Sektion Bonn

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Freitag, 19.11.2021 - 14:00

Exploring Past, Present and Future of European-African Security Relations

Webinar
Ort: online -

 

Nachbericht zum Vortrag „Exploring Past, Present and Future European-African Security Relations“

Dr. Maria Ayuk, Bonn SDG Fellow und Postdoctoral Researcher an der Universität Bonn trug zu „Exploring Past, Present and Future European-African Security Relations“ vor. Dieses war als Hybrid-Veranstaltung das erste Kooperationsunternehmen der GSP mit der Universität Bonn, Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS).

Frau Dr. Ayuk (gebürtig in Kamerun) orientierte sich in ihrem Vortrag an den Fragen nach der Entwicklung der gegenseitigen Beziehungen über die Zeit, den „lessons learned“ daraus sowie den Möglichkeiten zukünftiger Entwicklungen angesichts weiterer globaler Herausforderungen, die beide Kontinente beträfen.

Nach einem Exkurs zu den historischen – sprich kolonialen - Verhältnissen und deren Folgen ging sie auf die gegenwärtigen Realitäten ein. Aus ihrer Sicht seien die Europäer immer noch nicht an dem Aufbau afrikanischer Wirtschaftsfähigkeiten interessiert und negierten die lokalen speziellen Verhältnisse. Dieses führe zu Destabilisierung. Sie führte zur europäischen Afrika-Strategie aus und hob besonders das Engagement der deutschen „Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit“ (GIZ) hervor, die positiv die regionalen und lokalen Fähigkeiten stärke.

Es folgte ein Exkurs zu den militärischen Engagements und Kooperationen Europas in Afrika. Hier sah sie in der Entwicklung afrikanischer Sicherheitsstrukturen durchaus eine Entlastung der EU, zugleich verwies sie auf den immer noch großen (in ihren Augen) kolonialen Einfluss insbesondere von Frankreich.

Die Referentin wandte sich dann den neuen Herausforderungen in den europäisch-afrikanischen Beziehungen zu. Zunächst wurde das Verhältnis Afrikas zu China beleuchtet, das als signifikanter Truppensteller in UN-Missionen und als finanzieller Unterstützer gerade bei den afrikanischen Regierungen einen besonderen Stellenwert habe. Stichwort: gleichwertige Partnerschaft und bessere Entwicklungsmöglichkeiten (verglichen mit der EU). Sie sah hier eine Gefahr für die EU-Afrika-Beziehungen.

In dem folgenden Teil zur Migration hob sie hervor, dass diese mehr ein internes afrikanisches als externes europäisches Problem sei. Wichtig war ihr festzuhalten, dass die Zahl der legalen Migration von Nordafrika nach Europa die der illegalen über das Mittelmeer überschreite. Pointiert hob sie hervor, dass die EU ihre Werte propagiere, sie aber gleichzeitig in der Praxis nicht umsetze (Abschottung Europas).

Wesentliche Bedeutung für Europa habe – so die Referentin – auch Terrorismus und islamischer Jihad, da er als transnationales Phänomen sich nicht an staatliche Grenzen halte und daher schwer koordiniert zu bekämpfen sei. Die Folgen wie Waffen-, Drogen- und Menschenhandel seien auch für Europa spürbar.

Letztlich befasste sie sich als neue Herausforderung mit dem Klimawandel und seinen Folgen wie Naturkatastrophen, Migration und Hungernöten. Diese Probleme seien in Afrika nicht allein zu lösen.

In einem nächsten Teil ihres Vortrages ging sie auf die Möglichkeiten der EU ein, den Einfluss Chinas in Afrika zu begegnen. Hier kritisierte sie, dass die EU zwar eine

Strategie für Afrika habe, aber keine einheitliche und konsistente Politik, da unklar sei, welche Ziele man eigentlich verfolgen wolle. Dieses sei um so bedenklicher, als viele afrikanische Regierungen diesen Konflikt EU-China opportunistisch zu nutzen wüssten. Man sehe sich gegenüber China als gleichberechtigten Partner und wolle sich nichts mehr (von der EU) vorschreiben lassen.

Im Hinblick auf die Zukunft der europäisch-afrikanischen Beziehungen könne es kein „business as usual“ geben. Afrika müsse seine Probleme selbst lösen - African Solutions for African Problems. Dabei müsse es auf Augenhöhe mit der EU jenseits der Rolle als bloßer Hilfsempfänger agieren.

Die anschließende Diskussion vertiefte die vorgestellten Aspekte. Insbesondere hinsichtlich der Effektivität der EU-Afrika-Strategie bestand Fragebedarf; aber auch, ob China tatsächlich eine Alternative zu Europa sein könne. Vertieft wurde auch die transnationale Bedrohung durch Terrorismus und Gewalt. Korruption der afrikanischen Eliten wurde ebenfalls thematisiert. Letztlich fasste Dr. Ayuk zusammen, dass man die Bedeutung der afrikanischen Realitäten anerkennen müsse, es dürfe keine importierten Lösungen (also auch keine Entwicklungshilfe; das Geld versickere) geben und das Verhältnis EU-Afrika müsse sich angesichts der globalen Herausforderungen anpassen.

Dr. Maria Ayuk trug in engagierter Weise vor. Sie äußerte sich dabei sehr klar zu Fehlern, falschen Strategien und Versäumnissen in der europäisch-afrikanischen Zusammenarbeit. Wiewohl sie das koloniale Erbe und europäische Wirtschaftsinteressen für wesentliche Fehlentwicklungen verantwortlich machte, verhehlte sie aber auch die Defizite in den afrikanischen Staaten nicht. Der Vortrag bot viele „Reibungspunkte“ in der unterschiedlichen Betrachtung der europäisch-afrikanischen Beziehungen, lud aber gleichzeitig zur Diskussion und zum Nachdenken ein.

Den Vortrag (pdf) finden Sie unter "Download der Einladung" 

Text: Joachim Schulz, Pressebeauftragter GSP Bonn

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