Sektion Kassel
Die sicherheitspolitischen Interessen der Niederlande
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Zum Vortragsabend in der documenta-Stadt begrüßte Sektionsleiter Berthold Theus neben dem Referenten aus den Niederlanden, den Kasseler Stadtverordneten Olt d. R. Valentino Lipardi und den Fuldataler Gemeindevertreter Fregattenkapitän d. R. Hans Hermann Trost sowie den ehem. Kommandeur des Kasseler Flugabwehrregiments Oberst a. D. Hans-Werner Patzki.
Der erfahrene niederländische Stabsoffizier LtCol Jürgen Muntenaar erläuterte im Zuge des Abends einige Facetten seines Heimatlandes. Derzeit ist LtCol Muntenaar nach bereits einigen Auslandsverwendungen u.a. zuletzt in Italien und Heidelberg, sowie Einsätzen im Libanon, Bosnien und Afghanistan, als Verbindungsstabsoffizer im Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr eingesetzt.
Zunächst stellte Muntenaar „Land und Leute“ vor. Dabei schritt er den Zeitstrahl ab der Unabhängigkeit im 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart ab.
Nach einem Blick in die eigene Geschichte als Wirtschaftsmacht in den Kolonialzeiten, ergab sich mit Blick auf Europa schnell der Brückenschlag in die Belange der aktuellen Sicherheitspolitik der Niederlande, die aufgrund der karibischen Länder des Königreiches nicht rein europäischer Natur sind.
Nach den Zeiten des „Kalten Krieges“ mit drei Divisionen und zehn Brigaden hat man damals schnell entsprechende Umstrukturierungen vorgenommen. Nach Aussetzung der Wehrpflicht 1993 wurde die neue Berufsarmee auf den Umfang von nun rund drei Brigaden abgeschmolzen. Dabei wurde auch ähnlich wie bei der Bundeswehr so manche Fähigkeit abgebaut, auf die man heute aufgrund der veränderten Bedrohungslage durchaus zurückgreifen müsste.
Vom Gesamtpersonalumfang von ca. 65.000 Menschen sind ca. 15.000 Verwaltungsbeamte. An den Beispielen der NATO-Commandstructres, des DEU/NLD Korps in Münster, sowie zwei von drei eingegliederten NLD Brigaden in zwei DEU Divisionen der Division Schnelle Kräfte (DSK), und der 1. Panzerdivision machte Muntenaar, die mittlerweile enge Verzahnung im Allgemeinen aber insbesondere mit den Streitkräften Deutschlands deutlich.
Weitere Beispiele sind die Zusammenarbeit der Luftwaffe mit dem European Air Transport Command (EATC) in Eindhoven oder jüngst das zu Anfang April aufzustellende Multinational Medical Coordination Centre (MMCC) des Sanitätsdienstes in Koblenz, in dessen Aufstellungsstab Muntenaar im Schwerpunkt seinen Dienst leistet.
Wesentlich für die international sehr aktiven niederländischen Streitkräfte sind die in der Verfassung verankerten Bezüge zur Rechtsstaatlichkeit und „der Anerkennung, dass die eigene Freiheit anfängt mit der Freiheit von anderen“, so Muntenaar abschließend.
Als Anerkennung und Dank gab es zum Ende die traditionelle nordhessische „Ahle Worscht“. Ein sehr informativer Abend in Kassel!