Sektion Elbe-Weser

Sektion Elbe-Weser

Donnerstag, 15.02.2018 - 19:00

Neue Technologien - Ihr Einfluss auf die zukünftige Kriegsführung und die internationale Sicherheit

Vortrag und Diskussion
Referent: Dr. Christian Alwardt , Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Frieden und Sicherheit (IFSH) der Universität Hamburg

Dr. Christian Alwardt studierte Physik, BWL und internationale Beziehungen an der Universität Hamburg und schloss sein Studium als Diplomphysiker ab. Mit seiner Forschung am Exzellenzcluster für Klimaforschung (CLISAP) wurde er zum Doktor der Naturwissenschaften promoviert. Derzeit ist er als Wissen-schaftler am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik (IFSH) beschäftig, mit einem besonderen Schwerpunkt auf der Technologiefolgenabschätzung, Rüstungskontrolle und auf internationalen Sicherheitsfragen. Der momentane Fokus seiner interdisziplinären Forschung liegt auf der Analyse „Neuer Technologien“ und ihres Einflusses auf die Kriegsführung und die internationale Sicherheitspolitik. In diesem Zusammenhang ist Christian Alwardt an mehreren Forschungsprojekten beteiligt und engagiert sich in verschiedenen Expertengremien sowie der Beratung von Ministerien und Behörden. Darüber hinaus ist er mit Gutachten für u.a. das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag betraut.

Ort: EWE - Kundencenter Bremervörde, rückwärtiger Eingang - Marktstraße 20 , 27432 Bremervörde
Organisator: Herr Oberstleutnant a.D. Werner Hinrichs , Sektionsleiter Elbe-Weser werner-hinrichs@web.de
Jütlandstraße 30, 27432 Bremervörde  04761 / 70121

Dr. Christian Alwardt vom Institut für Frieden und Sicherheit (IFSH) der Universität Hamburg - Foto: GSP


Dr. Christian Alwardt mit Sektionsleiter Werner Hinrichs (re.) - Foto: GSP


Kürzlich referierte auf Einladung der Gesellschaft für Sicherheitspolitik Dr. Christian Alwardt, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (IFSH), über die militärischen und politischen Auswirkungen des rasanten technischen Fortschritts in der Rüstungstechnologie. Dieser hat in den letzten beiden Jahrzehnten ein dramatisches Ausmaß erreicht, deren Analyse sich eine von drei Arbeitsgruppen des 1971 gegründeten IFSH widmet, in der Dr. Alwardt tätig ist. Die interdisziplinär aufgebaute Gruppe (IFAR) widmet sich der Erforschung von Risikotechnologien und Fragen der Rüstungskontrollen.

Nach einer Vorstellung des Instituts und seiner Aufgaben richtete Dr. Alwardt den Fokus auf die sogenannten ‚Neuen Technologien‘. Darunter werden Grundlagenforschungsfelder wie Nanotechnologien, ein Sammelbegriff für neue Entwicklungen in Bereichen wie der Halbleiterforschung, Chemie oder auch des Maschinenbaus oder der Künstlichen Intelligenz (KI) verstanden. Diese Technologien werden sehr intensiv u.a. zur Nutzung in der Konsumgüterindustrie vorangetrieben. Neue Energiespeicher, Robotersysteme und Softwareanwendungen lassen sich sehr profitabel vermarkten, was dazu führte, dass die Treiber auch des rüstungstechnischen Fortschritts nunmehr in der Zivilindustrie und der Wissenschaft zu finden sind. Friedliche und militärische Absichten vermischen sich und sind immer weniger voneinander abgrenzbar - mit zurzeit noch ungelösten Problemen hinsichtlich Rüstungskontrolle und der Begrenzung von kriegerischen Auseinandersetzung. Die Digitalisierung und Miniaturisierung der Technik sowie die Entwicklung von Präzisionswaffen führt sowohl zu neuen Methoden der Kriegsführung, hier seien als Beispiele die Vernetzung von Aufklärungs- und Führungssystemen oder die Cyber-Kriegsführung genannt, als auch zu neuen Herausforderungen. Wie lässt sich der Missbrauch von neuen Techno¬logien vermeiden? Wie kann verhindert werden, dass aus 3D-Druckern komplexe Waffen oder mittels DNA-Synthesizern Biokampfstoffe hergestellt werden? Die bisher bewährten Methoden zur Rüstungskontrolle basieren auf Definierbarkeit, eindeutiger Erkennbarkeit und Abzählbarkeit von Kriegsmaterial. Wenn aber alles sowohl zivil als auch militärisch einsetzbar ist („Dual Use“), sind neue Wege notwendig, die Dr. Alwardt im Verlauf seines Vortrages noch skizzierte. Darüber hinaus muss man sich auch von der Vorstellung klarer Frontlinien in einem Krieg verabschieden. Neue Fähigkeiten erlauben nunmehr eine flexible Mischform offen oder verdeckt, regulär oder irregulärer eingesetzter Kriegsmittel und lösen die alten Fronten auf. Dual Use und die Entgrenzung der Kampfzone stellen aber nicht nur ein militärisches Problem dar, sondern auch ein sicherheitspolitisches. Wenn Neue Technologien per se ein Bedrohungspotential aufweisen, steigt damit auch das Misstrauen, das Schutzbedürfnis und der Verteidigungsaufwand bei den einen und die Versuchung, Konflikte isoliert und aggressiv zu lösen, auf der anderen Seite. Die Krisenstabilität gerät ins Wanken.

