Sektion Berlin

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Donnerstag, 14.02.2019 - 18:00

Organisierte Kriminalität in Deutschland - aktuelle Entwicklungen, Teil II

Vortrag und Diskussion
Referent: Petra Reski , Journalistin und Schriftstellerin
Ort: Politisches Bildungsforum der KAS - Tiergartenstraße 35 (Anfahrt ÖPNV: bis Bushaltestelle Nordische Botschaften) , 10787 Berlin
Organisator: Herr Dr. Florian Seiller , Sektionsleiter gsp-berlin@gmx.de
Dorotheenstraße 84, 10117 Berlin  030 / 22605974

v.l.n.r.: Robbin Schacht (KAS-Tagungsleiter), Joelle Gerbrich (GSP-Sektion Berlin, Moderation) und Petra Reski (Journalistin und Schriftstellerin) – Foto: Florian Seiller


Gab tiefe Einblicke in die Welt der Mafia: Die in Italien lebende Journalistin und Schriftstellerin Petra Reski. – Foto: Florian Seiller

100 Milliarden Euro – nein, dass ist nicht der Umsatz der BMW Group im Geschäftsjahr 2017. Diese Gelddimension spiegelt den Betrag wider, der von der italienischen Mafia in Deutschland nach Expertenschätzungen jährlich gewaschen wird. Mafia in Deutschland? Die gibt es hier doch gar nicht! Die Mafia ist doch ein italienisches Problem. Das dachten viele der Teilnehmer/innen die sich am Abend des 23. Oktobers 2018 im Politischen Bildungsforum der Konrad-Adenauer-Stiftung eingefunden hatten. Mit Organisierter Kriminalität, dem Oberthema der Veranstaltungsreihe der Gesellschaft für Sicherheitspolitik e.V. Sektion Berlin, werden zumeist andere Szenarien assoziiert. Die italienische Mafia, die seit Jahrzehnten erfolgreich ihr Unwesen in Deutschland treibt, gehört für die meisten nicht dazu. Doch die Unwissenheit über die Machtposition der Mafia ist nicht nur unter den anwesenden Teilnehmer/innen verbreitet. Die Berichterstattung über die Taten der Mafia in Deutschland fällt rar aus. Aus der Presse erfahren wir meist nur sehr wenig über ihre weit verzweigten Strukturen und ihre Aktivitäten. Um Licht in das Dunkel der Mafia zu bringen und unser Bewusstsein zu schärfen, hatten wir die Chance, mit einer der wichtigsten Expertinnen zu diesem Thema in den Dialog treten zu können – Petra Reski.

Donna Leon, US-amerikanische Schriftstellerin, sagte einst: „(…) alles, was ich über die Mafia weiß, verdanke ich Petra Reski.“ Petra Reski, Schriftstellerin und Journalistin, schreibt seit 1989 über die Mafia und hat zahlreiche Bücher, Reportagen und Romane veröffentlicht. Nun erschien Ihr neues Buch ‚100 Seiten Mafia‘, indem die wissenswertesten Zahlen, Daten und Fakten auf 100 Seiten zusammengefasst wurden (https://www.petrareski.com/2018/09/27/21602/).

Petra Reski nahm gerne die Reise von Venedig nach Berlin auf sich, um die hierzulande weitgehend unterschätzte Mafia mit all ihren Taten, Geheimnissen und Einflüssen in Deutschland darzustellen. Zur Veranstaltung in der Tiergartenstr. 35 war ein heterogenes Publikum anwesend, welches im Laufe des Abends viele Fragen stellte.

Der Ursprung der Mafia liegt zwar in Süditalien, genauer genommen in Sizilien (Cosa Nostra), Kalabrien (Ndrangheta) und Kampanien (Camorra), dennoch ist dieser kriminell organisierte Zusammenschluss kein ausschließlich italienisches Problem. Die Mafia hat sich fest in den Strukturen der Bundesrepublik Deutschland etabliert, indem sie sich anfangs in den industriellen Zentren niederließ – im Ruhrgebiet, in Baden-Württemberg und München, und nach dem Fall der Mauer auch im Osten Deutschlands, wo sie Geschäfte, Immobilien und Gastronomieunternehmen aufkaufte. Wie Petra Reski hervorhob, gebe es in Deutschland heute keine Region mehr, die als „mafiafrei“ gelten könne. Dass Deutschland der perfekte Ort für Geldwäsche sei, empörte und überraschte das Publikum zugleich.

