Sektion Delmenhorst

Sektion Delmenhorst

Mittwoch, 26.01.2022 - 18:30

China - eine Bedrohung für Europa?

Podiumsdiskussion

Immer häufiger wendet sich der Blick nach Osten, wenn es um die Bewertung der Rolle Cinas in der Welt im Allgemeinen und für die Sicherheit Europas und Deutschlands im Besonderen geht.

Schon mehrfach wurde diese Thema in Delmenhorst behandelt - häufig nur aus der Sicht des Referenten. Diese Veranstaltung wird anders sein.

Ort: "Oase Haus Adelheide" (Soldatenheim), (vor Delmetal-Kaserne), - Abernettistraße 43 , 27755 Delmenhorst
Organisator: Herr Oberstleutnant a.D. Rolf Dieter Wienand , Sektionsleiter delmenhorst@gsp-sipo.de
Donnermoor 48, 27777 Ganderkesee  04222 / 950221

Die Protagonisten im Panel


Der Standortälteste Oberstleutnant Benjamin Eberhardt mit Dr. Oliver Corff, Rolf Clement, Thomas Awe, Julia Weigelt und dem Sektionsleiter (v.l.n.r)

Der ersten Präsenzveranstaltung der Delmenhorster Sektion in Coronazeiten  im Jahr 2022 wohnten 71 Zuhörende bei, die allesamt der geltenden „Zwei G PLUS“ Regel folgten.

In Zusammenarbeit mit dem Standortältesten der Bundeswehr und dem Verband der Reservisten war die Frage zu klären, ob „China-eine Bedrohung für Deutschland und die EU?“ ist, und dies mit besonderem Blick auf die derzeitige Lage in Fernost.

Herr Thomas Awe, langjähriger Repräsentant der Konrad-Adenauer-Stiftung in Ostasien und vor allem in China, mit einer Chinesin verheiratet, bot „Innenansichten aus einem Riesenreich“,

Herr Dr. Oliver Corff, Dolmetscher und Berater, zeigte Konflikte und Machtprojektionen Chinas mit ausgewählten Nachbarn auf und erklärte die deutsche Haltung in der „Indo-Pazifik-Politik“. Er ergänzte seinen Bericht mit der sich jetzt dem Ende nähernden „Bayern“-Mission.

Herr Rolf Clement, Journalist und Chefredakteur der Fachzeitschrift „Europäische Sicherheit und Technik“ nahm wirtschaftliche Verflechtungen, Abhängigkeiten und Konsequenzen  in den Fokus.

Die prägnant gehaltenen Impulsvorträge moderierte die sehr gut vorbereitete Frau Julia Weigelt, Journalistin mit Schwerpunkt Sicherheitspolitik. Sie führte auch durch die sich anschließende Podiumsdiskussion und Fragerunde.

Aus der Fülle an Informationen sei beispielhaft herausgegriffen:

China mit seinen ca. 50 Völkern nimmt sehr selbstbewusst wieder seinen Platz als Weltmacht ein: „Die Schmach ist beendet!“

China ist groß und die anderen sind klein. „Fischereischutzboote“ von der Größe unserer Korvetten rammen vietnamesische Fischerboote in von China beanspruchten internationalen Gewässern. Der massive Ausbau von Stützpunkten in an sich internationalen Gewässern mit daraus abgeleiteten Ansprüchen wird immer aggressiver.

Internationales Recht oder Gerichtsurteile gegen sich erkennt China nicht an. Mitwirkung in internationalen Einrichtungen dient den Zielen Chinas.

Das Ziel, 2049 in allen Bereichen Weltspitze zu sein, steht über allem.

Das Land hat zwar staatliche Strukturen, folgt aber ausschließlich der Kommunistischen Partei mit ihren „Kadern“, zahlenmäßig so stark wie Deutschland Einwohner hat: „Die Partei hält sich einen Staat“.

Ernst genommen werden lediglich die USA, die es zu überflügeln gilt. China nimmt deswegen die EU nicht ernst sondern spaltet sie mit der „16 plus 1-Strategie“.

Chinas Bevölkerung will Sicherheit und nimmt deshalb die allumfassende Kontrolle, Bespitzelung und „soziale Bestrafung“ hin. Opposition ist gefährlich und ausgeschlossen. Familiäre Bindungen und Verflechtungen in den Dörfern geben Halt, führen aber auch zu Ab- und Ausgrenzungen.

Aus der über Jahrtausende entwickelten völlig anderen Kultur als unserer ergibt sich, dass „Westler“ China und seine Bevölkerung nie vollständig werden verstehen können. „Nenn mich Jimmy“ ist eine klare Abgrenzung statt Nähe.

Zögerlichkeit und Zurückhaltung ist Schwäche, „vorauseilender Kotau“ ist verachtenswert.

China ist (noch) abhängig vom Know How der „Alten Welt“, kauft sich überall auf der Welt ein, besonders in Afrika und der arabischen Welt, und hält erste Staaten mit der „Seidenstraße“ wirtschaftlich am Gängelband.

Sehr schnell einsetzender Boykott von Handelspartnern wegen missliebigen Verhaltens kann genauso schnell beendet werden, so als sei nichts gewesen. Der Boykott Litauens und seiner Handelspartner ist Musterbeispiel für schnellen Boykott.

Sollen wir „Äquidistanz “ zu den USA und China halten? Nein! Ein Grund ist unsere Vorstellung von der Herrschaft des Rechts: die USA und andere Akteure kann man vor Gerichten verklagen – ein solches Instrument ist und bleibt in China völlig unbekannt. China wird mehr und mehr Regeln festlegen die uns nicht gefallen werden. Auch das kein Argument für Äquidistanz.

Sollen wir einheitlich in der EU den Umgang mit China organisieren? Schön wär`s. Eine geschlossene Reaktion der EU ist ausgeschlossen, weil „elf von den sechzehn“ EU-Mitglieder sind.

Können verstärkte Handelsbeziehungen nicht einen Wandel in China ermöglichen? Die Hoffnung, „Wandel durch Handel“ sei möglich, ist eine naive Verkennung der Realität, vor allem von Firmen aus  München, Stuttgart und Hannover.

Hongkong und Taiwan wurden angesprochen. Die Reaktionsfähigkeit und der Wille der USA werden ausgetestet.

Die „Bayern“- Mission ist auf große Zustimmung bei den Anrainern in Fernost gestoßen.

Fazit: Ja, die Bedrohung ist da und real. Ihr kann die EU (und Deutschland) nur im Zusammenwirken mit Gleichgesinnten begegnen, die auch in Asien beheimatet und nicht unbedingt Musterdemokratien sind.

Nachdenklicher langer Applaus war Lohn für die überzeugenden Auftritte von Referenten und Moderatorin.

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