Über Rolle und Dynamik der Künstlichen Intelligenz (KI) besteht kein Zweifel. Sie wird mit Blick in die Zukunft absehbar ein Game Changer – dies in nahezu allen gesellschaftlichen Bereichen und gerade auch in den internationalen Beziehungen auf globaler Ebene. Keine Nation will es sich leisten, hier abgehängt zu werden. Auch Deutschland nicht. Daher ist es auch nachvollziehbar, wenn die Bundesregierung bereits 2018 in ihren Eckpunkten für eine KI-Strategie als erstes und höchst ambitioniertes Ziel festlegt: „Deutschland soll zum weltweit führenden Standort für KI werden.“ Das klingt gut.
Dennoch – oder gerade deshalb – überrascht es etwas, wie beiläufig und vermeintlich nachrangig die Chancen und Risiken für die innere und äußere Sicherheit angesprochen sind. Die deutsche KI-Strategie begnügt sich erstmal mit dem Hinweis: „Der künftige Einsatz von KI-basierten Technologien und Systemen wird Auswirkungen auf Streitkräfte haben …“. Man müsse die Vor- und Nachteile einer „umfassenden Bewertung unterziehen“. Das ist, wenn man an Rüstungsgüter denkt, doch recht allgemein formuliert. Die Chancen der KI für Schutz, Aufklärung oder Logistik sind ja durchaus einleuchtend. Andererseits lässt sich aber nicht ohne Grund eine tiefe sicherheitspolitische Ambivalenz etwa von teil- oder vollautonomen Waffen vermuten.
Also gehen wir doch da mal ran und versuchen eine zumindest grobe Analyse, um mit Blick auf sicherheitspolitische Argumente die unterschiedlichen Positionen der Technologie-Euphoriker einerseits und der Technologie-Skeptiker andererseits auf den Prüfstand zu stellen. Und da eine Diskussion auf der Grundlage von (möglichst provokativen, aber gleichwohl sachlich begründeten) Thesen immer besonders fruchtbar ist, soll hier auf unserer Plattform ein solcher Anstoß gegeben werden.
Grundlage für diese Diskussion ist die Keynote für den 5. GSP-Sicherheitsdialog vom 25. November 2020.
Folgende 6 Thesen stehen zur schnellen Abstimmung und/oder weiter unten für Ihre Kommentare zur Diskussion: