Sektion Bremen

Sektion Bremen

Dienstag, 20.11.2018 - 08:15

Besuch des Luftwaffentransportgeschwaders 62

Truppenbesuch
Ort: Besuch des Luftwaffentransportgeschwaders 62 - , 31515 Wunstdorf
Organisator: Herr Oberstleutnant a.D. Dipl. Päd. Rüdiger Krause , Sektionsleiter gspbremen@gmail.com
Breslauer Straße 3a, 28876 Oyten  04207 / 688038


Am 20.11.2018 besuchten die Mitglieder der Bremer Sektion der Gesellschaft für Sicherheitspolitik und des Verbands der Reservisten das in Wunstorf stationierte Luftwaffentransportgeschwader 62. Der Verband in Wunstorf ist nach den derzeitigen Planungen des Bundesministeriums für Verteidigung der einzige deutsche Standort der A 400M.

Das Image dieses modernen europäischen Transportfliegers ist beschädigt. Verspätete Auslieferung, Verlust einer Maschine während der Einführungsphase, technische Probleme mit den in England gefertigten Triebwerken, eine schier nicht abreißen wollende Flut von Negativberichten in Presse, Funk und Fernsehen. So war die Spannung, was die Besucher in Wunstorf erwarten würde, doch sehr groß. Neben dem obligaten Geschwaderbriefing war die Besichtigung der A 400 M vorgesehen und der Besuch der Ausbildungswerkstädten, die auf dem Gelände des Flugplatzes betrieben werden.

Bereits beim Betreten der Halle, in dem die A 400 M für die Besuchergruppe bereitgestellt wurde, zeigte sich, dass die Zeit der eingeschränkten Verfüg-barkeit des Fliegers offen-sichtlich der Vergangenheit angehört. Der Blick durch riesige Glasfenster auf das Rollfeld zeigte sechs Maschinen des Typs A 400 M. Der Gruppe wurden Portepeeunteroffiziere der Technischen Gruppe zugeteilt, die die vielen interessierten Fragen der Teilnehmer geduldig und fachlich versiert beantworteten. Ja, natürlich gab und gibt es Probleme. Die Maschine wurde 2015 in die Truppe eingeführt, und sie ist ein technisches Meisterwerk, aber daher auch technisch komplex und herausfordernd. Doch der aktuelle Klarstand von 90 % der z. Zt. 21 ausgelieferten Maschinen spräche für sich. Das ist ein sehr hohes Niveau und keinesfalls jeden Tag so. Doch die Ausbildung des Wartungspersonals und die Zusammenarbeit mit Air Bus, das ein eigenes Team auf dem Fliegerhorst unterhält, trägt Früchte. Auch der intensivierte Austausch mit den anderen Nutzernationen – Frankreich, Spanien und dem Vereinigten Königreich ist zielführend. Für alle Besucher wurde schnell deutlich, wie sehr sich die Soldaten mit diesem Flugzeug identifizieren. Sie strichen besonders heraus, welch einen Quantensprung die Transportflieger der Bundeswehr mit diesem Flugzeug gemacht haben.

Wie sein Vorgänger, die Transall, kann nach Abschluss der Zertifizierung auf provisorischen Pisten starten und landen. Die Reichweite liegt je nach Zuladung zwischen 3.300 Km und 8.700 km und übertrifft die Transall um ein Vielfaches. Ebenso hat die A 400m mit 37to. Zuladung mehr als das Doppelte des Vorgängermodells. Die Steigerung von Reichweite und Zuladung und verschiedene Missionspakete erweitern das Einsatzspektrum der A 400M erheblich. Als Truppen- oder Materialtransporter eingesetzt finden 116 Soldaten, die auch im Sprungdienst abgesetzt werden können, in dem riesigen Flieger Platz. Ausrüstung und Gerät bis zur Größe eines Schützenpanzers kann transportiert werden. Rüstsätze erlauben den Einsatz für Luftbetankungen von Jet- und Propellermaschinen. Vier Rüstsätze werden für sogenannte MEDEVAC Einsätze, den Transport Schwerstverletzter, vorgehalten. Dabei können bis zu sechs Patienten von einem 11-köpfigen Team während der Verlegung medizinisch intensiv betreut werden. Die A 400 M erweitert damit die bereits durch die Transall und den A310 MRTT abgebildeten Fähigkeiten. Das „Armoring Kit“ genannte Selbstschutzpaket ermöglicht einen wirksamen Schutz gegen infrarotgelenkte Boden-Luft-Flugkörper.

Die Gruppe erfuhr aber nicht nur die technischen Daten, sondern auch, wo die Maschine sich bewährt hat oder wo öffentlichkeitswirksame Pannen auftraten. Hervorstechend war der mit der A 400 M vorgesehene Rückflug der Bundesministerin für Verteidigung aus Litauen am 07. Februar 2017. Er fiel wegen eines Hydraulikschadens aus. Die Ministerin flog mit der Transall zurück. Dennoch bewährte sich das Flugzeug. Dafür sprechen die erfolgreichen Missionen. Im Februar 2016 wird das Deutsche Einsatzkontingent erstmals mit der A 400M angeflogen, seit November 2018 steht das malischen Gao regelmäßig auf dem Flugplan, ebenso wie Afghanistan und das EUNAVFOR Atlanta Kontingent in Djibouti. Auch die deutschen Kräfte in Jordanien werden durch den Transportflieger versorgt.

Nach dem verehrenden Hurrikan Irma setzte das Europäische Lufttransportkommando (European Air Transport Command (EATC)) im Herbst 2017 britische, französische und zwei deutsche Maschinen des Typs A 400M ein, um die Versorgung und die Evakuierungen aus dem Katastrophengebiet zu unterstützen.


Welche enormen Herausforderungen die Techniker meistern müssen, wurde besonders bei dem Besuch der auf dem Fliegerhorst befindlichen zivilen Ausbildungsstätten deutlich. Hier werden die Grundlagen für die flugzeugtechnische Wartung und Instandhaltung in den Bereichen Mechanik und Elektronik gelegt. Natürlich hatten die Besucher zahlreiche Fragen an die Ausbildungsmeister, die nicht ohne Stolz von ihrer Arbeit berichteten. In vier Lehrjahren werden pro Jahrgang ca. 120 Flugzeugmechaniker und Fluggeräteelektroniker ausgebildet. Damit sind diese Lehreinrichtungen die größten Ausbilder in diesem Bereich in Norddeutschland. Die Auszubildenden entscheiden nach der Ausbildung, ob sie sich bei der Bundeswehr bewerben oder weiter im zivilen Bereich tätig werden wollen, ca. ein Drittel entscheidet sich für die Uniform.

Der Besuch wurde traditionell durch einen Besuch in der Betreuungsgesell- schaft des Standorts in geselliger Runde abgeschlossen. Das Fazit? Pannenvogel, das scheint nicht mehr zutreffend zu sein. Diese Bewertung teilt die Besuchergruppe mit der FAZ (http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/der-einstige-pannenvogel-a400m-wird-langsam-nuetzlich-15716784.html). Wundervogel? Neben den erheblichen Verbesserungen im Bereich des Lufttransportes mit all seinen Fassetten sind es die Flugleistungen die diesen Begriff rechtfertigen würden. (https://www.youtube.com/watch?v=fRtOGJTqjkQ). Tatsächlich steht am Ende dieses interessanten Ausfluges die Erkenntnis, dass die Einführung technisch komplexer Systeme für jede Organisation eine enorme Herausforderung darstellt, doch die Schwierigkeiten der Einführungsphase scheinen überwunden.

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