Stärkung von Abschreckung und Verteidigung - SiPo im Koalitionsvertrag

Stärkung von Abschreckung und Verteidigung - SiPo im Koalitionsvertrag

Am 6. November 2024 löste Bundeskanzler Olaf Scholz die Ampelregierung auf. Es dauerte nur wenige Tage, bis Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den 23. Februar 2025 als Termin für die Neuwahl des 21. Deutschen Bundestages festlegte. Das amtliche Endergebnis und die Zusammensetzung des neuen Bundestages sehen wie folgt aus. Die CDU erhielt 22,6 Prozent der Zweitstimmen, die AfD 20,8 Prozent, die SPD 16,4 Prozent, Bündnis 90/Die Grünen 11,6 Prozent, Die Linke 8,8 Prozent, die CSU 6 Prozent, der Südschleswigsche Wählerverband 0,2 Prozent und Sonstige 13,7 Prozent. Die Wahlbeteiligung war mit 82,5 Prozent die höchste seit der Wiedervereinigung. Nach Sitzen, einschließlich der Wahlkreisabgeordneten, entfallen auf die Union (CDU/CSU) 208, auf die AfD 152, auf die SPD 120, auf die Grünen 85, auf Die Linke 64 und auf den SSW 1. Der neue Bundestag ist damit deutlich kleiner und umfasst nur noch 630 Abgeordnete.

Nach der Wahl begannen die Sondierungsgespräche für eine mögliche Regierungsbildung zwischen Union und SPD. Erstes Ergebnis war am 8. März ein elfseitiges Sondierungspapier. Die Aussagen zur Außen- und Verteidigungspolitik sind darin eher zurückhaltend und geben wenig Aufschluss über konkrete Absichten. Erkennbar ist jedoch das Ziel, die innere und äußere Verteidigungsfähigkeit Deutschlands zu stärken, massiv in die Infrastruktur zu investieren und die Weichen für ein dauerhaftes und nachhaltiges Wachstum zu stellen. Wir, die künftige Bundesregierung, sind bereit, Verantwortung für Europa zu übernehmen und gemeinsam mit unseren Partnern die Verteidigungsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union zu stärken. Gleichzeitig werden wir die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und Europas mit zusätzlichen Mitteln sichern, denn der Schutz unserer Freiheit ist unverzichtbar. Es ist uns ein Anliegen, die Ukraine weiter zu unterstützen. 

Im Abschnitt "Finanzierung" wird festgehalten, dass CDU, CSU und SPD bis zur Konstituierung des 21. Deutschen Bundestages folgende Maßnahmen umsetzen wollen "Die Verteidigungsausgaben im Einzelplan 14 werden im Rahmen der grundgesetzlichen Schuldenbremse in Höhe von 1 Prozent des BIP abgebildet. Darüber hinaus gehende Verteidigungsausgaben im Einzelplan 14 werden nicht auf die Schuldenbremse angerechnet." Und weiter: "Die Mittel aus dem Sondervermögen Bundeswehr müssen zügig abfließen. Deshalb werden CDU/CSU und SPD noch im ersten Halbjahr ein Planungs- und Beschaffungsbeschleunigungsgesetz für die Bundeswehr sowie eine Prioritätenliste mit schnell zu beschaffenden Rüstungsgütern vorlegen, die die Verteidigungsbereitschaft unseres Landes schnell und effizient erhöhen. Die Erstellung dieser Liste erfolgt in enger Abstimmung mit dem BMVg.

Am 25. März fand die konstituierende Sitzung des 21. Deutschen Bundestages statt, bei der Julia Klöckner (CDU) mit 382 Stimmen zur Bundestagspräsidentin gewählt wurde. Ihre vier Stellvertreter sind: Andrea Lindholz (CSU), Josephine Ortleb (SPD), Omid Nouripour (Bündnis 90/Die Grünen) und Bodo Ramelow (Die Linke). 

 Der Koalitionsvertrag mit dem Titel "Verantwortung für Deutschland" wurde am 9. April vorgestellt. Innerhalb von 45 Tagen ist das schnell gegangen.  Das 144 Seiten starke Dokument ist in fünf Kapitel gegliedert und beschreibt das künftige Regierungsprogramm. In der Präambel heißt es: "Wir stärken unsere Verteidigungs- und Abschreckungsfähigkeit, um Freiheit und Frieden zu sichern. Das fünfte Kapitel gliedert sich in zwei Teile. Der erste Teil behandelt die Außen-, Verteidigungs- und Entwicklungspolitik sowie die Menschenrechte, der zweite Teil den Politikbereich Europa. Den Streitkräften wird versprochen: "Wir werden alle Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Bundeswehr ihren Auftrag zur Landes- und Bündnisverteidigung uneingeschränkt erfüllen kann. Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Erhöhung der Verteidigungsausgaben. Der Bundessicherheitsrat soll zu einem Nationalen Sicherheitsrat im Bundeskanzleramt weiterentwickelt werden. Im Kanzleramt sollen ein Nationaler Krisenstab und ein Nationales Lagezentrum eingerichtet werden. 

