Von der Idee zur Umsetzung — Olympischen Spiele der Neuzeit (3)

Von der Idee zur Umsetzung — Olympischen Spiele der Neuzeit (3)

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts gibt es Bestrebungen, die Olympischen Spiele wieder aufleben zu lassen. In Griechenland und in England finden „Olympische“ Wettkämpfe statt. Vorreiter der Initiative sind Franzosen. 1894 lädt der französische Pädagoge und Historiker Baron Pierre de Coubertin zum „Internationalen Leibeserziehungskongress“ nach Paris ein. Er wirbt u.a. mit den Gedanken für „geistige und körperliche Ertüchtigung“, „Weltfrieden“, „gesunde Demokratie“ „friedlichen Internationalismus“, „Sport als Partner neben der intellektuellen Erziehung“. Darüber hinaus formulierte er pädagogische Reformpläne, deren Ziel die „moralische Wiedererstarkung“ Frankreichs nach der Niederlage im Krieg gegen Deutschland 1870/71 ist. Nicht Revanchegedanken, sondern die Rückkehr Frankreichs in das europäische Staatensystem, ist sein Ziel. Nachdem er national und international genügend Einfluss gewonnen hat, kommt es zum erwähnten Kongress an der Sorbonne. Delegierte aus zwölf Nationen nehmen teil. Er endet mit dem Beschluss zur „Wiederbelebung der Olympischen Spiele“.

Am 23. Juni 1894 wird das Internationale Olympische Komitee (IOK, englisch IOC) gegründet. Der Baron wird Generalsekretär, Präsident der Grieche Demetrius Vikelas. Er löst ihn 1896 ab und bleibt bis 1925 Präsident. Sein Motto „Dabeisein ist alles“, steht im Gegensatz zu den antiken Spielen. Nicht der Sieg, sondern die Teilnahme und der faire Wettkampf mit anderen Sportlern soll das Höchste sein. Die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit werden 1896 nach Athen vergeben. Am 6. April spricht der griechische König Georg I. „Ich erkläre die Spiele der ersten Olympiade neuer Zeitrechnung für eröffnet“. Unmittelbar darauf ertönt ein Kanonenschuss, Tauben fliegen in den Himmel, Chöre singen und die Wettkämpfe beginnen. Das neu erbaute Stadion ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Auf den umliegenden Hügeln verfolgen Tausende Zuschauern die Eröffnungszeremonie.

Die deutsche Delegation besteht aus elf Teilnehmern. Sie tritt unter dem Namen „Deutsche Turner“ an und gewinnt fünf der acht Wettbewerbe. Nach dreistündigem Marathonlauf, damals noch über 40 Kilometer, erreicht der Athener Zeitungsverkäufer Spyridon Louis das Ziel. Zwei griechische Prinzen begleiten ihn auf der letzten Stadionrunde, Frauen werfen ihren Schmuck auf die Bahn. Die Olympischen Spiele haben ihr herausragendes Ereignis. Der mittellose Zeitungsverkäufer ist nach seinem Sieg ein gemachter Mann.

Das heute übliche Protokoll der Eröffnungs- und Schlussfeier geht in seinem Ursprung auf Coubertin zurück. Die olympische Flamme brennt erstmals 1928 in Amsterdam. Seit 1936 wird eine Fackel im Hain von Olympia entzündet. Per Schiff, Flugzeug und von abwechselnd 3.075 Fackelläufern wird sie ins Berliner Olympiastadion getragen. Der Wortlaut des olympischen Eids und die Anzahl der ihn sprechenden Athleten/Kampfrichter werden mehrmals geändert.

Die fünf ineinander verschlungenen olympischen Ringe in den Farben blau, gelb, schwarz, grün und rot, sollen die fünf miteinander verbundenen Kontinente symbolisieren. Das IOC ist eine nichtstaatliche Organisation in Form eines Vereins mit Sitz in Lausanne. Es wählt seine 115 Mitglieder selbst.  Präsident ist seit September 2013 der Deutsche Jurist Dr. Thomas Bach (* 29.12.1953, Würzburg). Er gewinnt bei den Olympischen Spielen 1976 in Melbourne mit der Mannschaft die Bronzemedaille im Florettfechten. Schon früh ist er auch in der Sportpolitik engagiert und wird 1991 ins Olympische Komitee berufen. Nach der Vereinigung des Deutschen Sportbundes (DSB) und des Nationalen Olympischen Komitee (NOK) wird Bach im Mai 2006 zum ehrenamtlichen Präsidenten des neu gegründeten Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gewählt. Nach seiner Wahl zum 9. IOC-Präsidenten tritt er im September 2013 von diesem Amt zurück. Nach zwei Amtszeiten kann Bach laut Olympischer Charta nicht erneut kandidieren, es sei denn die Charta wird geändert, was sich abzeichnet.

Da die Weichen für Olympische und Paralympische Spiel schon sehr früh getroffen werden, hat Bundesinnen- und Sportministerin Nancy Faeser im Namen der Bundesregierung gestern eine Erklärung (Memorandum of Unterstanding / MoD) zu einer deutschen Bewerbung unterzeichnet. „Wir wollen wieder ein Heimspiel für unsere deutschen Athletinnen und Athleten.“ Die Bundessregierung favorisiert für die Spiele das Jahr 2040 — 50 Jahre nach der Deutschen Einheit. Sollten die Olympischen Spiel in Deutschland stattfinden, wäre es nach 1936 und 1972 (München), das dritte Mal, dass sich die Sportelite der Welt bei uns treffen würde.  

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