Sektion Celle

Sektion Celle

Dienstag, 19.11.2019 - 19:00

Radikal vs. Extrem – Wie viel „radikal“ muss eine Demokratie ertragen?

mit Karl Schenk Graf von Stauffenberg

Am 20. Juli 2019 jährte sich zum 75. Mal das Attentat von Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf Hitler, ausgeführt bei einer Besprechung im Führerhauptquartier Wolfsschanze. Das Attentat scheiterte und damit auch der geplante Staatsstreich, die „Operation Walküre“. Die meisten der daran beteiligten Offiziere und viele Zivilisten, Frauen und Männer, bezahlten dies mit dem Leben. Es kam zu einem Schauprozess und zu Sippenhaft.
In Deutschland versucht die „neue Rechte“ das Erbe des Widerstands für sich zu nutzen und zu einem „Aufstand des Deutschtums“ umzudeuten. In der Wahrnehmung dieser Entwicklung kommen wir nicht umhin, uns mit den Begriffen radikal“ und „extrem“ intensiv auseinanderzusetzen. Sind radikale Forderungen bereits extrem und müssen im Interesse des Bestandes der freiheitlich-demokratischen Grundordnung bekämpft werden? Oder, anders gefragt: Wie viel „radikal“ muss eine Demokratie ertragen?
Vortrag und Diskussion
Ort: Waldgaststätte Eckernworth - Hermann-Löns-Straße 19 , 29664 Walsrode
Organisator: Herr Kapitänleutnant d.R. Heiko Wolff , Sektionsleiter heiko.wolff@gsp-sipo.de
Lüneburger Heerstraße 63 A, 29223 Celle  05141 / 978808


Text: David Guttmann, Heiko Wolff

Fotos: David Guttmann, Heiko Wolff (Die Beteiligten wurden auf die EU-DSGVO hingewiesen und sind mit einer Veröffentlichung einverstanden.)

„Radikal vs. Extrem – Wie viel Radikal verträgt eine Demokratie?“

oder  “Der 20. Juli 1944 – Was können wir daraus lernen?“

Gemeinsame Veranstaltung der Friedrich-Naumann-Stiftung, der Rudolf-von-Bennigsen-Stiftung, dem Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V., Kreisgruppe Celle und der Gesellschaft für Sicherheitspolitik e.V., Sektion Celle.

Diese Veranstaltung im Landhaus Eckernworth in Walsrode hatte es in sich. Denn, nachdem sich 130 Teilnehmer angemeldet hatten, wurden es am Ende ca. 150 Teilnehmer und der Saal platzte aus allen Nähten. Warum war das so? Maßgeblich lag es am Namen des Referenten: Karl Schenk Graf von Stauffenberg, Enkel von Claus Schenk Graf von Stauffenberg.

Moderator Christoph Giesa stellte zunächst die Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit vor. Die Stiftung ist nach eigener Einschätzung „die Stiftung für liberale Politik in der Bundesrepublik Deutschland. Sie will dazu beitragen, dem Prinzip Freiheit in Menschenwürde in allen Bereichen der Gesellschaft Geltung zu verschaffen und politische Bildung zu vermitteln – in Deutschland wie auch zusammen mit den Partnern im Ausland.“

Danach folgten Grußworte von Tanja Kühne, Fraktionsvorsitzende der FDP im Kreistag Heidekreis und Mitglied in der Reservistenkameradschaft Fallingbostel-Walsrode, die diesen Abend erst in die Wege geleitet hatte. Sie berichtete als Politikerin von Schlüsselmomenten in den letzten Monaten, die sie dazu brachten diese Veranstaltung mit zu organisieren. „Der zunehmende Antisemitismus in Deutschland ist ein Schlag ins Gesicht der bürgerlichen Gesellschaft“ waren unter anderem ihre Worte.

Sie übergab sodann das Mikrofon an Stabsfeldwebel d.R Tim Steinmetz, Vorsitzender der Kreisgruppe Celle im Reservistenverband, sowie an Kapitänleutnant d.R. Heiko Wolff, der als Sektionsleiter Celle die GSP vertrat. Beide begrüßten die vielen Teilnehmer und dankten Tanja Kühne und dem Referenten vorab für diesen noch interessant werdenden Abendvortrag.

Nach diesen einleitenden Worten begann  der Vortrag von Karl Schenk Graf von Stauffenberg unter großem Beifall. Man merkte sofort, dass er sich nicht als besonderen Menschen ansieht, sondern als einen Bürger der Mitte unter uns.

Er begann mit privaten Einblicken zum 20. Juli 1944 und, dass er das Glück hatte, viele „richtige Darstellungen“ seiner Großmutter Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg, Ehefrau des bekannten Claus Schenk Graf von Stauffenberg, bis zu ihrem Tod im Jahr 2006 zu erfahren. Mit der Frage „20. Juli 1944 - Was können wir daraus lernen?“ kam er sogleich zu seiner Kernthese: „Wir alle haben eine Verantwortung in der Gesellschaft.“

Der Anschlag auf Hitler jährte sich in diesem Jahr zum 75. Mal. Der Vater des Referenten war sechs Jahre alt, als sein Großvater am Bendlerblock in Berlin hingerichtet wurde. Sein Großvater war nicht der einzige, der diesen Anschlag durchführte. Hitler hatte damals gesagt, dass es eine „kleine Clique“ gewesen sei, die den Anschlag ausgeführt hatte. Dem war aber nicht so. Denn es waren ca. 200 – 400 Mittäter aus einem Querschnitt der Gesellschaft. Sein Großvater war bekennender Soldat. Er hatte als Offizier der Wehrmacht den Anschlag nur mit ausgeführt, weil er weiteren Schaden von der Wehrmacht und dem deutschen Volk abwenden wollte und wusste, dass der Krieg verloren war.

Damals war es so, dass Soldaten und Offiziere nicht politisch denken, sondern nur Befehle ausführen sollten. Dies könne man mit der heutigen Zeit nicht vergleichen. Dann startete er mit einem flammenden Aufruf in den Saal:  "Frieden und Freiheit in Deutschland ist keine normale Sache. Frieden und Freiheit kommt nicht durch Politiker, sondern durch UNS ALLE. Die Bundeswehr und die Reservisten in Deutschland sind heutzutage für die Freiheit sehr wichtig. Leider erfahren Sie viel zu wenig Wertschätzung im Volk. Das haben sie aber verdient." Darauf gab es großen Applaus der Teilnehmer.

Die Zuhörer konnten dann u. a. noch folgende prägnante Sätze hören: „Mein Großvater ist kein Held. Helden sind eventuell Superman, Batman, Spiderman etc. in Kinofilmen. Ein Mensch kann ein Vorbild sein, aber kein Held.“ Der Abend endete mit einer Podiumsdiskussion bei der sich viele Anwesende aktiv einbrachten. Karl Schenk Graf von Stauffenberg beantworte jede einzelne Frage und beendete den Abend mit weiteren privaten Einblicken in die Geschichte der Familie. Denn eigentlich wäre der Dozent heute Abend gar nicht anwesend gewesen, wenn der Wunsch des SA- und SS-Führers Heinrich Himmler nach dem Attentat in Erfüllung gegangen wäre. Er wollte die Familie Stauffenberg nach dem Attentat komplett „ausrotten“. Aber aufgrund sehr glücklicher Umstände sei die Familie Stauffenberg noch am Leben und kämpft heute die Demokratie und gegen Nationalismus.

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