Lange Zeit existierte in Deutschland keine strategische Kultur. Erst mit der Verkündung der sogenannten Zeitenwende im deutschen Parlament am 27. Februar 2022 durch Bundeskanzler Olaf Scholz aufgrund der russischen Aggression in der Ukraine entwickelte sich bei den politischen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern in Berlin ein Bewusstsein für die Notwendigkeit strategischer Reflexion. Nur auf diese Weise, wenn also strategisches Denken und Handeln zusammenkommen, ist Sicherheit für Deutschland und Europa im 21. Jahrhundert tatsächlich gegeben.
Als dann diese Erkenntnis schließlich reifte beim politischen Establishment der Bundesrepublik Deutschland, war es ernsthaft bereit, Berlins Strategiefähigkeit zu stärken. So wurde endlich verstanden, dass eine Nationale Sicherheitsstrategie für Deutschland unabdingbar ist – insbesondere vor dem Hintergrund einer Weltordnung im Umbruch. Und plötzlich wurde den politischen Akteurinnen und Akteuren in der deutschen Hauptstadt klar: Es ist an der Zeit, das „Ende der Selbstfesselung“ (Stefan Fröhlich) herbeizuführen. Einzig die Bereitschaft zur militärischen Mitverantwortung Deutschlands ist noch ausbaufähig.
Die BRD wird über kurz oder lang nicht daran vorbeikommen, eine Führungsrolle in Europa einzunehmen angesichts des Rückzugs der USA vom Kontinent. Nur dann ist die Wahrung der nationalen und europäischen Sicherheit garantiert. Ferner gilt es, die richtigen Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen und daraus eine Außen- und Sicherheitspolitik der strategischen Logik für Deutschland abzuleiten.