Sektion Delmenhorst

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Mittwoch, 25.09.2019 - 19:30

Deutschland und Litauen: Bilaterale Beziehungen und sicherheitspolitische Aspekte

Die Republik Litauen mit direkter Grenze zu russischem Gebiet arbeitet als NATO- und EU-Mitglied eng mit Deutschland zusammen, rüstet seine Streitkräfte mit Waffen und Gerät aus deutscher Produktion aus und ist Gastgebernation für die im Baltikum stationierte „Speerspitze der NATO“, die in 2019 von Deutschland geführt wird. Soldaten unseres Logistikbataillons 161 aus Delmenhorst sind Bestandteil der „Speerspitze“.
Vortrag und Diskussion
Referent: Botschaftsrat Saulius Kalvelis , Botschaft der Republik Litauen in Deutschland, Berlin

Geboren 1971 in Litauen, studierte Saulius Kalvelis ab 1989 Volkswirtschaft an der Uni Vilnius und schloss mit einem dem M.A. entsprechenden Grad in 1994 ab. Gleichzeitig studierte er Internationale Beziehungen am Institut für Politikwissenschaften und Internationale Beziehungen an der Uni Vilnius (Abschluss entsprechend M.A.)

1996 trat er in den diplomatischen Dienst im Außenministerium der Republik Litauen ein. Er nahm an einer Weiterbildung für junge Diplomaten aus den MOE-Staaten beim Auswärtigen Amt in Berlin teil und wurde in 2000 Erster Sekretär im Referat Westeuropa des litauischen Außenministeriums, um ab 2002 als Erster Botschaftssekretär (wirtschaftliche Angelegenheiten) der Botschaft Litauens in Berlin zu arbeiten. Nach einem Einsatz als Leiter des Referats für Wirtschaftsförderung und Investitionen im litauischen Außenministerium wurde er Botschaftsrat (politische und wirtschaftliche Angelegenheiten) in der Botschaft Litauens in Kopenhagen. Danach war er als Berater der Abteilung für Entwicklungszusammenarbeit im Außenministerium der Republik Litauen tätig.

Seit August 2018 ist er als Botschaftsrat (politische Angelegenheiten) in Berlin in der Botschaft seines Landes.

Ort: "Oase Haus Adelheide" (Soldatenheim (vor Feldwebel-Lilienthal-Kaserne) - Abernettistraße 43 , 27749 Delmenhorst
Organisator: Herr Oberstleutnant a.D. Rolf Dieter Wienand , Sektionsleiter delmenhorst@gsp-sipo.de
Donnermoor 48, 27777 Ganderkesee  04222 / 950221


von Rolf Dieter Wienand, Sektionsleiter GSP-Sektion Delmenhorst

Die Beziehungen sind gut!

Das Thema „Deutschland und Litauen – bilaterale Beziehungen und sicherheitspolitische Aspekte“ im gewohnten Veranstaltungsort Soldatenheim "Oase Haus Adelheide" zog mit 58 Teilnehmern eine durchschnittliche Anzahl an Vortragsgästen. Angesichts der Teilhabe des Delmenhorster Logistikbataillons 161 am gegenwärtigen NATO-Engagement in Litauen hatten wir uns in dessen Garnisonsstadt etwas mehr öffentliches Interesse erhofft.

Der Berichterstattung in der Delmenhorster Presse konnten wir diesmal nur zwei kurzfristige Veranstaltungshinweise im Delmenhorster Kreisblatt entnehmen.

Unser Referent, Herr Botschaftsrat  Saulius Kalvelis von der Botschaft der Republik Litauen in Berlin, hatte das Pech, bei der Anreise stundenlang im Stau zu stehen, konnte deshalb aus Zeitgründen nicht mehr von Bürgermeister Hermann Thölstedt im Rathaus  persönlich begrüßt werden und verpasste den zugehörigen Pressetermin. Die Begrüßung konnte unmittelbar vor Vortragsbeginn im Tagungslokal noch erfolgen, jedoch ohne Pressebegleitung.

Eingangs seiner Ausführungen bemerkte Herr Kalvelis, dass er noch ungeübt sei, in deutscher Sprache Vorträge zu halten; und dieser Eindruck vermittelte sich dann auch dem Publikum beim angestrengten Zuhören. Was er jedoch zu sagen hatte, fand großes Interesse und bewirkte anschließend auch eine lebendige Diskussion.

Er gab einen geschichtlichen Überblick und erinnerte an eine gemeinsame Grenze, die 700 Jahre andauerte, an das Großfürstentum in der „europäischen Familie“  und den gemeinsamen Staat mit Polen. Litauen ist dankbar dafür, dass Deutschland die Annexion nie anerkannt hat, und für die Aufbauhilfe in den letzten dreißig Jahren, in denen das Land viel erreicht hat und Mitglied in EU, Eurozone, Schengenraum und NATO wurde. Der Eigenanteil an den Verteidigungsausgaben ist über 2% des BIP.

Die profitable Volkswirtschaft hat 3-4% Wachstum und die große Finanzkrise 2009 aus eigener Kraft mit den notwendigen Reformen bewältigt.

Rund eine Million Menschen haben Litauen verlassen, z.B. nach Irland und Großbritannien, der sofortigen Arbeitserlaubnis wegen, aber haben enge Bindung an Zuhause: „wir sind Katholiken“. Gegenwärtig hat das Land ca. 2,9 Millionen Einwohner, die sich über zunehmendes touristisches Interesse aus dem Ausland freuen.

Deutschland ist wichtigster Handelspartner und drittgrößter Investor. 97% der Bevölkerung halten Deutschland für einen verlässlichen Partner.

In der Diskussion angesprochen auf das Verhältnis zu Russland überraschte Botschaftsrat Kalvelis mit der Aussage, Litauen halte aus eigenem Erleben die deutsche Meinung, Russland sei verlässlicher Energielieferant, für einen Mythos. Die russische Wirtschaft sei politisches Instrument und willkürlich.

In den Jahren 2014 und 2015 wurde das Stromkabel zwischen Schweden und Litauens NordBalt auf dem Meeresboden der Ostsee verlegt. Russland startete plötzlich eine Reihe von Marineübungen in der Nähe von der Stromkabel-Route. Mit Bezug auf angebliche Sicherheitsmaßnahmen vertrieb die russische Marine alle Schiffe aus der Gegend. Desinformationskampagnen ist das Land gewöhnt und beinahe immun dagegen. Vor allem ist es gelungen, sich aus der wirtschaftlichen Abhängigkeit von Russland zu lösen und weltweit wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Der russischsprachige Teil der Bevölkerung ist prozentual fast so gering wie in Deutschland und wird in keiner Weise als belastend empfunden.

Die große Zustimmung in der Bevölkerung zur NATO macht es leicht, Gastgeber für die „Speerspitze der NATO“ zu sein und die deutsche Führung in zunächst 2019 anzunehmen.

„Deutschland ist sehr wichtig und kümmert sich um Litauen!“

Der Sektionsleiter musste die Diskussion bei fortgeschrittener Zeit abbrechen. Die Vortragsgäste spendeten Herrn Botschaftsrat Kalvelis einen dankbaren und kräftigen Applaus.

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