Schnelligkeit in bewaffneten Auseinandersetzungen spielte schon immer eine große Rolle. Die Notwendigkeit, Analysen immer komplexerer Lagebilder in immer weniger Zeit durchzuführen und daraus folgende Operationen zu planen und auszuführen, führt gerade zwangsweise in die Automatisierung der Kriegstechnik. Dr. Alwardt stellte sehr detailliert anhand der Drohnentechnologie Fragen und Probleme der Autonomen Kriegsführung und des Rückgriffes auf Systeme künstlicher Intelligenz dar. Noch ist es jedoch der Mensch, der über den Waffeneinsatz entscheidet, und wenn man den Militärmächten wie den USA oder Großbritannien Glauben schenken darf, streben diese aus verschiedenen Gründen auch keine solchen Waffen an. Dr. Alwardt schränkte daher ein: „Es gibt bisher keine intelligenten und künstlichen Waffensysteme“, die mit diesen Begriffen korrekt beschrieben werden. Auch hier werden Probleme der Begriffsbestimmung deutlich, die ja nicht von linguistischem Interesse ist, sondern eine notwendige Voraussetzung für möglicherweise angestrebte Abrüstungs- oder zumindest Rüstungskontrollvereinbarungen.

Das Risiko von Rüstungswettläufen, die Wahrung des Humanitären Völkerrechts und die Gefährdung regionaler oder globaler Stabilität seien nur einige Motive für die Notwendigkeit regulatorischer Maßnahmen. Die Technik sei da, das sei eine unumkehrbare Tatsache, und so böten sich Erfahrungen und Mechanismen im Zusammenhang mit Chemiewaffen an. Mit dem Verweis auf mögliche Instrumente wie vertrauensbildende Maßnahmen, Offenlegung eigener Kapazitäten und der Einsatzkontrolle („Rules of Engagement“) entließ Dr. Alwardt die Teilnehmer nach einem fesselnden Vortrag nachdenklich in den Abend.


zur Sektion

GESELLSCHAFT FÜR SICHERHEITSPOLITIK E.V.

Vereinsregister-Nr. 5684
beim Amtsgericht Bonn

KONTAKT

Hauptstadtbüro:              
Reichstagufer 14, 10117 Berlin  
Tel.: +49 (0) 30 20648549
praesident©gsp-sipo.de

Geschäftsstelle Bonn:  
Wenzelgasse 42, 53111 Bonn
Tel.: +49 (0) 228 - 652556
Fax: +49 (0) 228 - 658093
geschaeftsstelle©gsp-sipo.de

GEMEINNÜTZIGKEIT

Die GSP e.V. ist  als gemeinnützig und spendenfähig anerkannt worden.

 

 

 

©  Gesellschaft für Sicherheitpolitik e.V.