Sektion Delmenhorst

Sektion Delmenhorst

Mittwoch, 15.06.2022 - 18:30

Weltraumwetter

Der Einfluss der Sonnenstürme auf die Energieversorgung der Erdenbewohner

Referent: Dr. Vitali Braun , Ingenieur bei der ESA

Referent: Dr. Vitali Braun , Space Debris Office, ESA

Studium der Luft- und Raumfahrttechnik an der TU Braunschweig (Dipl.-Ing.), Promotion ebenda

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Luft- und Raumfahrtsysteme (heute: Institut für Raumfahrtsysteme)

Space Debris Engineer in ESA's Space Debris Office. Operationelle Unterstützung der am ESOC betriebenen Missionen in der Kollisionsvermeidung (ebenfalls für externe Missionen); Wiedereintrittsvorhersagen; Risikoanalysen; Entwicklung von Software für Risiko- und Vermeidungsanalysen im Bereich Weltraummüll.

Und: Erfolgreicher Schachspieler!

Ort: "Oase Haus Adelheide" (Soldatenheim), (vor Delmetal-Kaserne), - Abernettistraße 43 , 27755 Delmenhorst
Organisator: Herr Oberstleutnant a.D. Rolf Dieter Wienand , Sektionsleiter delmenhorst@gsp-sipo.de
Donnermoor 48, 27777 Ganderkesee  04222 / 950221

Eigenbericht zum Vortrag von Dr. Vitali Braun „Weltraumwetter: Der Einfluss der Sonnenstürme auf die Energieversorgung der Erdenbewohner“ am 15.06.2022 vor der Sektion und ihren Gästen.

Bereits zum zweiten Mal weilte Dr. Vitali Braun vom Space Debris Office der ESA in Delmenhorst. Nachdem er bereits im Oktober 2021 mit einem Vortrag zum Weltraummüll begeistert hatte, lockte er mit dem Thema „Weltraumwetter“ 35 Interessierte an. Und die Zuhörer wurde wieder nicht enttäuscht!

D. Braun klärte eingangs darüber auf, dass es für Weltraumwetter, das heißt, den Einfluss der Sonne auf die Erde, keine erklärten Spezialisten gäbe, sondern die Thematik eher interdisziplinär zwischen Astrophysikern, Ingenieuren und Technikern abgehandelt würde.

Die Sonnenaktivität - so der Redner – setze sich im Wesentlichen aus vier Bestandteilen zusammen:

  • Sonnenwinde, welche konstant jede Sekunde eine Million Tonnen Masse (Plasma) aus der Sonne herausschleudern,
  • Sonneneruptionen, die in Form von täglich etwa 10 Lichtblitzen minutenlang (Röntgen-) Strahlung aussenden,
  • Koronale Massenauswürfe, welche in Gestalt von jährlich 100 Partikelwolken auf die Erde treffen und
  • Galaktische kosmische Strahlung, welche von anderen Sonnen ausgeht.

Sonnenaktivität unterliegt einem Zyklus, der etwa 11 Jahre dauert. Diese Erkenntnis wurde unter anderem aus der Betrachtung von Jahresringen der Bäume gewonnen. Das Isotop Kohlenstoff-14 wird in den Jahren höchster Sonnenaktivität in höherer Quantität erzeugt und in den Bäumen eingelagert. So konnten die erhöhten Aktivitäten der Sonne über einen Zeitraum von 1600 Jahren anhand der Jahresringe nachgewiesen werden.

Sonnenwinde sind auch für die Ursache für eine gern auf der Erde beobachtetes Phänomen – die Polarlichter. Diese sind schön zu beobachten und ungefährlich. Gefährlicher sind die koronalen Massenauswürfe, welche Magnetstürme auslösen und große Schäden in Energie- und Datennetzen verursachen können. Eines der stärksten Ereignisse dieser Art in den letzten 500 Jahren ging als das „Carrington-Event“ aus dem Jahr 1859 in die Geschichte ein. Da seinerzeit die (Elektro-)Technik nicht so weit entwickelt war, hielten sich die Schäden in Grenzen. In Telegrafenstationen brachen Brände aus und Bediener erhielten Stromschläge.

Auch in den Folgejahren gab es immer wieder Ereignisse, die auf erhöhte Sonnenaktivität zurückzuführen waren:

  • Der New York Railroad Storm 1921,
  • Der Ausfall des Raketenradars NORAD (Frühwarnsystem) 1967,
  • Die Detonation von Minen mit Magnetzünder im Vietnamkrieg 1972,
  • Der Transformatorenbrand im Großraum Quebec 1989,
  • Der Verlust von 40 Starlink-Satelliten 2022.

Die Zunahme der Beeinträchtigungen unseres Lebens durch Sonnenaktivitäten hat in den zurückliegenden Jahrzehnten zugenommen, und sie wird es weiter tun, wenn keine Vorsorge getroffen wird.

Dr. Braun konnte in Bezug auf weitreichende und umfassende Schutzmaßnahmen noch wenig Hoffnung machen. Eine Präventionsmaßnahme könnte die Vervollkommnung der Prognosemöglichkeiten sein, so dass ggf. Anlagen rechtzeitig und für einen begrenzten Zeitraum abgeschaltet werden können. Eine weitere, sehr kostenintensive, Möglichkeit könnte darin bestehen, besonders sensitive Bauteile besonders zu härten. Insgesamt scheint dem Thema aber noch nicht die erforderliche Beachtung zugekommen zu sein.

Die anschließende Diskussion wurde durch ein Statement eines unter den Zuhörern weilenden Physikers eingeleitet, der aus seiner Tätigkeit bei Atlas-Elektronik zu berichten wusste, dass sich bestimmte Bereiche sehr wohl der Brisanz bewusst sind.

Die Teilnehmer verließen sensibilisiert und mit leichter Verunsicherung die äußerst interessante Veranstaltung, bei der sowohl die Präsentation als auch der Vortrag besonders beeindruckten.


zur Sektion

GESELLSCHAFT FÜR SICHERHEITSPOLITIK E.V.

Vereinsregister-Nr. 5684
beim Amtsgericht Bonn

KONTAKT

Hauptstadtbüro:              
Reichstagufer 14, 10117 Berlin  
Tel.: +49 (0) 30 20648549
praesident©gsp-sipo.de

Geschäftsstelle Bonn:  
Wenzelgasse 42, 53111 Bonn
Tel.: +49 (0) 228 - 652556
Fax: +49 (0) 228 - 658093
geschaeftsstelle©gsp-sipo.de

GEMEINNÜTZIGKEIT

Die GSP e.V. ist  als gemeinnützig und spendenfähig anerkannt worden.

 

 

 

©  Gesellschaft für Sicherheitpolitik e.V.