Die nukleare Teilhabe in der NATO wird beibehalten und der europäische Pfeiler im Bündnis weiterentwickelt. Die Brigade 45 in Litauen wird als "zentraler Beitrag zur Abschreckung und Verteidigung an der NATO-Ostflanke" bewertet. Angestrebt wird die Einführung eines mehrjährigen Investitionsplans für die Verteidigungsfähigkeit. 

Es wird angedeutet, dass ein neuer, attraktiver Wehrdienst geschaffen werden könnte, der zunächst auf Freiwilligkeit beruht. Noch in diesem Jahr sollen die Voraussetzungen für eine Wehrerfassung und Wehrüberwachung geschaffen werden. Als Vorbild dient das schwedische Wehrdienstmodell. Die Wiedereinführung der Wehrpflicht ist nicht Gegenstand der Überlegungen. Im Abschnitt "Verteidigungspolitik" finden sich Absichtserklärungen zu den Themen Planungs- und Beschaffungsbeschleunigungsgesetz, Jugendoffiziere, Reserve, Heimatschutz, Weltraumsicherheitsstrategie, Future Combat Air System (FCAS), Main Ground Combat System (MGCS), Bundeswehrinfrastrukturbeschleunigungsgesetz [sic] und MAD. In der Außenpolitik soll die GASP (Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik) verbessert und die GSVP (Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik) weiterentwickelt werden. Hier strebt Deutschland eine Führungsrolle an.

Die CSU hat dem Koalitionsvertrag am 10. April per Vorstandsbeschluss zugestimmt. Bei der CDU ist dafür ein Kleiner Parteitag erforderlich, der am 28. April stattfinden soll. Bei der SPD können die rund 350.000 Mitglieder digital abstimmen. Die Mindestbeteiligung liegt bei einem Fünftel der Mitglieder. Bei einem erwartungsgemäßen Verlauf besteht die Möglichkeit, dass Friedrich Merz (*11.11.1955, Brilon) am 6. Mai zum 10. Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland gewählt wird. Die Verteilung der Ministerien könnte beispielsweise nach der Formel 7/3/6 erfolgen. Demnach würde die CDU sieben Ministerien einschließlich des Bundeskanzleramtes erhalten, die CSU drei und die SPD sechs. Der Spekulation über Namen wollen wir uns nicht anschließen. 
 

Letzte News

Letzte News

  • 01Jul
    Gedenken an die Opfer von Srebrenica - Massaker in einer UN-Schutzzone

    Die Vereinten Nationen haben den 11. Juli zum Internationalen Tag des Gedenkens für die Opfer des Massakers von Srebrenica erklärt. Der Name des Ortes, der circa 80 Kilometer nordöstlich von Sarajevo in Bosnien und Herzegowina nahe der Grenze zu Serbien liegt, steht für das größte Kriegsverbrechen in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs. An diesem und den folgenden Tagen wurden mehr als 8.000 bosnische Muslime – in der Mehrzahl Männer und männliche Jugendliche – von bosnisch-serbischen…

  • 16Jun
    Es geht um die Zukunft der NATO – Gipfeltreffen in Den Haag

    In der letzten Juniwoche findet in Den Haag, Sitz der niederländischen Regierung und des Königshauses, der diesjährige NATO-Gipfel statt. Auf Einladung des amtierenden Ministerpräsidenten Dick Schoof tagt vom 24. bis 26. der NATO-Rat. Die Staats- und Regierungschefs der 32 Mitglieder der Atlantischen Allianz treffen sich im World Forum. Die Niederlande, Gründungsmitglied der Allianz von 1949, sind erstmals Gastgeber des höchsten Entscheidungs-gremiums des Bündnisses. Der amtierende…

  • 13Jun
    Israelischer "Präventivschlag" gegen Iran mit Ansage: ...

