Sektion Bad Neuenahr-Ahrweiler
22. Atlantischer Sommer --- 70 Jahre NATO - Zeit zum Feiern?
Herausforderungen und Chancen der Allianz
von Klaus Kretzschmar
Bad Neuenahr. Der 22. Atlantische Sommer, eine gemeinsame Veranstaltung der Sektion Bad Neuenahr-Ahrweiler der Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) mit der Atlantischen Akademie Rheinland-Pfalz und der Deutschen Atlantischen Gesellschaft, fand in diesem Jahr zu dem Thema: „70 Jahre NATO – Zeit zum Feiern? Herausforderungen und Chancen der Allianz“ statt. Das große Interesse an dieser Form politischer Information und Diskussion, zeigte die Teilnahme von 34 Zuhörern.
Am 4. April 1949 wurde die North Atlantik Treaty Organisation in Washington gegründet. Seit ihrem Bestehen hat sie sich unterschiedlichen Herausforderungen gegenüber gesehen, Kritik geerntet, und es wurde über ihre Existenzberechtigung diskutiert und gestritten. Das politisch-militärische Transatlantikbündnis versteht sich als Verteidigungsbündnis und ebenso als Wertegemeinschaft – doch wie ist es um dieses Bündnis aktuell bestellt? Genau mit dieser Frage setzten sich die drei Referenten des Tages und ihre Zuhörer auseinander.
Nach der Begrüßung durch den Sektionsleiter, Oberst a.D. Josef Schmidhofer und den Direktor der Atlantischen Akademie, Dr. David Sirakov, eröffnete Dr. Andrej Pustovitovskij die Vortagsreihe mit der Thematik: „Die Nato und die transatlantischen Beziehungen“. Angesichts der sich regelmäßig wiederholenden Kritik seitens der USA und ihres Präsidenten Trump sowohl an der NATO als auch an der Lastenverteilung innerhalb des Bündnisses ein sehr aktuelles aber auch kontrovers diskutiertes Problem. Die NATO hat sich seit ihrer Gründung ständig weiter entwickelt und musste sich dabei den politischen, militärischen und gesellschaftlichen Veränderungen anpassen. Dass ihr das trotz aller bestehenden Widersprüche ganz gut gelungen ist, zeigt der 70. Geburtstag in diesem Jahr. Das findet seinen Niederschlag aber auch im Aufwuchs auf aktuell 29 Mitglieder mit steigender Tendenz; darunter eine Vielzahl osteuropäischer Staaten aus dem ehemals feindlichen Militärbündnis des Warschauer Paktes. Nichtsdestotrotz stehen vor der NATO weitere gewaltige Herausforderungen als Beitrag zur Bewältigung der militärischen Spannungen und Krisen weltweit.
Im zweiten Themenkomplex befasste sich Prof. Dr. Andrea Schneiker von der Universität Siegen mit der „Privatisierung von Krieg? Private Militär-und Sicherheitsfirmen“. In ihren Ausführungen wurde deutlich, dass Kriege und ihre Begleiterscheinungen immer mehr zu einem lukrativen Geschäft für private Firmen auf aller Welt werden. Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig und nicht nur im Gewinnstreben der Unternehmen begründet. Die Referentin machte an Beispielen deutlich, dass auch Faktoren wie Personalmangel der Streitkräfte, erhoffte Kosteneffizienz und politisch kontroverse Auffassungen in Auftraggeber-Staaten zu diesen Entwicklungen beitragen. Es wurde auch deutlich, dass sich bei diesen Geschäften nicht alle Beteiligten an internationale Normen halten, die Einflussmöglichkeiten der Staaten aber begrenzt sind.
Am Nachmittag widmete sich der dritte Referent, Dr. Marcus Pindur, Korrespondent für Sicherheitspolitik beim Deutschlandfunk, dem Thema: „Die NATO im europäischen Kontext“. Dabei wurde deutlich, dass die Gründung der NATO nach dem 2. Weltkrieg in erster Linie der Befriedung Europas dienen sollte, sie aber auch zur Teilung Europas in Ost und West beitrug. Die Aufnahme der jungen Bundesrepublik 1955 in das Militärbündnis war keinesfalls selbstverständlich. Inzwischen hat sich Deutschland zu einem zuverlässigen und stabilisierenden Partner in Europa und der Welt entwickelt.
Die Fragen und Beiträge der Zuhörer schon während der einzelnen Vorträge zeigten das große Interesse der Besucher und beflügelten eine rege Diskussion. Alle waren sich einig, dass es den Organisatoren gelungen ist, spannende Themen durch kompetente Referenten verständlich zu vermitteln.
Hier finden Sie einen Artikel der Rhein-Zeitung vom 7.9.2019 von der Veranstaltung zum download.