Bundesebene
2. GSP - Sicherheitsdialog: Russland verstehen - geht das? Sicherheitspolitische Kurssetzung in schwierigen Zeiten
Aus der Einführungsrede von GenLt a.D. Kersten Lahl
Im Fokus unserer heutigen Veranstaltung steht ganz bewusst Russland und unser Umgang mit Russland. Das Thema berührt wohl einen Ker-naspekt in der Gestaltung unserer Zukunft, und es ist, wie wir alle wissen, überreich an Kontrover-sen, an Missverständnissen und auch an Verhärtungen. Russland gehörte und gehört unzweifelhaft zu Europa. Es ist das mit Abstand größte europäische Land — und es steht doch irgendwie merkwürdig außerhalb. Diese etwas paradox anmutende Feststellung kann man gar nicht oft genug und tief genug hinterfragen. Dabei – auch das wur-de ja gerade erwähnt, aber ich un-terstreiche es noch einmal – gab es doch vor knapp 30 Jahren mit der Perestroika, mit dem Fall der Mauer, mit dem Ende des Sowjetimperiums und damit auch mit dem Ende der Teilung Europas so große Hoffnun-gen. Euphorisch dachten wir, es sei nun die Zeit gekommen, aus den Synergiechancen zwischen Ost und West einen Profit zu ziehen, der al-len nützt. Wir erwarteten eine rapi-de gegenseitige Annäherung – oder ehrlicher gesagt: Wir erwarteten eine Annäherung Russlands an den Westen. Die 1990er Jahre schienen uns auch zunächst Recht zu geben. Heute müssen wir vermuten: So manches davon war vielleicht doch ein wenig naiv.Allzu viele Hoffnungen wurden ent-täuscht. Von einem gemeinsamen Vorrat an Werten und Interessen spüren wir herzlich wenig. Im Ge-genteil — offenbar entfremden wir uns wieder. mehr ...