Sektion Aachen-Heinsberg

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Donnerstag, 03.12.2020 - 19:00

75 Jahre geteilt – Nord- und Südkorea

Nach dem 2. Weltkrieg kam es unter den konkurrierenden Besatzungsmächten Sowjetunion und USA zur Teilung Koreas. Sämtliche Versuche zur Wiederherstellung der Einheit Koreas scheiterten bislang. Nach nunmehr 75 Jahren stehen sich zwei Staaten gegenüber, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Die ehemalige deutsche Botschafterin , Doris Hertrampf, analysiert die koreanische Teilung.
Video-Konferenz
Referent: Doris Hertrampf , Botschafterin a.D.

Leitungsfunktionen AA: 

  • Botschaft Seoul / Südkorea (1986 – 1988)
  • Botschaft Moskau (1992 – 1996)
  • Zwei Verwendungen in der VN-Abteilung des AA (1996-1999 und 2005-2008)
  • Leiterin der OSZE-Mission in Tallinn /Estland (2000 – 2001)
  • Botschafterin in Nordkorea (2002-2005)
  • Botschafterin in Duschanbe/Tadschikistan (2008-2013)

Aktuelle Tätigkeit:

  • Vorsitzende des Landesverbandes Berlin-Brandenburg der Deutsch-Koreanischen Gesellschaft e.V.
Ort: Online - ZOOM Konferenz
Organisator: Herr Oberst a.D. Herbert Wölfel , Sektionsleiter Aachen-Heinsberg@gsp-sipo.de
Schildstr. 76, 52531 Übach - Palenberg  02451 - 482135

Screenshot © Lothar Böven, GSP Sektion Aachen-Heinsberg

Nachschau

Die Deutsche Wiedervereinigung - ein Modell für die koreanische Halbinsel ?

Auf Einladung der Gesellschaft für Sicherheitspolitik und der VHS Heinsberg referierte Frau Doris Hertrampf, die von 2002 bis 2005 deutsche Botschafterin in Nordkorea war, zum Thema „75 Jahre geteilt – Nord- und Südkorea “. Coronabedingt fand der Vortrag virtuell als Zoom– Veranstaltung statt. 

Das  Eingangsstatement der ehemaligen Botschafterin war klar: „ Auch Europa ist unmittelbar von Frieden und Stabilität in der Region Nordostasien betroffen und Spannungen auf der koreanischen Halbinsel können auch für uns erhebliche wirtschaftliche und politische Folgen haben“.

Die Teilung Koreas

In einem historischen Rückblick erläuterte sie zunächst, wie es durch eine Entscheidung der Siegermächte nach der Kapitulation Japans am 15. August 1945 dazu kam, dass Korea nicht nur seine Befreiung von der Kolonialherrschaft Japans erhielt, sondern am 38. Breitengrad in eine sowjetische und eine amerikanische Einflusszone aufgeteilt wurde. Damit begann die Teilung Koreas. Die folgenden politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen im Norden und im Süden ließen im Laufe der 75 Jahre seit 1945 zwei Staaten mit Wirtschafts- und Gesellschaftssystemen auf der koreanischen Halbinsel entstehen, wie sie gegensätzlicher kaum sein könnten.  Das wirtschaftlich höchst erfolgreiche, in der internationalen Gemeinschaft hoch geachtete Südkorea mit seiner vitalen Demokratie und einer starken, lebendigen Zivilgesellschaft einerseits. Im Gegensatz dazu Nordkorea, das sich von einem sozialistischen Vorzeigemodell im Laufe der Jahre zu einem armen, von einem Familienclan diktatorisch regierten Land entwickelte. Und das obendrein wegen seines Arsenals an Nuklearwaffen von der internationalen Gemeinschaft seit Jahren mit Sanktionen belegt wird.

Frau Hertrampf verwies des Weiteren auf die tiefgreifenden Folgen des Koreakrieges (1950 – 1953), der vor 70 Jahren begann und bis heute nur durch einen Waffenstillstand, nicht aber durch einen Friedensvertrag beendet werden konnte.

Nuklearmacht Nordkorea

Die nuklearen Ambitionen Nordkoreas bildeten einen Schwerpunkt von Frau Hertrampfs Vortrag. Sie verdeutlichte, dass der internationale Konflikt um die Denuklearisierung Nordkoreas die intensiven Bemühungen der südkoreanischen Regierung um einen Dialog mit dem Norden stark behinderte. Die hoffnungsvollen Fortschritte bei der gemeinsamen wirtschaftlichen Entwicklung auf der koreanischen Halbinsel aus dem Jahr 2018 seien inzwischen wieder fast zunichte gemacht. Auch die Gipfeltreffen zwischen dem US-Präsidenten Trump und dem Vorsitzenden Kim Jong Un 2018 und 2019 führten nicht zu Lösungen. Stattdessen kam es zu einer erneuten Abkühlung der Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea, die im Juni 2020 dazu führte, dass Nordkorea die vorhandenen Kommunikationslinien zum Süden symbolträchtig durch eine Sprengung des gemeinsamen Verbindungsbüros im Industriekomplex Kaesong zerstörte.

Fazit

Nach Überzeugung der ehemaligen Botschafterin sei zumindest kurz- oder mittelfristig eine Wiedervereinigung auf der koreanischen Halbinsel nicht zu erwarten.  Schon gar nicht eine Wiedervereinigung nach deutschem Vorbild, weil dazu zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt wesentliche Voraussetzungen fehlten. Den südkoreanischen Bemühungen um den inter-koreanischen Dialog stünden wegen der Nuklearwaffen im Norden  ganz andere Schwierigkeiten entgegen als jene, mit denen die Bundesrepublik Deutschland in den 1980er Jahren bei der Entwicklung einer „neuen Ostpolitik“ zu kämpfen hatte. In Südkorea verfolge man daher derzeit sehr intensiv die politische Entwicklung auf der irischen Insel, wo sich eine behutsame Annäherung zwischen Nordirland und der Irischen Republik abzeichne. (hw)


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