Sektion Hannover
Aktuelle Entwicklungen in NATO und EU
Der Referent: Generalleutnant Hans-Werner Wiermann, Deutscher Militärischer Vertreter im NATO- Militärausschuss und bei der EU. Er referierte zum Thema „Aktuelle Entwicklungen in NATO und EU“.
Sicherheitspolitik genieße in weiten Kreisen der Gesellschaft nicht genügend Aufmerksamkeit, so Burwitz, so soll diese Vortragsreihe Vertretern unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen und Soldaten ein Angebot zur Information geben.
Anschließend leitete der Kapitän zur See mit einem sicherheitspolitischen Rückblick ins Thema ein und begrüßte mit der Frage „wie sieht es aus mit den Perspektiven für eine gerechte und dauerhafte Friedensordnung in Europa“ den Referenten des heutigen Abends.
Doch zuvor richtete die Präsidentin der Gesellschaft für Sicherheitspolitik eine Keynote an die Gäste, indem sie den politischen Rahmen umriss und sich dabei durchaus kritisch mit der tagesaktuellen Politik in Deutschland, Europa und im Transatlantischen Bündnis auseinander setzte.
Zu dem Thema „Aktuelle Entwicklungen in NATO und EU“ nahm General Wiermann in seinem Vortrag die Zuhörer auf eine brandaktuelle Zeitreise mit. Was macht unsere Sicherheit aus? Was hat sich verändert? In seinem Bericht sind sowohl seine umfangreiche, langjährige Expertise als auch umfassende Informationen aus einem sicherheitspolitisch virulenten Umfeld eingeflossen. Jüngste weltweite Entwicklungen stellen uns sowie die Alliierten, aber auch die NATO und die EU vor unerwartete, zahlreiche neue Herausforderungen.
Weitere Veränderungen: Die Entwicklungen in Russland. Die Annexion der Krim. Damit hatte keiner gerechnet. „Ist das eine Existenzgefährdung für die NATO-Mitglieder? Kollektive Verteidigung ist wieder ein Thema, und mit dem Aufrechterhalten des Friedens sowie der Abschreckung muss die NATO 3.0 dem Krisenmanagement, der kollektiven Verteidigung Alt und Neu gerecht werden.“
Heute werden NATO und EU in Frage gestellt. „Erstaunlich, denn wir brauchen sie dringender denn je.“ Viele Debatten über die Kohäsion der Allianz werden laut Wiermann heute geführt. „Sie müssen auch geführt werden, weil die Existenz der Organisationen in Frage gestellt wird.“ Mit der Fokussierung auf Russland und mit der Frage nach dessen Positionierung sowie dessen Interessenlagen schloss sich für die Zuhörer der Kreis einer globalen Betrachtung internationaler Krisen.
Dabei wurde unter anderem deutlich, dass hybride Kriegsführung weiterhin eine unterschätzte Gefahr ist, dass das Militär nicht der einzige Akteur ist und die EU handlungsfähiger ist als die NATO aufgrund ihrer vielen zivilen Ressourcen. Außerdem zitierte der General die neue europäische Sicherheitsstrategie und sprach verschiedene Möglichkeiten an, mit Partnern Sicherheit neu zu denken. Er plädierte dabei vornehmlich für einen stetigen Dialog sowie Pragmatismus. „Häufig helfen die kleinen pragmatischen Schritte weiter als die große Vision“, so der General.
Im Anschluss an seinen Vortrag leitete Wiermann zur offenen Fragerunde über. Hierbei wurde die Komplexität der sicherheitspolitischen Zusammenhänge wiederum über deutlich.
Ein sehr gelungener Auftakt in ein neues Veranstaltungsformat am Standort Hannover mit einem Referenten, der mit fundierten Einblicken in die Militärpolitik überzeugte. Die Reihe soll im nächsten Winter in Serie gehen.