Sektion Bonn
Konfliktregion Indo-Pazifik - Droht ein neuer heißer Krieg?

Referent: Dr. Bernd Basting

Referent Dr. Basting

Referent mit Teilen des Teams der Sektion Bonn: Christiane Heidbrink (Junge GSP Bonn), Roland Heckenlauer, Claudia Klemm, Joachim Schulz Dr. Basting, Martin Euler, Jakob Ortschig (Junge GSP Bonn) (v.l.)
Nachbericht zum Vortrag „Konfliktregion Indo-Pazifik – Droht ein neuer heißer Krieg?“
Dr. Bernd Basting, Politikwissenschaftler, trug in einer hybriden Veranstaltung (ca. 80 Teilnehmer; 55 präsent und 35 per Zoom) zum Thema „Konfliktregion Indo-Pazifik – Droht ein neuer heißer Krieg?“ vor.
Nach einer einleitenden Betrachtung zu der Rolle und dem Stellenwert des IndoPazifiks in der Weltpolitik lenkte er seine Konzentration auf die vier Hauptakteure in der Region, die zugleich Atommächte seien: Indien, Pakistan, China und den USA.
Indien habe es in kurzer Zeit geschafft, von einem bitterarmen Entwicklungsland zu einer globalen Supermacht aufzusteigen. Politisch, ökonomisch und militärisch stelle es einen bedeutenden Faktor in der Region dar. Es sei daher auch ein angesehener und einflussreicher Partner in internationalen Organisationen und Zusammenschlüssen wie „G-20“, „Quadrilateral Security Dialogue“ (QUAD) oder „Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit“. Dabei betreibe es in diesen politisch unterschiedlich orientierten Organisationen eine Politik der Semi-Balance oder Äquidistanz. Es folgten Ausführungen zur wirtschaftlichen Entwicklung, den militärischen Fähigkeiten sowie dem gespannten Verhältnis zu den Nachbarnationen China und Pakistan.
Die „Islamische Republik Pakistan“ wurde in ihrer wechselnden Rolle als Partner zunächst der USA und aktuell Chinas betrachtet. In pakistanischer Perzeption bestehe eine Konflikt-Konstellation zu Indien und den USA.
In seinen weiteren Ausführungen widmete sich der Vortragende der Volksrepublik China. In einem historischen Exkurs zeigte er die Entwicklung Chinas zu der heutigen Supermacht auf. Besonderes Augenmerk legte er dabei auf die „Belt and Road Initiative“. Er untersuchte hierbei auch die politischen, wirtschaftlichen und militärischen Ambitionen und Einflussmöglichkeiten Chinas in den beteiligten Ländern. Der Vortragende unterstrich den zunehmenden Machtanspruch und das offensive Agieren der Volksrepublik China im Indo-Pazifik.
Die USA als vierter Akteur in der Region sähen China als machtpolitischen, ökonomischen sowie systemischen Konkurrenten und versuchten deshalb dessen Ambitionen einzudämmen, vor allem durch verstärkte maritime Präsenz, dem Schmieden neuer Bündnisse (QUAD) und der Realisierung neuer bilateraler strategischer Partnerschaften (z.B. mit Indien). Hinzu kämen ökonomische Kooperationen mit Staaten Afrikas und Asiens. Die Rolle der USA als Schutzmacht für Taiwan wurde abschließend betrachtet.
Zusammenfassend stellte Dr. Basting fest, dass diese Phase der strategischen Rivalität mit China potentiell in einer „Thukydides-Falle“ (also Kampf einer aufstrebenden gegen eine etablierte Macht) münden könne. Die Wahrscheinlichkeit eines heißen Krieges im Indo-Pazifik sei hoch.
In der anschließenden Diskussion wurden die Ausführungen insbesondere zu Möglichkeiten und Grenzen des politischen, wirtschaftlichen und militärischen Handelns Indiens und Chinas vertieft. Interesse fand auch die mögliche Konstellation kriegerischer Konfrontation und Auseinandersetzung. Die Rolle anderer Akteure in der Region wie Japan oder Nordkorea wurde ebenso angerissen wie die Deutschlands und Europas.
Dr. Basting hat in einem umfassenden Vortrag kenntnisreich, kompetent und anschaulich die Entwicklung und die aktuelle Lage in der Indo-Pazifik-Region dargestellt. Er ließ die Zuhörer an seinem großen persönlichen Erfahrungsschatz aus vielen Reisen und Erlebnissen lebhaft teilnehmen. Seine eigenen Eindrücke, seine Thesen und sein Ausblick auf mögliche militärische Auseinandersetzung gaben Anlass zu angeregter Diskussion.
Fazit: ein gelungener Abend!
Diese Veranstaltung kann bei YouTube unter Gesellschaft für Sicherheitspolitik nachverfolgt werden. Link
Text: Joachim Schulz, Pressebeauftragter GSP Bonn