Sektion Bremen
Fake News. Destabilisieren sie die Demokratie?
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Seither ist auch in Deutschland die Sorge vor diesen Gefährdungsmöglichkeiten groß und bekommt durch den jüngsten Skandal rund um den Datenklau durch die Firma Cambridge Analytica zusätzlich Nahrung.
Doch worum geht es bei Fake News eigentlich? Der Sprachgebrauch von Herrn Trump zeigt, dass „Fake News“ häufig als Schimpfwort dient, mit dem politische Gegner oder Medien diffamiert werden. In der Wissenschaft ist der Begriff sehr umstritten. Einige Medienforscher sprechen lieber von „Junk-News“. Eine eindeutige Definition gibt es aber in der Wissenschaft nicht. Eine Expertengruppe der EU empfahl kürzlich, den Begriff „Fake News“ wegen dessen Mehrdeutigkeit nicht zu verwenden, sondern stattdessen lieber von „Desinformation“ zu sprechen. Da der Begriff aber nun mal in der Welt ist und man ihn aus dem Sprachgebrauch schwer verbannen kann, hat sich eigentlich das folgende Verständnis immer mehr durchgesetzt: „Unter Fake News sind vor allem solche Falschnachrichten zu verstehen, die bewusst oder absichtlich online verbreitet werden und der Manipulation dienen.“ Sie sollen den Nutzer täuschen und bewusst im Unklaren darüber lassen, dass Informationen inkorrekt sind. Anders als in der klassischen Propaganda, die aus politischen Gründen erfolgt, stecken hinter „Fake News“ nicht nur politische Motive, sondern bisweilen auch wirtschaftliche, weil mit stark verbreiteten Nachrichten (unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt) und vielen Klicks Werbeeinnahmen erzielt werden können.
Es gibt inzwischen eine Reihe von Wissenschaftlern und inte ressante Forschungsarbeiten zu diesem Thema. Darin zeigt sich, dass die Wirkung von „Fake News“ und deren Reichweite in der aktuellen Debatte sehr stark überschätzt werden. Dennoch wird vielerorts darüber nachgedacht, wie eine notwendige Regulierung der Plattformen aussehen könnte. In Reaktion auf die aufgeheizte Diskussion gibt es auch eine Vielzahl von Initiativen, die sich den Kampf gegen „Fake News“ auf die Fahnen schreiben, so zum Beispiel das Portal „Faktenfinder“ in der ARD.
Die Digitalisierung der Medienlandschaft bietet für viele interessierte Bürger eine große Vielfalt und kann demokratiefördernd wirken. Allerdings muss jeder einzelne Nutzer heute stärker entscheiden, wie glaubwürdig und relevant eine Information ist, ein Text, ein Foto oder ein Video. Viele Menschen fühlen sich dadurch überfordert. Deshalb müsste heute aus meiner Sicht Medienbildung viel stärker Teil der politischen Bildung sein und das schon in den Schulen. Aber auch für erwachsene Nutzer ist es wichtig, sich bei der Lektüre im Netz kritisch zu verhalten, Nachrichten mit Skepsis zu begegnen und sich immer wieder Fragen zu stellen. Ist es ein seriöses Medium? Oft ist schon der erste Eindruck wichtig. Wie steht es um die Rechtschreibung, wirkt das Design professionell oder schlampig? Auch hier ist manchmal gesundes Misstrauen hilfreich. Bemüht sich ein Autor um eine ausgewogene Darstellung mit unterschiedlichen Meinungen? Ist die Quelle für eine Information erkennbar? Ist die Überschrift überhaupt durch das gedeckt, was im Artikel steht? Liest sich etwas sachlich oder polemisch? Gibt es ein Impressum bei einer Website? Eine besondere Vorsicht gilt heute leider auch bei Fotos und Videos.
Um auf die Ausgangsfrage meines Vortrags zurückzukommen, ob „Fake News“ die Demokratie beschädigen, würde ich eher Entwarnung geben. Das soll nicht heißen, dass Fake News nicht doch ein Problem für unsere Demokratie und den öffentlichen Diskurs darstellen können. Es heißt nur, dass die Lage nicht so schlimm ist, wie etwa manche Politiker und einige Journalisten in skandalisierenden Artikeln beschwören.