Sektion Wilhelmshaven/Friesland
Historisches Erbe, zeitgemäße Akzente – Das neue Traditionsverständnis der Bundeswehr
Was ist neu am neuen Traditionsverständnis der Bundeswehr? Dieser Frage ging Oberstleutnant Kai Samulowitz, Referent für politische Bildung aus Berlin, bei einer Veranstaltung der Gesellschaft für Sicherheitspolitik nach.
Heinz Lutz, kommissarischer Leiter der Sektion Wilhelmshaven- Friesland, konnte 45 Teilnehmer begrüßen. Die Präsentation schlug einen Bogen vom Traditionswildwuchs der Gründerjahre der Bundeswehr über die ersten beiden Traditionserlasse aus den Jahren 1965 und 1982 bis zum Erlass, den Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Frühjahr der Öffentlichkeit vorgestellt hatte.
Samulowitz machte deutlich, dass die zuletzt gültigen drei Traditionslinien – die preußischen Heeresreformen, der Widerstand gegen den Nationalsozialismus und die Verdienste der Bundeswehr vornehmlich in der Landes- und Bündnisverteidigung – am Ende nicht mehr zeitgemäß waren.
Zu sehr hatte sich die Bundeswehr gewandelt: Das Ende des Kalten Krieges machte eine strukturelle Anpassung an die neue Lage erforderlich, die Nationale Volksarmee der DDR wurde aufgelöst und ging mit Teilen in der „Armee der Einheit“ auf, Auslandseinsätze wurden zum Schwerpunktauftrag der neuen Streitkräfte, in 2011 wurde schließlich die Wehrpflicht ausgesetzt. Zudem hatten diverse Vorkommnisse im Zusammenhang mit dem „Gedenken“ an die Wehrmacht
Handlungsbedarf signalisiert.
Zentraler Bezugspunkt des neuen Traditionserlasses sind nunmehr die eigene, über 60 Jahre alte Geschichte der Bundeswehr und die Leistungen ihrer Soldaten, zivilen Mitarbeiter und Reservisten. Bei der Diskussion am Ende zeigten Zuhörer wenig Verständnis dafür, dass militärisch vorbildliches Verhalten allein keine Tradition begründen kann, womit Wehrmachtsangehörige, die aufopferungsvoll im 2. Weltkrieg gekämpft haben, als Traditionsträger ausscheiden. Tradition ist eben immer eine Auswahlentscheidung, die Auswahl und Ausschlusskriterien „treffen vor dem Hintergrund persönlicher Erfahrungen nicht immer auf Zustimmung.