Sektion Bad Neuenahr-Ahrweiler
Nordkorea - Wie ein gescheiterter Staat überleben kann
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Der Sektionsleiter, Oberst a.D. Schmidhofer, stellte im Rahmen seiner Begrüßung die interessante Frage „Wie kann der Machthaber eines gescheiterten Staates (Kim Jong-un) den mächtigsten Mann der Welt (Trump) herausfordern?“ Die Erklärung dazu zog sich wie ein Roter Faden durch den Abend.
Die Geschichte Nordkoreas begann 1948 und war gekennzeichnet von Selbstisolation, Hungersnöten, einem ausgeprägten Personenkult und „Beinahe-Zusammenbrüchen“ des Systems. Trotzdem überlebte Nordkorea 70 Jahre und damit deutlich länger als andere totalitäre und autoritäre Regime. Eine wesentliche Rolle dabei spielten die Streitkräfte und ihre nuklearen Mittel. Über viele Jahrzehnte galt der Grundsatz: „Die Armee zuerst und danach die Politik und Wirtschaft.“ Nutznießer davon waren einige einflussreiche Familien und die Generalität. Erst mit der überraschenden Übernahme der Macht durch den 29-jährigen Kim Jong-un im Dezember 2011, begann ein vorsichtiges „Umsteuern“. Die „Armee-zuerst-Politik“ ließ man auslaufen, dafür rückte die Partei wieder in den Mittelpunkt. Nach Westen erfolgte eine „behutsame Öffnung“ einschließlich einer gesteuerten Zulassung moderner Medien, und die Volksnähe des großen Führers wurde medienwirksam propagiert. Die Spontanität Kims ist eine charakteristische Eigenschaft, die vielleicht ein wenig die Beziehung zu Trump erklären kann.
Auch wirtschaftlich sind unter Kim zaghafte Versuche einer Annäherung an Südkorea und China erkennbar. Vorbild ist dabei das Prinzip des deutschen Entspannungspolitikers Egon Bahr, Wandel durch Annäherung zu erzeugen. Trotzdem sind sich Politikexperten einig, dass man die Situation der beiden deutschen Staaten nicht mit der Süd-und Nordkoreas vergleichen kann; die Entwicklungsunterschiede sind wesentlich gravierender.
Abschließend stellte Dr. Beck fest, dass der Status Quo mit all seinen Gefahren kalkulierbarer ist als ein Zusammenbruch des Nordens. Ein möglicher Friedensvertrag zwischen beiden koreanischen Staaten ist keine Utopie mehr. Aber eine dauerhafte Entspannung auf der koreanischen Halbinsel bedarf auch der Bereitschaft weiterer Einflussmächte, wie Japan, Russland, USA und China.
Die lebhafte Diskussion am Ende zeigte, dass der Vortrag viele Denkanstöße gegeben hat.