Sektion Bad Neuenahr-Ahrweiler
Der aktuelle Nahost-Konflikt und seine Auswirkungen auf Deutschland und Europa
Zunächst werden die Geschichte des Nahost-Konflikts und die Rolle Deutschlands sowie der EU behandelt. Anschließend wird auf die europäische Rezeption des Nahost-Konflikts, auf die Boykott-Bewegung gegen Israel (BDS) und auf palästinensische Flüchtlinge in Europa eingegangen. Der in Europa verbreitete israelbezogene Antisemitismus und der Einfluss des Nahost-Konflikts auf den Antisemitismus in der EU sind weitere zentrale Schwerpunkte der Veranstaltung.
Wir laden Sie und Ihre Angehörigen, Freunde und Bekannten zu dieser Veranstaltung mit Diskussion ganz herzlich ein. Die Vorträge der GSP sind immer öffentlich und für die Zuhörer kostenfrei. Hierzu ist keine Anmeldung erforderlich!
Sollten Sie nicht zur Veranstaltung kommen können, so finden Sie u.a. den Link für Live- Zoom-Webinar:
https://us02web.zoom.us/webinar/register/7017369351973/WN_FKuAfrTqTIGY74a5B8ut6A
0177 / 5629488
Der aktuelle Nahost-Konflikt und seine Auswirkungen auf Deutschland und Europa
Bad Neuenahr-Ahrweiler. Dieses Thema hatte die Sektion Bad Neuenahr-Ahrweiler der Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) vor etwa einem Jahr in ihre Vortragsplanung aufgenommen. Damals konnte niemand ahnen, welche Brisanz der Nahost- Konflikt im Frühjahr 2025 erlangen sollte. Die Veranstaltung fand am Mittwoch, 19. Februar 2025 um 19.30 Uhr im Hotel zum Weinberg in Bad Neuenahr in Präsenz und als ZOOM-Webinar statt. Als Referent konnte erneut Herr Dr. Alexander Friedman gewonnen werden, der als Historiker an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken und an der Hochschule für Polizei und Verwaltung in Duisburg (NRW) lehrt.
Seinen Vortrag begann er dann auch folgerichtig mit den Plänen Trumps zum Gazastreifen als „Riviera des Nahen Ostens“. Die damit verbundene Umsiedlung der Palästinenser würde zu einem noch nie erlebten Ausbruch an Gewalt führen und nicht nur die Region weiter destabilisieren, sondern ganz Europa in ein Chaos stürzen. Diese wirren Überlegungen des amerikanischen Präsidenten würden nur einem nützen, nämlich Putin, der es sich ja zum Ziel gesetzt hat, Europa maximal zu schwächen, um seine globalen Herrschaftsbestrebungen verwirklichen zu können. Friedman machte dann auch deutlich, dass diese Gefahr in Europa unterschätzt wird und die Politiker viel mehr mit dem Ukrainekrieg als mit den Spannungen im Nahen Osten beschäftigt sind. Auch für Deutschland sind die Probleme Israels und der Palästinenser weit weg, so dass sie in den aktuellen Wahlkampfthemen deutscher Politiker keine Rolle spielten. Der Referent zeigte dann auf, wie gefährlich diese Denkweise ist. So leben in Deutschland bereits etwa 200.000 Palästinenser, davon mehr als 40.000 in Berlin, für die die Entwicklung im Nahen Osten sehr wohl ein wichtiges Thema darstellt. Ihre Meinung dazu findet auch ihren Niederschlag in den zunehmenden antiisraelischen Demonstrationen bis hin zur Forderung nach Auflösung Israels als Staat. Das würde zwangsläufig zur Verfolgung und Auslöschung der Juden in der Region führen mit allen damit verbundenen Konsequenzen für die übrige Welt. Auch wenn die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel die Freundschaft zu Israel zur Staatsräson erklärt hat, sprechen viele aktuelle Fakten eine andere Sprache. Insbesondere unter jungen Menschen wächst die Ablehnung gegenüber der israelischen Politik, verbunden mit judenfeindlichen Aktivitäten. Leider müssen jüdische Einrichtungen wieder verstärkt geschützt werden, was nach den bösen Erfahrungen mit dem Holocaust in Hitlerdeutschland für viele vor allem ältere Menschen eigentlich undenkbar war. Noch stärker ist diese Entwicklung in Frankreich und den Niederlanden spürbar, wo Juden bereits diese Länder verlassen. Friedman machte dann auch deutlich, dass es zwar legitim ist, einzelne Maßnahmen Israels zu kritisieren, aber das Existenzrecht des Staates darf dabei nie in Frage gestellt werden. Auch müsse Europa endlich mit einer Stimme sprechen, um den gefährlichen Plänen eines Trump entgegentreten zu können. Leider sind wir davon weit entfernt, aber es bleibt nicht mehr viel Zeit. Die Versuche Israels und der Hamas mit dem Austausch von Geiseln und Gefangenen den festgefahrenen Prozess etwas in Bewegung zu bringen, sieht der Referent zwar als positives Zeichen, aber keineswegs als Lösung des Problems. Dazu sind die Fronten zu sehr verhärtet, und insbesondere Europa steht dem ziemlich hilflos gegenüber. Leider muss sogar Friedman einräumen: „Ich habe da auch keine Lösung“. Die abschließende intensive Diskussion der ca. 100 Teilnehmer des Vortragsabends zeigte das große Interesse für das Thema. Dr. Friedman hätte durchaus noch weiter referieren können, aber die Zeit war schon weit fortgeschritten.
Text: Klaus Kretzschmar
Hier finden Sie einen Bericht der RHEIN-Zeitung vom 25.02.2025, Seite 21, über die Veranstaltung.