Sektion Bonn
Hybride Kriegsführung - Workshop mit Wargame
Berichterstattung zur Veranstaltung „Hybride Kriegsführung - Workshop mit Wargame“
Oberst i.G. Sönke Marahrens, Deutscher Vertreter am Hybrid Centre of Excellence (HybridCoE) in Helsinki, moderierte den Workshop im Rahmen einer Präsenzveranstaltung in Kooperation mit dem Center for Advanced Security, Strategic and Integration Studies (CASSIS) und Polis180 zum Thema „Hybride Kriegsführung - Workshop mit Wargame“.
Die Sprecherin der Jungen Gesellschaft für Sicherheitspolitik (JGSP), Christiane Heidbrink, stellte einleitend den Referenten vor. Oberst Marahrens startete den Workshop mit einem umfangreichen, kurzweiligen Vortrag zu den hybriden Bedrohungen der heutigen Zeit.
Zunächst ging er auf das historische, klassische Verständnis von Krieg ein, das den Konflikt zwischen zwei konventionellen Armeen beschreibt. Schnell wurde anschließend beispielhaft am Krieg in der Ukraine oder Cyberattacken auf kritische Infrastruktur in Deutschland klar, das hybride Kriegsführung bereits in großem Umfang und jeden Tag stattfinden. Die konventionelle Kriegsführung erschien bloß noch als eine romantische, militärtaktische Vorstellung.
Weiterhin stellte Oberst Marahrens wissenschaftliche Modelle über hybride Bedrohungen vor. Hieran konnte man feststellen, wie komplex und dynamisch hybride Kriegsführung ist. Während des Vortrags interagierte Oberst Marahrens sehr intensiv mit den anwesenden Personen. Gemeinsam wurden diskutiert, was Krieg überhaupt sei und wann denn der Kriegszustand eintreten würde, wenn keine konventionellen Waffen, sondern beispielsweise Cyberangriffe und Desinformation eingesetzt werden. So konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops neben praktischen Beispielen hybrider Kriegsführung auch die schwierige politische und militärische Einordung hybrider Bedrohungen und Angriffe nachvollziehen.
Im Anschluss an die Präsentation leitete Oberst Marahrens das Wargame ein und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden in Gruppen aufgeteilt. Es gab zwei Aggressor- Gruppen, die die Rolle eines autoritären staatlichen Akteurs einnahmen, und zwei Verteidiger-Gruppen, die demokratische überstaatliche Organisationen repräsentierten. Ziel dieses sehr ernsten und an die Realität angelehnten Spiels war es, die Vielfältigkeit hybrider Kriegsführung sowie die Reaktionen und deren Konsequenzen zu erleben. Jede Gruppe wählte zunächst ein oder mehrere Szenarien, das auf der Aggressor-Seite den Wunsch der Verschiebung der Grenzen von Nationalstaaten aufgrund eigener Interessen einnahm und auf Verteidiger-Seite die Verhinderung solch eines Szenarios. Jeder Verteidiger-Gruppe wurde eine Aggressor- Gruppe als „Gegner“ zugeteilt, auf dessen Aktionen reagiert werden muss. Im Anschluss musste jede Gruppe unter Zeitdruck gleichzeitig überlegen, welche hybriden Aktionen der anderen Gruppe auf diplomatischer, informativer, militärischer und ökonomischer Ebene nötig sind, damit das Szenario eintritt. Auch stellte sich die Frage, wie auf diesen Ebenen gegen das Eintreten des Szenarios vorgegangen werden kann.
Die Gruppen reagierten in mehreren Runden auf die hybriden kriegerischen Schritte der anderen Gruppe und entwickelten selbst Gegenreaktionen. Dadurch hatte man die Möglichkeit, analytische Fähigkeiten und strategisches Denken anzuwenden, während man sich mit den komplexen Entscheidungen auseinandersetzte, die in solchen Konfliktsituationen getroffen werden müssen.
Während des Workshops wurde intensiv diskutiert, welche Aktionen erfolgsversprechend und notwendig sind, um das jeweilige Gruppenziel zu erreichen. Im Anschluss an das Spiel folgte die Reflektion über die für viele der Anwesenden neue Situation und die getroffenen Entscheidungen. Insgesamt ermöglichte dieses Spiel unter anderem die ungewohnte, aber gleichzeitig lehrreiche Perspektive eines autoritären Akteurs einzunehmen und die Herausforderung der Entscheidungsfindung für Reaktionen auf hybriden Aktionen mitzuerleben.
Der Workshop war für die JGSP der Sektion Bonn, CASSIS und Polis180 die erste gemeinsame Veranstaltung dieser Art. Mit 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war es ein sehr gelungener Samstagnachmittag und ein voller Erfolg. Wir danken Oberst Marahrens für diesen spannenden Tag. Unser Dank gilt auch allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie unseren Partnerorganisationen des CASSIS und Polis180, die den Workshop erst mit Leben gefüllt haben.
Nachbericht: Jan Landwehr