In der Region Xinjiang im Westen Chinas baut Peking einen Kontroll- und Überwachungsstaat auf, wie in die Welt bisher nicht gesehen hat. Bis zu eine Million Angehörige muslimischer Minderheiten - nahezu ein Zehntel der erwachsenen Bevölkerung - werden in Umerziehungslagern festgehalten. Gleichzeitig wird die Menschen in der Region mit einem Hightech-Überwachungssystem rund um die Uhr kontrolliert. In jeder Stadt und bis in die kleinsten Dörfer leuchtet ein ein flächendeckendes System aus Überwachungskameras das Leben der Menschen aus - viele der Kameras sind mit Gesichtserkennungssoftware ausgestattet. Jeder steht unter Verdacht: Wer WhatsApp oder andere verbotene Chat-Software auf seinem Handy installiert hat, wer regelmäßig betet oder einfach nur zu häufig Benzin tankt, bekommt sofort Besuch von der Sicherheitspolizei und riskiert, in einem der Lager zu verschwinden. Der US-Kongress spricht in einem Bericht von der "größten Masseninhaftierung einer Minderheitenbevölkerung weltweit". Dem Journalisten und langjährigen China-Korrespondenten Dr. Harald Maass ist es gelungen, für einen Investigativ-Bericht für das Magazin der Süddeutschen Zeitung heimlich nach Xinjiang einzureisen und dort mehrere Wochen zu recherchieren. Als einer von wenigen Augenzeugen berichtet er in seinem Vortrag über die Situation in Xinjiang, das Ausmaß des Überwachungssystems und über Chinas Pläne für einen landesweiten Überwachungsstaat. Denn Xinjiang ist für Pekings Führung ein Testlabor: Viele der Technologien, heute in Xinjiang getestet werden, dürften bald überall in der Volksrepublik zum Einsatz kommen.