Sektion Bremen

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Donnerstag, 08.02.2018 - 19:00

Nordkorea - Was treibt es an, was schränkt es ein?

Vortrag und Diskussion

Was vor wenigen Monaten noch undenkbar erschien, tritt jetzt ein: Nord- und Südkorea nähern sich an. Bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang liefen die beiden Staaten unter einer gemeinsamen Flagge ein. Und nicht nur das: Die beiden verfeindeten Staaten bilden sogar ein gemeinsames Damen-Eishockey-Team. In einem Vortrag im Bremer Schütting bewertete Professor Michael Staack von der Helmut- Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg diese Signale positiv: „Die Annäherung ist gut. Dennoch muss man sehr vorsichtig sein. Die Annäherung ist besser als das Schreiduell zwischen Nordkorea und den USA im vergangenen Sommer, wo die Sorge nicht unberechtigt war, dass es außer Kontrolle gerät." Deshalb sei es gut, dass Nord- und Südkorea wieder miteinander sprechen. „Das haben sie in den vergangenen zwei Jahren schließlich nicht gemacht", sagt der Professor.

Das gemeinsame Eishockey-Team für Olympia ist für Staack ein erster Schritt Nordkoreas in die richtige Richtung. „Das ist für mich keine Show, Nordkorea meint das ernst. Die Reaktionen in Südkorea und dass das in so kurzer Zeit seit Silvester überhaupt zustande gekommen ist, zeigt, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen den beiden koreanischen Staaten und der Bevölkerung nach wie vor da ist. Deshalb ist das schon wichtig. Ob sie dann was gewinnen, bezweifle ich, weil sie vorher ja nicht zusammen trainiert haben, aber das Symbol zählt."

Staack, der die Bundesregierung seit 2014 zu Aspekten der Wiedervereinigung Koreas berät, betont, dass vor allem die USA und Nordkorea den Dialog suchen müssten. „ Ich bezweifle aber, dass das in absehbarer Zeit passieren wird. Es wird zwar ständig hinter den Kulissen zwischen nordkoreanischen und amerikanischen Vertretern gesprochen, allerdings nicht auf Regierungsebene, sondern eine Ebene darunter, beispielsweise zwischen ehemaligen Regierungsbeamten oder Wissenschaftlern. Es geht nicht auf die Ebene darüber, weil die Trump-Administration dazu nicht bereit ist. Die Gespräche müssen aber irgendwann beginnen."

Deshalb hält der Nordkorea-Experte wenig von der neuen Nuklearstrategie der USA, mehr Mini-Atomwaffen zu bauen, um Nordkorea einzuschüchtern. „Nordkorea hat in den vergangenen Jahren gezeigt, dass es sich nicht einschüchtern lässt. Der Einsatz von Atomwaffen ist auf der koreanischen Halbinsel eh ausgeschlossen, weil es nicht möglich ist, so einen Konflikt zu begrenzen. Er würde dann Nord- und Südkorea gleichermaßen betreffen."

Der Jurist und Historiker betonte in seinem Vortrag auf Einladung der Gesellschaft für Sicherheitspolitik auch, dass Nordkoreas Interessen auf verschiedenen Punkten liegen. „ Nordkorea will, dass das Regime überlebt und gleichzeitig durch Konfrontationen gestärkt wird. Die Militärparade einen Tag vor Beginn der Olympischen Spiele wertet Staack deshalb als eine Demonstration der Stärke. „Nordkorea sendet gleichzeitig Entspannungssignale durch die Teilnahme an den Olympischen Spielen, aber auch eine starke Demonstration durch die Militärparade. Das Wichtigste ist aber: Nordkorea hat jetzt das atomare Potenzial, fühlt sich relativ unangreifbar und ist im Grunde auf dieser Basis auch bereit zu verhandeln“, erklärt der Professor. Für ihn gibt es drei Szenarien, die in dem Korea-Konflikt eintreten könnten. „Da wäre zum einen die militärische Gewalt, ein Kalter Krieg und die Akzeptanz des Status quo. Für mich ist der Kalte Krieg das wahrscheinlichste Szenario“ , sagt Staack.

Dennoch kann er sich vorstellen, dass Nordkorea in ferner Zukunft ein demokratisches Land wird. „Es gibt keine kulturellen oder anderen Gesetze, die es einem Land unmöglich machen, demokratisch zu werden. Für mich ist es nur eine Frage der Zeit. Das nordkoreanische Regime wird nicht die nächsten 200 Jahre weiterregieren. Das sage ich zu 100 Prozent, weil es ja jetzt schon kaum funktioniert. Man kann sich nicht über eine lange Zeit vom Rest der Welt abschotten, die Bevölkerung von Informationen freihalten und einen minimalen Wohlstand garantieren. Man muss da bloß Geduld haben.“

Eine Wiedervereinigung werde für das Land Korea sehr teuer, erklärt Staack. „ Südkorea hat gut 50 Millionen Einwohner und Nordkorea 30 bis 35 Millionen. Der Lebensstandard in Nordkorea ist vielleicht zehn Prozent dessen, was Südkorea hat. Zum Vergleich: Bei der DDR konnte man sagen, dass es vielleicht 40 Prozent des westdeutschen Niveaus waren. In Nordkorea wollen sie nach einer Wiedervereinigung, dass es ihnen in fünf Jahren genauso gut geht wie denen in Südkorea. Das geht natürlich nur mit China und europäischer Unterstützung. Dass es sehr teuer wird, führt auch dazu, dass viele junge Erwachsene in Südkorea sagen, dass es viel besser wäre, wenn alles so bestehen bleibt wie es jetzt ist, weil sie keine Lust haben, als ganze Generation oder die, die danach kommt, alles zu bezahlen."

Referent: Prof. Dr. phil. Michael Staack , Helmut-Schmidt-Universität Hamburg
Ort: Haus Schütting - Am Markt 13 , 28195 Bremen
Organisator: Herr Oberstleutnant a.D. Dipl. Päd. Rüdiger Krause , Sektionsleiter gspbremen@gmail.com
Breslauer Straße 3a, 28876 Oyten  04207 / 688038

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