Mit dem Begriff der „Sattelzeit“ prägte der Historiker Reinhard Koselleck einmal einen Begriff, um das unterschiedlich schnelle Voranschreiten der Geschichte zu beschreiben. Der Begriff trifft auch auf die Gegenwart zu, denn offenkundig werden seit Jahren bestehende Grundannahmen der Politik neu ausgelotet, Tabus gebrochen und ganz gleich, ob in den USA, Ungarn, Brasilien oder den Philippinen: Die Wähler bringen mit erstaunlicher Konsequenz autoritäre Führungspersönlichkeiten an Regierungsspitzen. Der Rückschlag zur Globalisierung ist selbst ein globales Phänomen. Unterdessen wird in Europa wieder Krieg geführt, was in den westeuropäischen Staaten auf erstaunliche Gleichgültigkeit trifft. Das alles wirft die Frage auf, wie tiefgehend die Sehnsucht nach Abschottung ist und welcher politische Mehrwert sich damit eigentlich verbindet.