Gab tiefe Einblicke in die Welt der Mafia: Die in Italien lebende Journalistin und Schriftstellerin Petra Reski. – Foto: Florian Seiller

Doch das Ziel der Mafia ist es nicht, im Reichtum zu versinken. Die Geldwäsche ist kein Selbstzweck. Das Ziel des illegalen Waschens von Milliardensummen liegt darin, die so erworbene wirtschaftliche Macht auszunutzen, um langfristig politisch Einfluss nehmen zu können.

Um die wirtschaftliche Macht zu erlangen, werden aber nicht nur hohe Geldsummen gewaschen. Die Mafia ist gleichzeitig internationaler Anbieter illegaler Waren und Dienstleistungen. Sie hat eine feste Position im Baugewerbe und verfügt über eine lange Erfahrung, öffentliche Gelder wie beispielsweise für die Flüchtlingsversorgung in ihre Taschen zu leiten. Doch wie ist all dies möglich? Wieso wird der Kampf gegenüber anderen kriminell organisierten Banden und internationalen Terrorismus aktiv aufgenommen und die Mafia völlig außen vorgelassen?

Die Schuld kann zumindest nicht bei den Sicherheitsbehörden gesucht werden, da Polizeibeamte/innen und Ermittler/innen in der Regel das Potential der Mafia kennen. Das, hindert die Mafiosi jedoch nicht daran, weiter in Ruhe Straftaten zu begehen. Der Grund, dass die Mafia erfolgreich ihren Geschäften nachgehen kann, liegt nach Auffassung von Petra Reski an der Gesetzeslage und an den bürokratischen Hindernissen in Deutschland. Zusammengefasst gesagt, müsse die Politik inklusive ihrer Verantwortlichen für diese Schuld geradestehen. Doch ob das passiert, stehe in den Sternen, denn bis heute habe nicht ein Politiker das Wort „Mafia“ jemals in den Mund genommen, betont Petra Reski. Es passe nicht in den Wahlkampf, denn da sollen Themen angesprochen werden, die den Bürger wirklich bewegen. Geldwäsche in Milliardenhöhe, Drogenkriminalität, Prostitution, illegale Giftmüllbeseitigung oder das korrupte Baugewerbe gehörten offenbar nicht dazu. Dass die Pizzeria von nebenan kriminelle Geschäfte betreiben könnte, scheine niemanden zu interessieren. Hauptsache, die Pizza schmeckt.

„Wer sich an dieser Stelle damit zu trösten versucht, dass sich dabei um ein italienisches Problem handele, sei daran erinnert, dass sich die Mafia in den letzten 25 Jahren im Ausland ungehindert ausbreiten konnte, während die internationale Zusammenarbeit zu ihrer Bekämpfung auf der Strecke geblieben ist.“ Um beim Kampf gegen die Mafia erfolgreich zu sein, müsse eine Europäische Lösung gefunden werden. Das italienische Vorgehen, etwa die Beweislastumkehr und die Beschlagnahmung von Vermögen, könnten dazu als Vorbild dienen.

Die Veranstaltung war ein voller Erfolg und das Interesse war sehr groß, was sich auch in der langen Diskussion im Anschluss zeigte. Petra Reski stand an dem Abend ausführlich Rede und Antwort. Ihr Engagement, Mut und die Willensstärke fand viel Begeisterung bei den Zuhörern/innen, denn Petra Reski hat trotz Drohungen, Anklagen und Provokationen nicht aufgehört, die Wahrheit über die Mafia ans Licht zu bringen.

Weitere Informationen finden Sie unter den folgenden Links:

https://www.reclam.de/detail/978-3-15-020525-9/Reski__Petra/Mafia__100_Seiten
https://www.petrareski.com/
https://www.petrareski.com/buecher/
https://www.hoffmann-und-campe.de/autoren-info/petra-reski

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