Sektion Sigmaringen-Heuberg

Sektion Sigmaringen-Heuberg

Dienstag, 09.11.2021 - 19:00

30 Jahre Wiedervereinigung

Vortrag und Diskussion
Referent: Rainer Eppelmann , Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Berlin
Ort: Sparkassenforum "Hofgarten" - Fürst-Wilhelm-Straße 12 , 72488 Sigmaringen
Organisator: Herr Oberstleutnant d.R. Bernhard Schleyer , Sektionsleiter bernhard@schleyer.de
Lenaustraße 16, 72488 Sigmaringen  07571 / 14872


„Nur so können Sie uns verstehen!“

Rainer Eppelmann sprach über Vorgeschichte, Prozess und Stand der deutschen Einheit

Auf Einladung der Sektion Sigmaringen-Heuberg der Gesellschaft für Sicherheitspolitik e.V. und der Konrad-Adenauer-Stiftung sprach Rainer Eppelmann, Pfarrer, Bürgerrechtler und Politiker, am vergangenen Dienstag im Sparkassenforum in Sigmaringen. Nachgeholt wurde damit der schon letztes Jahr zum 30. Jubiläum der deutschen Wiedervereinigung geplante Termin, und das am nicht weniger passenden 9. November.

Eppelmann versuchte, den Zuhörerinnen und Zuhörern die emotionalen Nachwirkungen der SED-Diktatur in der Kultur des Ostens zu veranschaulichen, um mehr Verständnis für dessen Sorgen und Nöte zu erreichen. Das Regime habe versucht, alle zu „tollen Sozialisten“ zu erziehen und dabei vergessen, dass jeder Mensch ein Unikat und anders als der Nächste sei. Alle sollten „graue Mäuse“ sein. Selbst habe man sich jedoch für diejenige Seite gehalten, die als einzige den Menschlichkeitsgedanken verstanden habe.

Wer dazu erzogen worden sei, nie die Wahrheit zu sagen und seine Ansichten zu vertreten, könne diese jahrzehntelange Lebenserfahrung zu keinem Zeitpunkt einfach ablegen, als hätte der erste Teil des Lebens nie stattgefunden. Wer seine Kinder statt im eigenen christlichen Glauben zum Sozialismus erziehen müsse, der könne diese Erfahrungen nicht einfach vergessen. Immer wieder kam der Appell, nachzuvollziehen, was all dies mit Menschen mache.

Eppelmann holte weit aus, um das geschichtliche Verständnis als Grundlage seiner Aussagen zu schärfen. „Es muss nur wie Demokratie aussehen“, dies sei Walter Ulbrichts Devise bereits im Jahr 1945 gewesen. Weder die tiefgreifenden Auswirkungen des 17. Juni 1953, die Reaktion der DDR-Führung auf 15.000 Menschen, die täglich kurz vor dem Mauerbau Ost-Berlin verließen, noch die Sehnsüchte so vieler, die jeden Abend mit dem Einschalten von ARD und ZDF „ausgereist“ seien, anders zu leben, blieben unberücksichtigt.

Das Publikum konnte sich sicher sein, dass aus Erfahrung gesprochen wurde: Eppelmann selbst führte nach langen Jahren in der DDR-Opposition ab 1979 in Ost-Berlin Blues-Messen mit tausenden Menschen durch, zeitweise aus Platzmangel viermal hintereinander. Die Kirche sei der einzige Ort gewesen, wo die Diktatur eine selbst gestaltete Veranstaltung zulassen musste. Am Abend des 9. Oktober 1989, als sich erstmals 70.000 Menschen in Leipzig zur friedlichen Demonstration versammelten, habe schließlich „die Angst die Seiten gewechselt“. Nach den ersten freien Volkskammerwahlen 1990 wurde Eppelmann selbst letzter Minister der DDR für Abrüstung und Verteidigung und war im Anschluss bis 2005 Mitglied des deutschen Bundestages.

Man könne heute auf die deutsche Einheit stolz sein, so Eppelmann. Willy Brandts Satz, nun wachse zusammen, was zusammen gehöre, impliziere, dass ein Wachstumsprozess Zeit brauche, und in den letzten 30 Jahren sei sehr Vieles geleistet worden. Auch wenn einige brüllten, sollte dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass sehr viele Menschen, auch im Osten, zufrieden mit dem Weg seien, auf dem sich das Land befinde. Eppelmann schloss mit Konstantin Weckers Zeilen: „Wenn alle zweifeln, wagt zu glauben. Wenn alle mittun, steht allein.“.


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