Bericht von der Veranstaltung am 06.02.2023

Die Kooperations-Partner GSP, DBwV und DWT hatten den Befehlshaber des Multinationalen Kommandos Operative Führung (MNKdOOpFü) und Kommandeur des Joint Support and Enabling Command (JSEC), Herrn GenLt Alexander Sollfrank zum Vortrag eingeladen. Vor 170 Gästen stellte er zunächst beide Ulmer Kommandos vor, deren Führung ihm am 17.03.2022 übertragen wurde.
Das MNKdoOpFü ist ein einsatzbereites HQ zur Planung und Führung auf militärstrategischer Ebene. Es stellt die Einsatzbereitschaft, auch bei kurzfristigem Bedarf, von Stabskapazitäten, Infrastruktur sowie Command&Control -Elementen, um ein EU-Operation Headquarters (OHQ) als auch ein Joint Logistic Support Group Headquarters (JLSG) für EU, NATO oder DEU zu betreiben und gleichzeitig eine permanente zentralisierte Unterstützung für das JSEC bereitzustellen. Dieses Kommando hat ca. 500 Soldaten/Zivilbedienstete aus 7 Nationen. Die EU hat aufgrund der aktuellen Herausforderungen eine Bedrohungsanalyse gemacht und als Ergebnis das Grundlagendokument „Strategischer Kompass“ für die Gemeinsame Sicherheits- u. Außenpolitik (GASP) der nächsten Jahre beschlossen. So könnte das Kdo ab 2025 die operative Führung von 5000 Soldaten der Rapid Deployment Capacity (RDC) übernehmen und damit die schnelle Krisenreaktionsfähigkeit sicherstellen.
Das JSEC stellt mit ebenso 500 Soldaten/Zivilbediensteten, jedoch aus 25 Nationen, ein NATO-weites “Enablement, Reinforcement by forces and Sustainment” sicher. In Folge der Besetzung der Krim hatte die NATO beim Gipfeltreffen in Wales 2014 die Notwendigkeit schneller Kräfteprojektion festgelegt, 2016 auf dem Gipfel in Warschau die Anpassung der Kommandostruktur als notwendig erachtet und 2018 bei Treffen der VtgsMin zwei neue Kommandos beschlossen: das Joint Force Command (JFC) in Norfolk u. das JSEC in Ulm, das 2021 die volle Einsatzbereitschaft herstellte. Letzteres koordiniert die Vorbereitung u. Durchführung des Enablements sowie des Reinforcement by Forces innerhalb des gesamten Verantwortungsbereichs des SACEURs u. gewährleistet damit die Fähigkeit der NATO, zeitgerecht Kräfte zu verlegen u. die Kampfkraft dieser Kräfte im Einsatz zu erhalten. Das Motto des JSEC lautet gem. Feldmarschall v. Moltke:“Getrennt marschieren, vereint schlagen!“ Demzufolge koordiniert das Kdo seit Februar 2022 u.a. die Verstärkungen an der Ostflanke der NATO. GenLt Sollfrank stellte diese im Einzelnen vor. Danach erläuterte er u.a. die Bedeutung von Leadership, Resilienz u. Durchhaltewillen sowie Kampfkraft u. Einsatzwert. Abschließend betonte er dass die HQs ein Symbol für die Einbindung in NATO u. EU sind u. ein starkes Signal der gemeinsamen Abschreckung u. Krisenreaktionsfähigkeit.

Text: Wolfgang Goetze

Anschließend fokussierte der Redner auf die Europäische Rüstungspolitik von den Anfängen in den frühen 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts über die Gründung der OCCAR (1996) bis zum European Council on Security and Defence. Nach der Besetzung der Krim sind diese politischen Gremien mit konkreten Maßnahmen flankiert worden, die heute im European Defence Fund (EDF) münden. Neben diesen Initiativen der Kommission haben wir noch die Ständige Strukturierte Zusammenarbeit (PESCO) unter dessen Schirm sich Mitgliedstaaten zu gemeinsamen Rüstungsvorhaben zusammenfinden, DG DEFIS – Directorate General for Defence Industrie and Space und nicht zuletzt die EDA – European Defence Agency, die die PESCO Vorhaben begleitet, Rüstungsforschung betreibt und das gemeinsame Training vorantreibt.

Text: Dr. Thomas Trelle, DWT