Sektion Elbe-Weser

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Donnerstag, 08.11.2018 - 08:00

Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern

Schülerveranstaltung

Vortrag und Diskussion

Humanitäre Katastrophen, Kriegsschauplätze, Zerstörungswut: Der ehemalige Bundestagsabgeordnete und Sicherheitsexperte Winfried Nachtwei hat all das gesehen. Gleichwohl
boten Begegnungen inmitten von Krisenregionen auch Anlass für Hoffnung. Über seine Erlebnisse – unter anderem im ehemaligen Jugoslawien und in Afghanistan – , die weltpolitische Lage und die Bedeutung von Frieden referierte Nachtwei am Donnerstag in Bremervörde.

Insgesamt sechs Klassen aus dem elften und zwölften Jahrgang des beruflichen Gymnasiums und dem zwölften Jahrgang der Fachoberschule lauschten in der Aula der Berufsbildenden Schulen Bremervörde
(BBS) dem Vortrag unter dem Titel „Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern“. Am Vorabend hatte der ehemalige Bundestagsabgeordnete auf Einladung der Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) bereits vor rund 50 Zuhörern im Kundencenter der EWE in Bremervörde referiert.

„Unangenehme Erkenntnis“

Nachtwei, von 2005 bis 2009 Sicherheitspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion der Grünen, schlug über die Balkankonflikte, Afghanistan und den Irak-Krieg den sicherheitspolitischen Bogen
in die Gegenwart und gewährte den Schülerinnen und Schülern Einblicke in seine damaligen Gedankengänge, Erfahrungen und Entscheidungsprozesse. In seiner Zeit im Bundestag (1994 bis 2009) sei er an 70 Entscheidungen über Auslandseinsätze der Bundeswehr beteiligt gewesen. „Ich war persönlich gegen die Einsätze der Bundeswehr im Ausland“, sagte der 72-Jährige, der in den 80er Jahren unter anderem in der Friedensbewegung aktiv gewesen ist. Von dieser kategorischen Haltung ist Nachtwei im Laufe der Jahre abgerückt. Nach dem Ende der über dreieinhalb Jahre dauernden Belagerung der Stadt Sarajevo im Zuge der Jugoslawienkriege, habe er sich als Teil einer Delegation direkt vor Ort ein Bild von den erschütternden Ereignissen machen können. Die „Zerstörungsenergie und der Hass“, den er vor Ort gespürt habe, sowie insbesondere die rund 11 000 Toten, die die Belagerung zur Folge hatte, hätten in ihm eine „unangenehme Erkenntnis“ reifen lassen. Nachtwei: „Ich musste einsehen, dass es Situationen geben kann, in denen ein verantwortungsbewusster militärischer Einsatz notwendig sein kann.“ Gleichwohl müsse es stets zuvorderst das Ziel sein, im Vorfeld Präventionsarbeit zu betreiben, um Katastrophen wie beispielsweise in Bosnien-Herzegowina zu verhindern.

Ob die Erlebnisse in Afghanistan seine Lebenseinstellung dauerhaft verändert hätten, fragte eine Schülerin. In jedem Fall habe er angesichts von tödlichen Konflikten und krasser Armut weit mehr zu schätzen gelernt, was in Deutschland gut laufe: „Wir haben es im Weltvergleich wahnsinnig gut hier.“

Weniger optimistisch zeigte sich Nachtwei mit Blick auf Afghanistan. Zwar sei der Wille zum Frieden in dem Land mittlerweile „stark wie nie zuvor“, doch gebe es viele Nutznießer, die von einem Fortbestehen des Konfliktes profitieren würden. Kurzfristig sei daher keine Lösung zu erwarten. Auch die anhaltende Gewalt lässt den 72-Jährigen zweifeln. Aktuellen Schätzungen zufolge kämen etwa täglich 30 bis 40 afghanische Polizisten und Soldaten ums Leben, so Nachtwei.

Mit einem Blick auf die aktuelle politische Lage der Welt, beendete er seine Ausführungen. Heutzutage ereigneten sich weltweit zeitgleich so viele humanitäre Katastrophen wie nie zuvor. Seine Rezepte für eine bessere Zukunft: „Bildung, Bildung, Bildung“ und verstärkte internationale Zusammenarbeit. „Keiner schafft es weltweit allein.“

Lesen Sie auch den Bericht des Bremervörder Anzeigers


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