Sektion Elbe-Weser

Sektion Elbe-Weser

Donnerstag, 26.08.2021 - 21:00

Cyberkriminalität: Bedrohung aus dem Darknet!

Vortrag und Diskussion
Referent: Kriminaloberkommissar Frank Dreyer

Kriminaloberkommissar Frank Dreyer, geb. 1973, verheiratet, ein Sohn.

1994 in den Polizeidienst Niedersachsen eingetreten. Ausbildung zum mittleren Dienst der Schutzpolizei in Hann. Münden. Anschließende Verwendung in der Bereitschaftspolizei sowie im Polizeikommissariat Buchholz/ Nordheide.

2002 Aufnahme eines Studiums zum Dipl. Verwaltungswirt /gehobener Dienst der Kriminalpolizei, in Oldenburg. Danach Verwendungen in diversen Fachbereichen in Stade.

Seit 2014 im Bereich des FK3 (Wirtschaftskriminalität) der Polizeiinspektion Stade im Fachbereich Cybercrime tätig.

Ort: EWE - Kundencenter Bremervörde, rückwärtiger Eingang - Marktstraße 20 , 27432 Bremervörde
Organisator: Herr Oberstleutnant a.D. Werner Hinrichs , Sektionsleiter Elbe-Weser werner-hinrichs@web.de
Jütlandstraße 30, 27432 Bremervörde  04761 / 70121

 

Amazon für Gangster
 Pressebeitrag von Herr Axel Loos, stellv. Sektionsleiter der Sektion Elbe - Weser

Nach fast anderthalbjähriger Zwangspause konnte die Sektion Elbe-Weser der Gesell­schaft für Sicherheitspolitik (GSP) endlich wieder mit einer Präsenzveranstaltung aufwar­ten. Unter Corona-Bedingungen und begrenzt auf dreiig vorangemeldete Teilnehmer freute sich Werner Hinrichs auf das rege Interesse, auf das das Thema am 26. August 2021 im EWE-Kundenzentrum stieß. Fast jeder, der in welcher Form auch immer das In­ternet nutzt hat davon gehört: das Darknet. Darum ranken sich viele Mythen, und nicht we­nige sehen darin eine handfeste Bedrohung. Die GSP konnte einen Mann aus der Praxis, noch dazu aus der Region, gewinnen, um Licht ins Dunkel zu bringen. Kriminaloberkom­missar Frank Dreyer von der Polizeiinspektion Stade, tätig im Fachbereich Cybercrime, er­klärte den etwa 35 Zuhörern, was es mit jenem Teil des Internets auf sich hat, und warf auch die Frage in den Raum, ob alles am Darknet schlecht sein müsse.

Schon kurz nach Erfindung des Internets gab es den Wunsch nach einer möglichst siche­ren Kommunikation, bei der niemand Fremdes mitlesen kann, und so war vor allem das amerikanische Militär ein entscheidender Treiber bei der Entstehung des Darknets. Es ent­wickelte nämlich den Browser, der es möglich machte, dass auch Personen in sogenann­ten Überwachungsstaaten die Möglichkeit hatten miteinander, oder auch mit amerikani­schen Behörden, in einen freien Dialog zu treten. Das Darknet verdankt  dabei einer Drei­teilung des Internet-Inhaltes in Abhängigkeit einerseits von seiner Auffindbarkeit durch Suchmaschinen und von seiner Zugänglichkeit seinen Namen. Dabei befindet sich an oberster Stelle das Clear Web, also alle die Seiten, die beispielsweise Google finden kann, und die von jedem Nutzer aufgerufen werden können. Dann gibt es eine weitere Vielzahl an Seiten, die zwar gefunden werden wollen, aber auf die der Nutzer nur nach einer Registrierung Zugriff hat, das sogenannte Deep Web. Stellvertretend seien Seiten oder mittlerweile auch Firmen wie Paypal, Facebook oder Netflix genannt. Und schließlich gibt es Inhalte, die möglichst unentdeckt bleiben wollen und vor allem maximale Anonymität garantieren, eben das Darknet. Dass dazu auch Suchmaschinen wie DuckDuckGo gehören versetzte doch manchen ins Staunen. „Die speichern nämlich im Gegensatz zu Google nichts von deren Nutzern!“ erklärte Dreyer. Und wozu führt Anonymität? Zu einer Anything-Goes- heisst alles-ist-möglich-Mentalität. Was das bedeutet, demonstrierte Kriminaloberkommissar Dreyer quasi live vor Ort, indem er sich über einen entsprechenden Browser in eine Marktplattform einloggte, auf der offen alles angeboten wurde, was die Grenzen der Legalität weit hinter sich gelassen hat: Drogen, Falschgeld, gestohlene Identitäten und vieles mehr. Da die Aufmachung und das Geschäftsgebaren sehr an einen bekannten Online-Händler erinnert, nannte Dreyer das Darknet treffend das „Amazon für Gangster“.

