Sektion Koblenz
Wenn Wasser zum politischen Sprengstoff wird. Versorgungssicherheit, Machtpotential und Waffe in globalen Krisen
Der Vortrag beleuchtet die Ressource Wasser in unterschiedlichen Facetten, macht die Wechselwirkungen zu anderen Politikfeldern deutlich und wirft Fragen nach Wasserpolitik, -strategie und -diplomatie, sowie grenzüberschreitendem, nachhaltigem Wassermanagement als Instrumente in der Konfliktprävention und Streitbeilegung auf. Wir werden dabei Wasser in seinen unterschiedlichen Facetten und Wechselwirkungen mit Klimaveränderungen und Energie- / Ernährungssicherheit betrachten, über seine Rolle im Spannungsfeld Auslöser, Opfer und Waffe von und in Gewaltkonflikten sprechen und seine Bedeutung als einen wichtigen strategischen Faktor in sicherheitspolitischen Trendanalysen herausarbeiten.
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Nachschau zur Veranstaltung
25. März 2025 - Mit einem hochstrategischen Thema abseits der im regelmäßigen Diskurs stehenden sicherheitspolitischen Schwerpunkte befasste sich die GSP Sektion Koblenz in ihrer März-Veranstaltung. Gewonnen werden konnte als Referent Jörg Barandat , bis Ende 2019 Dozent für „Sicherheitspolitik, globale Trends und strategisches Denken“ an der Führungsakademie der Bundeswehr, Hamburg, davor u.a. Tätigkeiten im Auswärtigen Amt, dem Bundesministerium der Verteidigung und am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg, 1996 und 1997 stellvertretender Leiter der deutschen Delegation bei den Verhandlungen über das Flussgebiets-Übereinkommen der Vereinten Nationen in New York, bekannt auch durch vielfältige Veröffentlichungen zur Wasser-Thematik. Barandat hielt seinen Vortrag vor ca. 100 GSP-Gästen zum Thema „Wenn Wasser zum politischen Sprengstoff wird. Versorgungssicherheit, Machtpotential und Waffe in globalen Krisen“.
Der Vortrag spannte den Bogen von der Aktualität und Brisanz des Themas über die hydrologischen Grundlagen, den Nexus Klima-Wasser-Energie mit dessen Auswirkungen auf Wirtschaft-Sicherheit und Umwelt, die Geopolitik angereichert mit beeindruckenden nationalen und internationalen Beispielen bis hin zu den Folgerungen für politisches Handeln. Als eines der vielen vorgetragenen geopolitischen Beispiele diente die Annexion Tibets durch China. Das tibetische Hochplateau ist Ursprung der großen Flüsse Asiens und gilt damit als Wasserschloss der Region. Somit sind die Wasserressourcen Tibets für China von großer strategischer Bedeutung für Industrie und Landwirtschaft. Dies erklärt das in der westlichen Öffentlichkeit kaum bekannte gigantische Süd-Nord-Wassertransfer-Projekt zur Wasserversorgung der nordchinesischen Ebene und Pekings, das zu Lasten von Ganges, Brahmaputra und Mekong geht. Diese Flüsse sind für Indien, Vietnam, Laos, Kambodscha und Thailand zentrale Lebensadern. Das Projekt ist nach Barandats Bewertung somit Ausfluss von Politik, die als neue Form des Imperialismus bewertet werden muss.
Der faktenreiche Vortrag machte deutlich, dass es keine Defizite in der Problemanalyse oder an technischen Lösungsmöglichkeiten gibt. Defizitär ist, dass diese Erkenntnisse nicht umgesetzt werden. Barandat: „Es liegt also alles seit Jahrzehnten auf dem Tisch. Es muss ‚nur‘ politisch und gesellschaftlich umgesetzt werden.“
Die Dichte, Komplexität und Relevanz des Themas gepaart mit dem fesselnden Vortrag des anerkannten Experten Jörg Barandat veranlasste den die Veranstaltung leitenden Sektionsleiter Carlo Schnell erstmalig eine deutliche Zeitüberschreitung ohne Intervention hinzunehmen. Seine Abschlussworte: „Herr Barandat / Jörg, Du hast es geschafft, dass wir aufgeschaltet haben auf das Thema. Wir sind ‚in alert‘.“ Der kaum endende Applaus des Publikums zeigte, dass dieser Vortrag als Sternstunde bezeichnet werden kann. Es bleibt aber weiter die nicht triviale Aufgabe, dass das, was auf dem Tisch liegt ‚nur‘ umgesetzt werden muss.