Wer verbirgt sich hinter den Türkischen Organisationen in Deutschland? Entstehung, Strukturen und politische Ausrichtung

Ostwürttemberg

Wer verbirgt sich hinter den Türkischen Organisationen in Deutschland? Entstehung, Strukturen und politische Ausrichtung

Montag, 10.12.2018 - 19:00

Birgül Akpinar beeindruckte im Olgasaal der Reinhardt-Kaserne mit einem anschaulichen Vortrag über türkische Organisationen in Deutschland. Foto: efa

Mit der CDU-Politikerin Birgül Akpinar, Vorstandsmitglied der Südwest-CDU, zuständig für Integrationsfragen und Sicherheitspolitik, konnte Sektionsleiter Gerhard Ziegelbauer erneut eine überaus kompetente Referentin für die Herbstvortragsreihe der Gesellschaft für Sicherheitspolitik (GSP) in der Ellwanger Reinhardt-Kaserne gewinnen. Sie stand Rede und Antwort zum Thema: Wer verbirgt sich hinter den türkischen Organisationen in Deutschland? Birgül Akpinar ist türkischstämmig. Ihre Familie lebt in der dritten Generation in Deutschland. Sie und ihre Familie sind in Deutschland angekommen. Ihr persönliches Credo: „Wir wollen keinen politischen Islam, kein Kopftuch an Schulen oder im öffentlichen Dienst und auch keine Funktionäre, die ’stellvertretend‘ für den Islam sprechen.“ Im Denken ist sie liberal. Ihre Forderung geht nicht dahin, dass sich alle in Deutschland lebenden Ausländer hier integrieren, wohl aber, dass sich diese der bestehenden Wertegesellschaft anpassen. Streiflichtartig beleuchtete sie die intensiven deutsch-türkischen Kontakte beginnend ab der Zeit von Kaiser Wilhelm II, der den Eisenbahnbau forcierte, das Dritte Reich und das Anwerbeabkommen von 31. Oktober 1961. Aktuell leben mehr als drei Millionen Türken in der Bundesrepublik. Eine Bevölkerungsgruppe, die sie als ethnisch und religiös heterogen beschreibt und die unterschiedlichste politischen Aktivitäten entfaltet. Bereits ab den 70-er Jahren begannen ihr zufolge die in Deutschland lebenden Türken, sich in Vereinen zusammenzufinden, um sich auszutauschen, zu beten oder im Koran zu lesen. Aktuell seien in Deutschland eine Vielzahl von Vereinen registriert: Religiös aber auch türkisch-nationalistisch motivierte Organisationen, solche der politischen Mitte sowie links gerichtete, bundesweite Interessensverbände, muslimische Spitzenverbände und auch kurdische Organisationen. Birgül Akpinar sagt: „Die politische Landschaft in der Türkei spiegelt sich unmittelbar in den unterschiedlichen, in Deutschland gegründeten Vereinen wieder.“ Beispielhaft erläutert am Wirken der „Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion“ (DITIB) und der „Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs“ (IGMG), die ganz eindeutig der türkischen Einflussnahme unterlägen. Kurz streift sie auch die Ülkücü-Bewegung (Graue Wölfe) die dem rechtsextremistischen Spektrum zuzuordnen sei. Durch die „Föderation der Türkischen Idealistenvereine“ (ADÜTDF) hätten die „Grauen Wölfe“ auch in Deutschland Fuß gefasst.

Birgül Akpinar ist der Überzeugung, dass alle noch so gut gemeinten Integrationsbemühungen ins Leere laufen, solange die Türkei derart intensiv innerhalb Deutschlands mitmischt. Immer wieder kommt sie auf den Islam zu sprechen. Auf die ganz alltäglichen Probleme, die er mit sich bringe: Beschränkungen im Essen, der nur teilweisen Vereinbarkeit des Fastenmonats mit den Anforderungen einer modernen Industriegesellschaft sowie den Bekleidungsvorschriften, die mit einer Bevormundung der Frau verbunden seien. Die Frage, welcher Islam zu Deutschland passt, beantwortet sie: kein politischer.

Ein Artikel von Eugen Fallenbüchel in der Schwäbischen Post