Sektion Bremen
Zeitenwende - Ist Deutschland bereit für eine neue Außen- u. Sicherheitspolitik?
Am 27.02.22 hielt der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz vor dem Parlament eine bereits heute als historisch bezeichnete Rede, die Rede von der Zeitenwende: „.... mit dem Überfall auf die Ukraine sind wir in einer neuen Zeit.“ – Wandel durch Handel, ein gehegtes Paradigma in der Sozialdemokratie wie in weiten Teilen der deutschen Gesellschaft ist gescheitert. Stattdessen werden ebenso gehegte deutsche Tabus nicht nur zur Diskussion gestellt, sondern vehement eingefordert, Waffenlieferungen in Kriegsgebiete! Solche Forderungen kommen aus ganz unterschiedlichen politischen und gesellschaftlichen Richtungen. Einigkeit besteht darin, dass der Krieg schnell beendet werden sollte. Doch in der Beurteilung der Mittel unterscheiden sich die Positionen. Die Herausgeberin von EMMA, Alice Schwarzer, fordert mit ihren Mitunterzeichnern in einem offenen Briefe an den Bundeskanzler alles zu unterlassen, was das „... manifestes Risiko der Eskalation dieses Krieges zu einem atomaren Konflikt in Kauf ...“nimmt. Ein reales Risiko. Doch wie soll die Politik auf die ebenfalls eingeforderte “... prinzipielle politisch-moralische Pflicht ...., vor aggressiver Gewalt nicht ohne Gegenwehr zurückzuweichen“ reagieren? Der Grüne Robert Habeck bezeichnet die Position der Unterzeichner als „vulgärpazifistisch“ und weiß damit weite Teile der Grünen hinter sich. Jenseits der als „bellizistisch“ geziehenen Position der Grünen macht sich Lars Klingbeil Co-Parteichef der SPD auf, deutsche Positionen der Außen-, Verteidigungs- und Sicherheitspolitik neu zu bestimmen. Er fordert Deutschland und seine Gesellschaft auf, nach 80 Jahren der Zurückhaltung das hohe Maß an Vertrauen, das sich das Land erworben hat, aktiv zu nutzen. Es bedürfe einer realistischen Sicht auf die Welt. Russland ist eine Diktatur und China hat andere gesellschaftliche Visionen als Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Deutschland muss den Verbund der demokratischen Mächte stärken. „Die Hand, die wir ausstrecken, muss stark sein. Friedenspolitik bedeutet für mich, auch militärische Gewalt als ein legitimes Mittel der Politik zu sehen.“ Im Konzert der Mächte wird Ihre Anwendung nicht von dem nuklearen Risiko zu trennen sein. Das ist der Preis der Freiheit?
Alan Posener wird diese Frage erläutern und mit uns diskutieren.
Referent: Alan Posener , Journalist u. Autor
Alan Posener wurde am 8. Oktober 1949 in London als Sohn des emigrierten deutschen Architekturhistorikers Julius Posener und dessen britischer Ehefrau in London geboren. Er wuchs in England, Malaysia und Deutschland auf. Posener studierte Germanistik und Anglistik an der FU Berlin und an der Ruhr-Universität Bochum. Dabei war er als Kader des Kommunistischen Studentenverbands und der maoistischen KPD-AO von 1970 bis 1976 aktiv. Nach dem Staatsexamen arbeitete Posener als Studienrat an Berliner Schulen. Posener verließ den Schuldienst und schrieb Biographien über Künstler und Politiker, u.a. über John Lennon, Elvis Presley und William Shakespeare sowie John F. Kennedy und Franklin D. Roosevelt, außerdem „Duographien“ über Stalin und Roosevelt und John F. und Jacqueline Kennedy. Von 1999 bis 2016 war er in verschiedenen Funktionen für die WELT und WELT am SONNTAG tätig. Jetzt schreibt er als freier Autor für WELT, WELT am SONNTAG, Zeitonline, Jüdische Allgemeine u.a.
Zeitweise war er Autor des Blogs "Achse des Guten", wurde aber dort wegen Differenzen mit dem neurechten Kurs der Herausgeber herausgeworfen. Er betreibt mit Liane Bednarz den Blog "Starke Meinungen".
Sein Buch "Benedikts Kreuzzug" setzte sich kritisch mit dem damaligen Papst und seinen gesellschaftspolitischen Ansichten auseinander. Im Buch "Imperium der Zukunft" forderte Posener, die Europäische Union müsse lernen, sich als Weltmacht zu begreifen.
Posener ist verheiratet, hat eine Tochter und drei Enkelkinder und ist Berliner aus Überzeugung.
Breslauer Straße 3a, 28876 Oyten 04207 / 688038