Bundestagsw. 1976-1998 - 1990 erstmals freie Wahlen im gesamten DEU seit 1932

Bundestagsw. 1976-1998 - 1990 erstmals freie Wahlen im gesamten DEU seit 1932

8. Bundestagswahl am 3. Oktober 1976
Zur achten Bundestagswahl tritt der amtierende Bundeskanzler an. Bereits im Juni 1975 hatte die Union den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Helmut Kohl als ihr neues Zugpferd nominiert. Die CSU hätte lieber Franz Josef Strauß ins Rennen geschickt. Kohl erzielt mit 48,6 Prozent das zweitbeste Unions-Ergebnis seit 1949. Da die SPD 42,6 Prozent und die FDP 7,9 Prozent der Zweitstimmen erhalten, wird das Regierungsbündnis unter Bundeskanzler Helmut Schmidt fortgesetzt. Die Wahlbeteiligung liegt bei 90,7 Prozent. Kohl gibt sein Amt in Mainz auf und geht als Oppositionsführer nach Bonn.

9. Bundestagswahl am 5. Oktober 1980
Die CDU/CSU erhält 44,5 Prozent der Stimmen, die FDP 10,6 Prozent. Sozialdemokraten und Freidemokraten setzen ihre Koalition unter Helmut Schmidt fort. Doch die politischen Gemeinsamkeiten werden immer geringer. Helmut Schmidt stellt im Februar 1982 die Vertrauensfrage. Er will wissen, ob die eigene Partei und die FDP seinen politischen Kurs weiter mittragen. Alle Koalitionsabgeordneten sprechen ihm das Vertrauen aus. Doch im Sommer werden die Differenzen in der Wirtschafts- und Finanzpolitik so diametral, dass der Kanzler am 17. September 1982 die Koalition aufkündigt. Die FDP-Minister treten zurück, Schmidt führt eine Minderheitsregierung. Die Opposition plant eine gemeinsame Regierung und einigt sich darauf, Helmut Schmidt am 1. Oktober 1982 durch ein konstruktives Misstrauensvotum zu stürzen. Helmut Kohl wird mit 256 von 495 gültigen Stimmen zum Bundeskanzler gewählt. Er strebt baldige Neuwahlen an, um den Regierungswechsel durch die Wähler legitimieren zu lassen. Im Dezember stellt er die Vertrauensfrage, die Mehrheit der Abgeordneten von Union und FDP enthält sich. Damit ist der Weg frei für Neuwahlen im März 1983.

10. Bundestagswahl am 6. März 1983      
Die Union erreicht 48,8 Prozent Stimmanteil, ein Ergebnis, das sie bis heute nicht wieder erreicht hat. Die Sozialdemokraten kommen auf 38,2 Prozent, die Liberalen auf 7,6 Prozent. Erstmals zieht bei dieser Wahl die Umweltpartei „Die Grünen“ mit 29 Abgeordneten (5,6 Prozent) in den Bundestag ein. Sie vertritt einen radikalen pazifistischen Kurs und fordert Abrüstung und ein Ende des Blockdenkens". Am 29. März wählt der Bundestag Helmut Kohl zum zweiten Mal zum Bundeskanzler. Niemand ahnt, dass mit dieser Wahl die sogenannte „Ära Kohl" beginnt. Im November wird im Bundestag intensiv und kontrovers debattiert. Das Thema das spaltet ist die Nachrüstung und Stationierung amerikanischer Atomwaffen. Massenproteste und Demonstrationen der „Friedensbewegung“ begleiten die Auseinandersetzungen.

11. Bundestagswahl am 25. Januar 1987
Nach der diesmal wieder vierjährigen Legislaturperiode des Bundestages werden die Wähler Anfang 1987 erneut an die Urnen gerufen, um den 11. Deutschen Bundestag zu wählen. Für die Union ist es eine Enttäuschung: Sie erreicht nur 44,3 Prozent. Es ist ihr schlechtestes Ergebnis seit Bestehen der Bundesrepublik. Der Koalitionspartner FDP kann sich auf 9,1 Prozent verbessern. Die SPD tritt mit Johannes Rau als Spitzenkandidat an. Als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen kann er überzeugen, im Bund gelingt ihm das nicht, die Partei kommt auf 37 Prozent. Wahlsieger sind die Grünen, die sich auf 8,3 Prozent verbessern und mit 44 Abgeordneten in das 497-köpfige Parlament einziehen.  Trotz der Sitzverschiebungen kann Kohl seine „Koalition der Mitte“ fortsetzen. Am 11. März wird er erneut zum Bundeskanzler gewählt. Die Bundestagswahl 1987 ist die letzte Wahl vor der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990. Der Beitritt der neuen Bundesländer macht eine Neuwahl des Bundestages erforderlich.

