Das am vergangenen Mittwoch in AlUla, einer Stadt im Nordosten Saudi-Arabiens, etwa 350 Kilometer von Medina entfernt, eröffnete Munich Leaders Meeting (MLM), Teil der Münchener Sicherheitskonferenz MSC, gab Saudi-Arabien als erstmaligem Gastgeber einer internationalen Sicherheitskonferenz die Gelegenheit, seine Rolle als Förderer von Dialog und Diplomatie in der Region herauszustellen. So diskutierten etwa 100 hochrangige Regierungsvertreter in Panels mit dem Fokus auf multilaterale Zusammenarbeit, regionale Diplomatie und Konfliktlösung. Weitere Themen waren globale Nahrungsmittel-, Klima- und Energiesicherheit. Amira Saber Qandil, ein Mitglied des ägyptischen Senats, bezeichnete die Diskussion als “äußerst zeitgerecht”, da die Region in eine multipolare Welt steuere.
Bei der Eröffnungsveranstaltung tauschten sich u. a. die Außenminister von Ägypten, Jordanien sowie Saudi-Arabien unter Mitwirkung des französischen Botschafters im Libanon aus, wobei der 20-Punkte-Vorschlag von US-Präsident Donald Trump für Gaza und die weiteren Anstrengungen zur Stabilisierung der Region im Mittelpunkt standen. Dieser Vorschlag, der nach Angaben aus dem Weißen Haus auch von arabischen Staaten unterstützt wird, war am Montag zuvor von Israels Premierminister Benjamin Netanjahu bei einem Treffen mit Trump angenommen worden. Eine Umfrage unter den Konferenzteilnehmern, ob der US-Plan für Gaza eine Chance zur Umsetzung habe, wurde allerdings nur von etwa 10 Prozent bejaht. Konkreter äußerte sich der Präsident des Stiftungsrats Wolfgang Ischinger gegenüber der englischsprachigen Tageszeitung Arab News: „Der US-Vorschlag für Gaza stellt einen Hoffnungsschimmer für eine diplomatische Lösung dar. Viele Herausforderungen bestehen fort und diplomatisches Geschick ist erforderlich seitens aller darin involvierten Parteien, um auf diesem Momentum aufzubauen.“
Das Munich Leaders Meeting-Format unterstreicht die Bemühungen der MSC, in Ergänzung zur eher eurozentrischen Ausrichtung in München andere Regionen wie den „globalen Süden“ in die internationale Sicherheitsdiskussion mit einzubeziehen und stellt zugleich die Rolle Deutschlands in diesem Kontext heraus. Damit unterscheidet sich das deutsche von dem britischen Modell, welches mit dem International Institute for Strategic Studies (IISS) als Ausrichter den jährlichen Shangri-La Dialogue in Singapur und den Manama Dialogue in Bahrain, d. h. in zwei vormals zum British Empire gehörenden Territorien, organisiert. Bei den Vorbereitungen zu diesen regionalpolitischen Konferenzformaten konnte ich im Rahmen von Einsätzen als Verteidigungsattaché an den Botschaften in Riad bzw. Manama und Singapur mitwirken. Zudem hatte ich die Gelegenheit, die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen anlässlich ihrer Teilnahme am Manama Dialogue 2016 zu betreuen. Der seit 2022 bestehenden MLM-Reihe ist eine dem britischen Dialog-Modell vergleichbare Bedeutung zu wünschen, welche damit dem Anspruch der aktuellen wie auch zukünftiger Bundesregierungen gerecht werden dürfte.
Fotos: © SPA
Dazu auch das Interview der Woche im Deutschlandfunk: Ex-Diplomat Ischinger: Trumps Plan für Nahost ist die einzige Chance
Es geht darum, das Töten in Gaza zu beenden. Dafür sei Trumps Friedensplan eine Chance. So sehen es viele Staaten der Region, sagt Wolfgang Ischinger. Es brauche jedoch Zwischenschritte und Geduld, so der ehemalige Diplomat.
Detjen, Stephan | 05. Oktober 2025, 11:05 Uhr