    Israelischer "Präventivschlag" gegen Iran mit Ansage: Saudischer Minister warnte Teheran bereits im April vor Tel Aviv bei Verzögerung der Nuklear-Verhandlungen mit den USA

    Bereits Anfang Juni berichtete der Nachrichtendienst Reuters über ein vertrauliches Gespräch zwischen dem saudischen Verteidigungsminister Prinz Khaled bin Salman und dem iranischen Präsidenten Masoud Pezeshkian, dessen Außenminister Abbas Araqchi sowie dem Stabschef der Streitkräfte Mohammad Bagheri in Teheran am 17. April.…

  • 26May
    Von der Konferenz zur Organisation - 50 Jahre Beobachter und Krisenhelfer

    Das Wissenschaftliche Forum für Internationale Sicherheitspolitik (WIFIS) richtete Mitte Mai seine Jahrestagung an der Landesverteidigungsakademie in Wien aus. Schwerpunktthema war „Zweck und Zukunft der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) in einer prekären Sicherheitsordnung“. Derzeit spiele die OSZE keine Rolle im europäischen Sicherheitsumfeld. „Sie ist ins Wachkoma gefallen“, wird kolportiert. Weniger drastisch formuliert: Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat…

  • 26May
  • 21May
    Neuer Wehrbeauftragter: Henning Otte - Das Parlament hat wieder ein Hilfsorgan

    Henning Otto (CDU) ist heute mit klarer Mehrheit von 391 Stimmen zum „Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages“ gewählt worden. Er löst Eva Högl (SPD) ab, die nach fünfjähriger Amtszeit (2020-2025) aus dem Kontrollgremium des Deutschen Bundestages ausscheidet. Ihre letzte Unterrichtung (Jahresbericht 2024) hatte sie dem Bundestag am 11. März „zugeleitet“.

    Henning Otte wurde am 27. Oktober 1968 in Celle geboren. Nach dem Abitur ging er für zwei Jahre als Zeitsoldat zur Bundeswehr und wurde…

  • 04May
    Das Bekenntnis zur NATO hat Bestand - 70 Jahre Mitglied der Atlantischen Allianz

    Im Zentrum der transatlantischen Krise mit den USA steht neben den Wirtschaftsbeziehungen auch das Verhältnis zur NATO. Ihre Zukunft wird vom nächsten NATO-Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs am 24. Juni in Den Haag abhängen. 

    Mit den Pariser Verträgen vom 5. Mai 1955 wurde das Besatzungsstatut offiziell beendet und die Wiederbewaffnung vereinbart, am 6. Mai dann die Bundesrepublik Deutschland als 15. Mitglied in die North Atlantic Treaty Organization (NATO) aufgenommen. Bis dahin…

  • 22Apr
  • 17Apr
    Geiselnahme von Stockholm im April 1975 - OTL i.G. Andreas Baron v. Mirbach ermordet

    Geiselnahme von Stockholm im April 1975 - OTL i.G. Andreas Baron v. Mirbach ermordet

    „An die Regierungen der Bundesrepublik Deutschland und des Königreichs Schweden“, so beginnt der Aufruf des „Kommando Holger Meins“ vom 24. April 1975. Gegen Mittag wird die deutsche Botschaft in Stockholm besetzt und zwölf Botschaftsangehörige gefangen genommen. 

    Das sechsköpfige Kommando der Rote-Armee-Fraktion (RAF) forderte die Freilassung von „26 politischen Gefangenen“, die in verschiedenen…

  • 14Apr
    Stärkung von Abschreckung und Verteidigung - SiPo im Koalitionsvertrag

    Am 6. November 2024 löste Bundeskanzler Olaf Scholz die Ampelregierung auf. Es dauerte nur wenige Tage, bis Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den 23. Februar 2025 als Termin für die Neuwahl des 21. Deutschen Bundestages festlegte. Das amtliche Endergebnis und die Zusammensetzung des neuen Bundestages sehen wie folgt aus. Die CDU erhielt 22,6 Prozent der Zweitstimmen, die AfD 20,8 Prozent, die SPD 16,4 Prozent, Bündnis 90/Die Grünen 11,6 Prozent, Die Linke 8,8 Prozent, die CSU 6 Prozent,…

GESELLSCHAFT FÜR SICHERHEITSPOLITIK E.V.

Vereinsregister-Nr. 5684
beim Amtsgericht Bonn

KONTAKT

Hauptstadtbüro:   
Ulrich-von-Hassell-Haus, Lennéstraße 11, 10785 Berlin
Tel.: +49 (0) 30 20648549
praesident©gsp-sipo.de

Geschäftsstelle Bonn:  
Wenzelgasse 42, 53111 Bonn
Tel.: +49 (0) 228 - 652556
Fax: +49 (0) 228 - 658093
geschaeftsstelle©gsp-sipo.de

GEMEINNÜTZIGKEIT

Die GSP e.V. ist  als gemeinnützig und spendenfähig anerkannt worden.
Finanzamt Bonn-Innenstadt
Steuer-Nr.:205/5764/0498, 17.10.2024

 

©  Gesellschaft für Sicherheitpolitik e.V.