Sektion Taubertal
Das postsowjetische traumatische Selbstverständis Putins. Wohin steuert die ehemalige Weltmacht Russland?
Kooperationsveranstaltung der GSP-Sektion Taubertal mit der EUROPA-UNION DEUTSCHLAND, Kreisverband Main-Tauber/Hohenlohe
Der Referent zeichnet sich durch einen kommunalen und europäischen beruflichen Werdegang aus. Er war beim Berliner Senat, in der Entwicklungshilfe beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Bonn und als Finanzdezernent beim Landkreis Sigmaringen tätig, 16 Jahre wirkte er als Bürgermeister des Luftkurorts Kißlegg im Allgäu. Der mehrfache Buchautor und langjährige Hochschuldozent übernahm anschließend Aufgaben für die Europäische Union in Bulgarien, der Ukraine und Weißrussland. Er hält Vorträge über Russland, Europa, Frankreich, Italien sowie Buchlesungen.
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„Es ist letztlich Putins Krieg.“
„Das Thema könnte nicht aktueller sein, umso wichtiger ist es, dass wir uns differenziert mit ihm auseinandersetzen.“ Diese Einschätzung des Vorsitzenden der Europa-Union Kreisverband Main-Tauber/Hohenlohe, Dr. Ulrich Derpa, teilten auch die etwa 50 Gäste, die am Vorabend der Annexion der besetzten ukrainischen Gebiete in das Tagungshotel „Das Bischof“ in die Kreisstadt kamen. Dort fand die gemeinsame informationspolitische Vortragsreihe zum Ukraine-Krieg der Europa-Union und der Gesellschaft für Sicherheitspolitik e.V., Sektion Taubertal (GSP) ihre Fortsetzung. Unter dem Titel „Das postsowjetische traumatische Selbstverständnis Putins. – Wohin steuert die ehemalige Weltmacht Russland?“ stand an dem Abend die kritische Auseinandersetzung mit dem russischen Präsidenten im Fokus. Der Referent, Bürgermeister a.D. Fredo Endres, lenkte die Aufmerksamkeit zunächst auf die historischen Zusammenhänge: „Russland fühlt sich seit 1991 als Verlierer des Friedens.“ Es habe nie seinen Anspruch auf eine Führungsrolle in der Welt aufgegeben und sich mit dem Status einer Regionalmacht zufriedengeben können – vor allem nicht Putin, so Fredo Endres. Gerade mit Blick auf den russischen Präsidenten fand der Referent deutliche Worte: „Es ist letztlich Putins Krieg. Es nützt nichts, Putin mit Nachgiebigkeit besänftigen zu wollen. Das vergrößerte stets seinen Appetit.“ Trotz alledem sieht er auch das Erfordernis der westlichen Demokratien, politikfähig zu blieben. Langfristig sei eine tragfähige Sicherheitsarchitektur in Europa und dem Nahen Osten ohne Russland nicht realisierbar. Ein Hoffnungsschimmer könne dafür auch die jahrhundertelange gesellschaftliche Nähe und die engen historisch-kulturellen Beziehungen zwischen Russland und den westlichen Länder sein. In diesem Moment nickte so mancher im Raum, denn nicht nur Endres, der für die Europäische Union Projekte in Osteuropa betreut hat, verfügt über zahlreiche persönliche Verbindungen nach Russland. Aktuell leide dieses Russland jedoch und verschlechtere durch den brutalen Angriffskrieg auf die Ukraine seine eigene Zukunftsperspektive tagtäglich, schloss Endres ab. Wie wichtig es ist, unterschiedliche Facetten des Themas zu diskutieren, zeigte sich in der anschließenden Gesprächsrunde, an der sich auch eine Soldatin der Bundeswehr einklinkte. „Das ist genau das, was wir mit diesen Veranstaltungsformaten beabsichtigen,“ unterstrich Wolfgang Krayer, Vorsitzender des GSP Sektion Taubertal: „Einen respektvollen und fundierten Austausch über sicherheitspolitisch relevante Themen mit allen direkt und indirekt beteiligten Personen.“