Sektion Delmenhorst

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Mittwoch, 10.05.2023 - 18:30

60 Jahre Elysee- Vertrag

Deutsch - französische Aussöhnung und Zusammenarbeit

Vor dem Hintergrund unserer wechselvollen deutschen Geschichte, unserer geografisch zentralen Lage in Europa, verbunden mit erheblichem ökonomischem und demografischem Gewicht, kommt uns eine ganz besondere Verantwortung für Entwicklung und Frieden in und für Europa durch konstruktives, solidarisches, initiatives, zeitgerechtes und nachhaltiges Handeln zu.
Europa ist unsere Zukunft – eine andere haben wir nicht!
Nach 60 Jahren deutsch-französischer Aussöhnung und Freundschaft mit dem „Élysée-Vertrag“ vom 22. Januar 1963, 3 Jahre nach Erneuerung (2019) mit dem „Vertrag von Aachen“, 66 Jahre nach Unterzeichnung der „Römischen Verträge“ und 30 Jahre nach Inkrafttreten des „Vertrags von Maastricht“ erleben wir eine Bundesregierung, die Zweifel daran zulässt, dass sie dieser Verantwortung noch nachkommen will:
Unsere europäischen Nachbarn beklagen unsolidarisches Handeln und in der Folge die Schädigung des deutschen Ansehens bei unseren Partnern in NATO und Europäischer Union.
Stehen die innerparteilichen und parlamentarischen Interessen politischen Machterhalts im Vordergrund?
Bedarf es der Entwicklung und Vertiefung der Zusammenarbeit insbesondere mit Frankreich nicht mehr?
Was lehren uns die „ollen Kamellen“ heute?
Vortrag und Diskussion

Der Journalist Ingo Espenschied hat u.a. an der Pariser Sorbonne und an der London School of Economics Internationale Politik studiert und ist ausgewiesener Experte für deutsch-französische und europäische Beziehungen. Mit dem von ihm entwickelten Doku-Live Format hat Espenschied ein neues, innovatives Genre im Bereich der Politischen Bildung begründet, das über die Grenzen Deutschlands hinaus auf Anerkennung gestoßen ist. Dabei verbindet er einen lebendigen Live-Kommentar mit unterschiedlichen Medien, die er auf mobile Kinoleinwände projiziert: historische Fotos, Animationen, Karikaturen, Zeitzeugeninterviews, originale Wochenschauberichte.

Referent: Ingo Espenschied
Ort: "Oase Haus Adelheide" (Soldatenheim), (vor Delmetal-Kaserne), - Abernettistraße 43 , 27755 Delmenhorst
Organisator: Herr Oberstleutnant a.D. Rolf Dieter Wienand , Sektionsleiter delmenhorst@gsp-sipo.de
Donnermoor 48, 27777 Ganderkesee  04222 / 950221

(v.l.n.r.) Ingo Espenschied, OTL a.D. Rolf-Dieter Wienand, Major Daniel Achterhold

Eigenbericht zum Vortrag am 10.05.23 von Ingo Espenschied (DOKULIVE.EU)

60 Jahre Elysee-Vertrag

Einen beeindruckenden Vortrag der besonderen Art erlebten die 30 Teilnehmer im Haus „Adelheide“.

Eingeleitet wurde der Abend mit einer kurzen Vorstellung des Auftragsportfolios der am Standort stationierten beiden Logistikbataillone durch den S3-Stabsoffizier des Logistikbataillons 161. Major Daniel Achterhold begrüßte auch anstelle des Standortältesten der Bundeswehr.

In einem äußerst kurzweiligen, mit Bildern, Videos und animierten Powerpoints angereicherten Vortrag spannte der Politikwissenschaftler und Journalist Ingo Espenschied einen Bogen von den Anfängen des Frankenreichs unter Karl dem Großen bis zur aktuellen Politik von Bundeskanzler Scholz und Präsident Macron. Er machte deutlich, dass die sogenannte Erbfeindschaft zwischen Deutschland und Frankreich schon zur Zeit Ludwig des XIV. ihren Anfang genommen hatte. Zankapfel war dabei häufig Elsass-Lothringen, welches immer wieder zwischen Frankreich und Deutschland wechselte. Beide Seiten waren kompromisslos und unerbittlich in ihren Ansprüchen.

Espenschied stellte die Lebensläufe von de Gaulle und Adenauer vor. Die Teilnehmer waren erstaunt zu hören, dass de Gaulle, welcher im 1. Weltkrieg in deutsche Kriegsgefangenschaft geriet und im zweiten Weltkrieg als Anführer der Resistance gegen Deutschland kämpfte, die Überzeugung gewann, dass Westdeutschland in europäische Verträge und Kooperationen eingebunden werden müsse, um potenziellen sowjetischen Einfluss entzogen zu werden.

Beginnend 1951 (Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl), über das Saar-Abkommen 1956, die Europäische Atomgemeinschaft und die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (1957) wurde diese Integration immer weiter vorangetrieben.

Letztendlich war es aber ein Ergebnis des persönlichen Engagements von Präsident Charles de Gaulle und Bundeskanzler Konrad Adenauer, dass im Januar 1963 zwischen Frankreich und Deutschland ein „Vertrag über die deutsch-französische Zusammenarbeit" unterzeichnet werden konnte. Beide nutzten dafür „die Gunst der Stunde“. Dies wird bei der Betrachtung der Vertragsdokumente deutlich: Die deutsche Ausfertigung ist auf französisches Vertragspapier gedruckt, die Siegel wurden eilig vor Ort angefertigt.

Nachfolgende Regierungschefs - so Espenschied - setzten die Kooperation fort. Hervorzuheben sei dabei die enge Verbindung von Mitterand und Kohl. Der im Januar 2019 geschlossene Aachener Vertrag soll die Freundschaft weiter vertiefen. Beeindruckt waren die Zuhörer jedoch insbesondere von der Tatsache, dass die im Elysee-Vertrag festgeschriebenen Regierungskonsultationen erst einmal (Oktober 2022 durch Bundeskanzler Scholz) abgesagt wurden.

Espenschied fasste zusammen, dass eine Wiederbelebung der deutsch-französischen Zusammenarbeit unabdingbar, aber kein Selbstläufer ist. Fragen und Kommentare aus dem Publikum rundeten die gelungene Veranstaltung, die einer größeren Zuhörerschaft würdig gewesen wäre, ab. 

Harald Mauritz

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