als die anderen Teilstreitkräfte bei Einsätzen. Sie stellte somit für die Politik ein geeignetes Mittel zum Handeln dar und sei innenpolitisch besser „zu verkaufen“. In einem weiteren Teil seines Vortrages widmete er sich exemplarisch dem Einsatz bei UNIFIL. Ein Einsatz an Land im Libanon gegenüber Israel sei politisch nicht möglich gewesen; der Schutz des freien Handelns des Libanons zur See war daher eine gute Alternative. Deutschland führte hier zum ersten Mal einen maritimen Blauhelm-Einsatz. Zusammenfassend stellte der Referent fest, dass sich Deutschland heute dem Dreiklang der Aufgaben vollständig widme.

In der anschließenden Diskussion wurden die deutsche Rolle in und der Stellenwert von Bündnissen, die Bedeutung des Indo-Pazifiks (Stichwort: Fregatte „Bayern“), die (möglichen) Schwächen der Marinediplomatie, die multinationale Kooperation und die Rolle von Kampferfahrung vertieft. Zudem wurde Zukunftsperspektiver der Deutschen Marine angerissen. Kapitänleutnant Dr. Brake hat in einem kurzweiligen, dynamischen und erfrischenden Vortrag kompetent und anschaulich die Entwicklung und den heutigen Stellenwert der deutschen Seestreitkräfte dargelegt. Neben wissenschaftlichen Aspekten hat er auch sehr persönliche Eindrücke in seinen Vortrag einfließen lassen. Man merkte dem Vortragende seinen Enthusiasmus und großes Engagement für die Deutsche Marine Sache an. Ein gelungener Abend!

Diese Veranstaltung kann bei YouTube unter Gesellschaft für Sicherheitspolitik nachverfolgt werden. Link

Text: Joachim Schulz, Pressebeauftragter GSP Bonn


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