Sektion Köln/Rhein-Erft-Kreis/Euskirchen
Weltraum, Sicherheit & Verteidigung: Strategische Relevanz von Weltraumtechnologien im Ukraine-Krieg
In Kooperation und mit freundlicher Unterstützung des Kölner Forums für Internationale Beziehungen und Sicherheitspolitik e. V. (KFIBS).
Lina Pohl ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am European Space Policy Institute (ESPI), abgeordnet vom DLR, mit dem Forschungsschwerpunkt auf Weltraumsicherheit und -verteidigung. Sie hat 2020 den Master Politikwissenschaft, mit Schwerpunkt internationale Beziehungen Sicherheitspolitik, und an der Universität zu Köln absolviert, mit einer Masterarbeit zu dem Thema “Russlands Intervention im UkraineKonflikt: Gründe für den Einsatz von Mitteln hybrider Kriegsführung”. Vor ihrer Tätigkeit bei ESPI war sie beim DLR in der Abteilung Internationale Beziehungen tätig und hat sich u.a. mit bilateralen Beziehungen zu Russland, GUS und Japan befasst sowie mit Kooperationen mit den Vereinten Nationen, internationalen Organisationen und im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit.
Lina Pohl hat zu diesem Thema verschiedene Artikel veröffentlicht:
- Lina Pohl (2022): “The War in Ukraine and the European Space Sector”, European Space Policy Institute (ESPI), ESPI Brief 57, Mai 2022. Link: https://www.espi.or.at/briefs/the-war-in-ukraine-and-the-european-space-sector/
- Lina Pohl (2023): Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf den Raumfahrtsektor und Implikationen für Europa, in (Hrsg.) Antje Nötzold, Enrico Fels, Andrea Rotter & Moritz Brake, Strategischer Wettbewerb im Weltraum: Politik, Recht, Sicherheit und Wirtschaft im All. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden. pp. 593-613 (2024): Link: https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-658-42602-6_30
Veranstaltungsbericht
Am 17. Juli 2025 veranstaltete die GSP-Sektion Köln/Rhein-Erftkreis/Euskirchen in Kooperation mit dem Kölner Forum für Internationale Beziehungen und Sicherheitspolitik e. V. (KFIBS) einen Vortragsabend zum Thema „Weltraum, Sicherheit & Verteidigung: Strategische Relevanz von Weltraumtechnologien im Ukraine-Krieg“. Referentin war Lina Pohl, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin am European Space Policy Institute (ESPI), abgeordnet vom DLR, mit dem Forschungsschwerpunkt auf Weltraumsicherheit und -verteidigung arbeitet. Moderiert wurde die Veranstaltung durch die stellvertretende Sektionsleiterin Jette Knapp.
Nach einer Vorstellung des ESPI und ihrer Arbeitsschwerpunkte gab Lina Pohl einen umfänglichen Überblick über die europäische Raumfahrt. Sie beleuchtete die verschiedenen Ebenen der Zusammenarbeit in der europäischen Raumfahrt und erläuterte wie die EU, die Europäische Raumfahrtagentur (ESA) und die europäischen Nationalstaaten als die wichtigsten Akteure gemeinsam agieren, welche Schnittmengen und welche Grenzen bestehen. Im Weiteren ging sie auf die unterschiedlichen Anwendungsbereiche (Erdbeobachtung, Satellitennavigation und Kommunikation ) der Raumfahrt ein und wie diese durch die unterschiedlichen Komponenten des EU-Raumfahrtprogramms (Copernicus, Galileo etc.) abgedeckt werden.
Anschließend gab Frau Pohl einen Überblick über unterschiedliche Aspekte, die im Kontext Weltraum, Sicherheit und Verteidigung von Relevanz sind. Dabei ging sie besonders auf die beiden Dimensionen „Weltraum für Sicherheit und Verteidigung“ und „Sicherheit und Verteidigung im Weltraum“ ein und beleuchtete, wie Weltraumanwendungen z. B. für die Arbeit von Sicherheitsbehörden oder für die Verteidigung Anwendung finden und welche Initiativen zum Schutz von Weltrauminfrastruktur unternommen werden.
Im Weiteren beleuchtete Frau Pohl raumfahrtrelevante Ereignisse im Ukraine-Krieg wie z. B. der Abhängigkeit von der US-Firma SpaceX für die ukrainische Kommunikation und daraus resultierenden Entwicklungen in der Ausrichtung und Governance der europäischen Raumfahrt. Dabei ging sie auf die vier Dimensionen ein, die im Zusammenhang des Ukraine-Kriegs in der europäischen Raumfahrt zum Tragen kommen:
Auswirkungen auf die internationale Zusammenarbeit im Weltraum (ISS, Kooperationen in der Exploration etc.)
Gesteigertes Bewusstsein für die strategische Bedeutung von Raumfahrt für Sicherheit und Verteidigung (und insbesondere die Rolle kommerzieller Akteure)
Gesteigertes Bewusstsein über die Verwundbarkeit von Weltraumsystemen
Der Ukraine-Krieg als Weckruf mit Blick auf die strategische Autonomie der europäischen Raumfahrt und als Beschleuniger für das Identifizieren, Nutzen und Schaffen von Synergien im Weltraum- und Verteidigungssektor
Abschließend erläuterte Frau Pohl noch einmal im Speziellen einige Aspekte bezüglich der Raumfahrtaktivitäten der EU im Kontext Weltraum und Verteidigung. Dabei ging sie zum einen auf die rechtlichen Hürden ein, die sich in der Raumfahrt und der Verteidigung aus den Zuständigkeiten gemäß der EU-Verträge ergeben. Zum anderen skizzierte sie EU-Initiativen wie den Strategischen Kompass, die EU Space Strategy for Security and Defence und das EU-Weißbuch zur Zukunft der europäischen Verteidigung - und die wachsende Rolle der Raumfahrt dabei. Relevant dabei war einerseits, welche Konsequenzen die EU aus dem Ukraine-Krieg bisher gezogen hat und zum anderen, welche Beteiligungsformen und Unterstützung für die Ukraine von Seiten der EU geschaffen wurden und werden sollen.
Die GSP-Sektion Köln/Rhein Erft-Kreis/Euskirchen bedankt sich an dieser Stelle sehr herzlich bei Lina Pohl für ihren umfassenden und interessanten Vortrag, der mit Sicherheit einige Wissenslücken füllen konnte. Ein besonderer Dank gilt außerdem den Teilnehmenden, die durch durch interessierte Fragen zu einer gelungenen Veranstaltung beitrugen. Abschließend möchten wir uns noch beim KFIBS für die Unterstützung und Zusammenarbeit bedanken.
Veranstaltungsbericht und Fotos: Jette Knapp, Stv. Sektionsleiterin