12. Bundestagswahl am 2. Dezember 1990
Der erste Adventssonntag wird als Wahltermin festgelegt. Erstmals seit November 1932 finden im gesamten Deutschland seit 1932 wieder freie Parlamentswahlen statt. Zu den rund 46,5 Millionen Wahlberechtigten in der alten Bundesrepublik kommen gut elf Millionen in den neuen Bundesländern und rund 2,5 Millionen in Berlin dazu. Wahlkampfthema ist die deutsche Einheit. Bundeskanzler Kohl verspricht „blühende Landschaften“ für die fünf neuen Bundesländer. SPD-Kanzlerkandidat Oskar Lafontaine warnt vor explodierenden Kosten, steigender Staatsverschuldung und unausweichlichen Steuererhöhungen.
Sieger ist die bisherige Regierungskoalition aus CDU/CSU und FDP. Die Union kann 43,8 Prozent der Stimmen verbuchen, das sind 319 Abgeordnete. Die FDP mit ihrem populären Außenminister und Vizekanzler Hans-Dietrich Genscher erhält elf Prozent (79 Abgeordnete). Die SPD fällt auf 33,5 Prozent (239 Abgeordnete) zurück und die Grünen scheiterten mit 3,8 Prozent an der Fünf-Prozent-Hürde. Über die Listenverbindung Bündnis 90/Grüne ziehen sie aber mit acht Abgeordneten ins Parlament ein. Auch die SED-Nachfolgepartei PDS/Linke schafft es mit 17 Abgeordneten. Die Wahlbeteiligung ist enttäuschend niedrig, nur 77,8 Prozent der Wahlberechtigten geben ihre Stimme ab. Am 17. Januar 1991 wird Helmut Kohl mit 378 Ja-Stimmen des auf 622 Abgeordnete angewachsenen Parlament zum ersten Bundeskanzler des wiedervereinigten Deutschlands gewählt.  

13. Bundestagswahl am 16. Oktober 1994
Für die Bundestagswahl 1994 tut sich die SPD schwer, einen Kanzlerkandidaten zu nominieren, der das Schwergewicht Kohl herausfordern kann. Die Partei entscheidet sich für ihren Vorsitzenden Rudolf Scharping, der sich in einem Mitgliederentscheid gegen Gerhard Schröder durchsetzt.  Bei der Wahl bleibt alles beim Alten. Der von der SPD erhoffte Regierungswechsel bleibt aus. CDU und CSU erhalten 41,5 Prozent der Stimmen, das schlechteste Ergebnis seit 1949. Mit den Stimmen der FDP von 6,9 Prozent kann Kohl aber weiter regieren. Scharpings SPD kommt auf 36,4 Prozent, das „neue“ Bündnis 90/Die Grünen, wie sie jetzt heißen, kommt auf 7,3 Prozent und die PDS schafft mit 30 Abgeordneten auch den Sprung ins Parlament, weil sie im Osten vier Direktmandate gewinnt.

14. Bundestagswahl am 27. September 1998
Nach 16 Jahren in der Opposition wirbt die SPD mit dem Slogan „Deutschland braucht einen neuen Kanzler“. Kandidat ist Gerhard Schröder. Er gewinnt am 1. März die Landtagswahl in Niedersachsen mit dem besten Ergebnis seit 1947. Auf den pragmatisch agierenden Schröder ist die Union mit ihrem Wahlkampfkonzept nicht vorbereitet. Am Wahltag wird die SPD mit 40,9 Prozent der Stimmen zum zweiten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik stärkste politische Kraft. Die Union fällt auf 35,2 Prozent zurück. Die Grünen erreichen 6,7 Prozent, die FDP 6,1 Prozent und die Linke/PDS überspringt mit 5,1 Prozent die notwendige Hürde. SPD und Grüne haben nun die Mehrheit der Mandate und neue Gesichter erscheinen auf der Bundesbühne. Eines davon ist der Grüne Joschka Fischer, der als „Chefdiplomat“, wie der Außenminister gerne genannt wird, ins Auswärtige Amt einzieht. An diesem Tag hat die Generation der „68er“ ihr Ziel erreicht, den Marsch durch die Institutionen. Zum ersten Mal wird eine amtierende Bundesregierung komplett abgelöst. Am 27. Oktober wird Gerhard Schröder mit 351 von 666 Stimmen zum Bundeskanzler gewählt. Der politische Machtwechsel ist zugleich ein Generationswechsel in der Geschichte der Bundesrepublik.

 

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