Sektion Delmenhorst

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Mittwoch, 15.02.2023 - 18:30

Das "Undenkbare Denken" oder "Der Krieg der Zukunft"

Vortrag und Diskussion

Ursprünglich war an diesem Termin der Vortrag zum Sachstand des 100Mrd€- Sondervermögens für die Bundeswehr vorgesehen. Da aber zeitgleich die parlamentarischen Gremien zu eben diesem Thema tagen, wird der Referenz deren Ergebnissen nicht vorgreifen und bietet stattdessen eine Analyse zu langfristigen Fähigkeitsplanung der Bundeswehr an. 

Der Vortrag ist eine passende Ergänzung zum Vortrag Hans Krechs zur Drohnenproblematik aus dem Vorjahr.

Dr. Olaf Theiler vom Planungsamt der Bundeswehr wird kompetent vortragen und sich auch den sicher sehr kritischen Nachfragen der Zuhörer stellen.


Referent: Dr. Olaf Theiler , Bereichsleiter Zukunftsanalyse

Dr. Theiler ist Angehöriger der Abteilung 1 - Zielbildung und Innovationen. Er verantwortet dort den Bereich Zukunftsanalyse. Die Sicherheitspolitische Zukunftsanalyse stellt den Entscheidenden eine Bandbreite möglicher alternativer Zukünfte bereit, auf die man sich vorbereiten kann, und leistet damit einen praxisorientierten Beitrag zur vorausschauenden Fähigkeitsplanung.

Ort: "Oase Haus Adelheide" (Soldatenheim), (vor Delmetal-Kaserne), - Abernettistraße 43 , 27755 Delmenhorst
Organisator: Herr Oberstleutnant a.D. Rolf Dieter Wienand , Sektionsleiter delmenhorst@gsp-sipo.de
Donnermoor 48, 27777 Ganderkesee  04222 / 950221

v.l.: Herr Nijnatten, Dr. Theiler, Sektionsleiter

Eigenbericht zum Vortrag am 15.02.23 von Dr. Theiler

„Das `Undenkbare Denken` oder `der Krieg der Zukunft` - Zukunftsanalyse als Beitrag zur langfristigen Fähigkeitsplanung"

Das etwas sperrige Thema, das in eine unbekannte Welt einführte, ist ein sehr sensibles. Alle Überlegungen, mögliche Ergebnisse und abzuleitende Folgerungen unterliegen  dem Primat der Politik und dürfen nicht einfach so weitergegeben werden.

Unser Referent Dr. Olaf Theiler, Referatsleiter „Zukunftsanalyse“ im Planungsamt der Bundeswehr, sprach denn auch ausdrücklich als Privatmann und äußerte seine eigene Meinung, ohne auf Analysen oder Empfehlungen näher einzugehen.

Spannend war es aber allemal zu hören, mit welchen Mitteln und Methoden analysiert wird, was über den Horizont von 15 Jahren (plus!) und damit die Zeit zwischen Planung und Einführung z.B. von Waffensystemen hinausgeht.

Anschaulich wurde die Aufgabe an Beispielen aus der jüngeren Vergangenheit, und hier der Datenverarbeitung samt Datenaustausch.

Waren erst „riesige“ Disketten modern, dann CDs und DVDs, sind wir heute bei Mini-USB –Steckern, wenn nicht gleich alles online über „clouds“ läuft.  Schreibmaschinen sind out, und über das FAX-Gerät macht man sich lustig. „KI“ war nicht nur ein Fremdwort, sondern auch völlig fremd. War das vorherzusehen?

„Trends“ gilt es zu beobachten und in die Zukunft zu projizieren, da sich Trends jedoch gegenseitig beeinflussen, bremsen, verstärken oder verändern können, gilt es daraus unterschiedliche „Szenarien“ abzuleiten, die plausible Zukunftsbilder für übermorgen ermöglichen. Also geht der Blick nach vorn auf „Morgen“, aber genauso geht der Blick von da aus zurück auf die Entwicklungen von Heute, um im hier und jetzt Entscheidungen zu treffen, die unsere Zukunft aktiv beeinflussen. Es gibt aber nicht die eine Zukunft, sondern viele „Zukünfte“, die immer wieder abgeglichen werden müssen. Ändern sich Trends und Szenarien für den „Zukunftsraum“? Haben wir etwas übersehen, das plötzlich als „Schwarzer Schwan“ auftaucht? Haben wir den lange im Zimmer stehenden „Elefanten“ einfach so hingenommen, der uns überrascht? Haben wir die „Tentakel der Sepia“ und deren erstaunliche Fähigkeiten völlig falsch eingeschätzt? Hat sich ein „Joker“ versteckt?

Nicht zu vergessen: der Innovationsdruck auf die Streitkräfte (nicht nur der deutschen), um einsatzfähig und einsatzbereit zu werden.

Im Blick behalten werden müssen ebenso technologische Entwicklungen wie auch die Präferenzen der Bevölkerung(en!), und das in einer sich immer schneller verändernden Welt. Stichworte wie Klimawandel, Energiesicherheit, Bündnisveränderungen, Digitalisierung, Globalisierung, Hybride Kriegführung und „smarte vernetzte Zukunft“ sind nicht zu vernachlässigen.

Führt das alles zu einer „Revolution in der Kriegführung“ hin zu einer Automatisierung ohne den Menschen in einem entgrenzten und ansonsten leeren Gefechtsfeld?

Andererseits ist zu dezentralisieren, um in der Transparenz und der Geschwindigkeit der Abläufe noch führen und überleben zu können.

Beispiele aus den Nachrichten zum tatsächlichen Geschehen in der Ukraine lassen Zweifel aufkommen, denn Technik alleine wird offenbar über- und der Mensch, vor allem aber „Leadership“ unterschätzt.

Fazit:

Eine „Strategische Vorausschau“ in vier Ebenen in den „Zukunftsraum“ hinein wäre als Beitrag zur langfristigen Planung gut. 

Dieser Erkenntnis folgten die 56 Teilnehmenden mit kräftigem Beifall für einen kurzweiligen Vortrag und Fragenbeantwortung.

Rolf Dieter Wienand