Doch die Polizei steht dem nicht machtlos gegenüber. Den anhand von Videoeinspielun­gen aufgezeigten Fahndungserfolg erklärte Dreyer mit der Devise „Follow the Money“. Ir­gendeine Spur hinterläßt eben doch jeder, spätestens dann, wenn er einen Fehler macht. Daneben gibt es Länder wie die Niederlande, denen Dreyer mit viel Sympathie eine be­sondere Kreativität bei der Fahndung attestierte, die in Deutschland jedoch am Daten­schutz scheitere. Überhaupt sei sein Problem, dass er aufgrund der föderalen Struktur nur innerhalb eines begrenzten Raumes echte Erfolge erzielen könne. Dabei handele es sich meist aber um die Überführung nur kleiner Fische. Die Drahtzieher sitzen im weit entfern­ten Ausland, denen nur mit viel bürokratischem Aufwand beizukommen sei. Aber auch das gibt es, und so berichtet Dreyer von einem deutschen Staatsanwalt, der sich – natürlich mit behördlicher Genehmigung – ohne Einverständnis des Besitzers und ohne Schlüssel Zugang zu einem Callcenter in Indien verschafft, das sich nebenbei auch in Cybercrime-Delikten engagierte. Die Ausführungen des Kriminaloberkommissars machten klar, dass es sich bei dem illegalen Teil des Darknets um eine Kombination aus krimineller Energie, technischem Knowhow aber auch einer gehörigen Portion Naivität und mangelnder Vorsicht auf Seiten der Nutzer handelt, die die illegalen Machenschaften ermöglichen.

Gibt es denn auch ein „legales Darknet“? Dreyer verweist darauf, dass die durch das Darknet garantierte Anonymität Edward Snowden erst zu den Informationen kommen konnte, mit denen er die CIA bloßstellte. Ähnliches gilt für Wikileaks. Die Süddeutsche Zei­tung sichert Informanten Schutz vor Verfolgung zu indem es auf die Möglichkeiten des Darknets zurückgreift. Kurz, das Darknet als virtuelle Schutzmacht für freie Meinungsäu­ßerung.

In der anschließenden Fragerunde berichtete Dreyer auf Nachfrage, dass er die Polizei insgesamt auf einem guten Weg sieht. „Unterfinanziert ist jede Behörde, für die man arbei­tet!“ räumte er schmunzelnd ein, aber die Bekämpfung der Cyberkriminalität wird immer professioneller unter Übernahme bewährter Polizeimethoden. Informatiker und Wissen­schaftler ergänzen die Fachleute in Uniform, und demnächst soll auch ein neues Fachge­biet „Digitale Spuren und Forensik“ etabliert werden. Dennoch appellierte an jeden einzel­nen im Raum: „Was das Internet angeht, bleiben Sie wachsam und vorsichtig, und wenn Sie Zweifel haben: rufen Sie uns an!“.

Mit freundlichem Gruß

Werner Heinrichs

 

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