Sektion Elbe-Weser

Sektion Elbe-Weser

Donnerstag, 29.02.2024 - 19:00

Auf dem Weg zur neuen Weltordnung: Hybride Kriegsführung und die Zukunft des Krieges.

derzeitig werden hybride Aktivitäten aufgrund ihrer Komplexität, Vielfalt und Agilität weiterhin phänologisch betrachtet. Ihr Ziel ist es, demokratische Prozesse zu stören, institutionelles Vertrauen oder das Vertrauen in Institutionen zu zerstören oder Entscheidungsträger in ihrer Entscheidungsfindung zu manipulieren. Hybride Akteure sind in der Regel staatliche Akteure im Schwerpunkt Russland und China, die sich auch nicht-stattlicher Akteure wie bspw. die Russischen Troll- oder Hacker Factories bedienen, um hybride Aktivitäten durchzuführen. Hybride Aktivitäten richten sich gegen sämtliche Bereiche demokratischer Gesellschaften. In unserer Framework-Studie zusammen mit dem European Joint Research Center hat das European Centre of Excellence for Countering Hybrid Threats (HybridCoE) bis heute 33 hybride Tools erkannt, die auf 13 verschiedene gesellschaftlichen und staatlichen Domänen wirken: Diplomatie, Politik, Kultur, Soziales, Recht, Militär und Verteidigung, Weltraum, Verwaltung, (Kritische) Infrastrukturen, Ökonomie, Nachrichtendienste, Information / Medien und Cyber.
Im Rahmen eines Gastvortrages erhalten Sie die Gelegenheit, sich über die aktuelle Forschung und Erkenntnissen zu hybrider Bedrohung des HybridCoE in Helsinki zu informieren und zu erleben, wie sich hybride Aktivitäten auch auf ihr persönliches und berufliches Umfeld auswirken können. Des Weiteren wird auch auf aktuelle Entwicklungen bzgl. des völkerrechtswidrigen Angriffes von RUS auf die UKR eingegangen.
Vortrag und Diskussion

Referent: Oberst i. G. Sönke Marahrens , Direktor der Community of Interest für Strategie und Verteidigung am European Centre of Excellence for Countering Hybrid Threats (Hybrid CoE) in Helsinki, Finnland

Oberst i.G. Marahrens ist Direktor der Community of Interest für Strategie und Verteidigung und deutscher Vertreter am Europäischen Kompetenzzentrum für die Bekämpfung hybrider Bedrohungen in Helsinki, Finnland. Er ist Luftwaffenoffizier und war zuvor Forschungsleiter für Strategie und Streitkräfte am German Institute for Defense and Strategic Studies in Hamburg. Neben einem Diplom in Informatik der UniBw hält er zwei Master-Abschlüsse des Royal Military College in Kingston, Kanada und der Universität der Bundeswehr in Hamburg in internationaler Sicherheitspolitik und Sicherheit. Er war mit der NATO in Bosnien und im Kosovo eingesetzt und diente 2020 als Bereichsleiter Transition im HQ Resolute Support in Kabul, Afghanistan.

Ort: EWE - Kundencenter Bremervörde, rückwärtiger Eingang - Marktstraße 20 , 27432 Bremervörde
Organisator: Herr Oberstleutnant a.D. Werner Hinrichs , Sektionsleiter Elbe-Weser werner-hinrichs@web.de
Jütlandstraße 30, 27432 Bremervörde  04761 / 70121
Oberst i.G. Sönke Marahrens mit GSP-Sektionsleiter Werner Hinrichs

Oberst i.G. Sönke Marahrens mit GSP-Sektionsleiter Werner Hinrichs

Oberst i.G. Sönke Marahrens bei der GSP-Veranstaltung zum Thema: "Auf dem Weg zur neuen Weltordnung: Hybride Kriegsführung und die Zukunft des Krieges"

Oberst i.G. Sönke Marahrens bei der GSP-Veranstaltung zum Thema: "Auf dem Weg zur neuen Weltordnung: Hybride Kriegsführung und die Zukunft des Krieges"

Zuhörer und Zuhörerinnen bei der GSP-Veranstaltung zum Thema: "Auf dem Weg zur neuen Weltordnung: Hybride Kriegsführung und die Zukunft des Krieges"

Zuhörer und Zuhörerinnen bei der GSP-Veranstaltung zum Thema: "Auf dem Weg zur neuen Weltordnung: Hybride Kriegsführung und die Zukunft des Krieges"

Wir haben verlernt, uns Märchen zu erzählen

Das Thema zog. Werner Hinrichs, Leiter der Sektion Elbe-Weser der Gesellschaft für Si-cherheitspolitik (GSP), konnte sich über einen so großen Zuspruch freuen, dass in den Räumen des EWE-Kundenzentrums kurzfristig noch zusätzliche Stühle für die zahlreich erschienen Zuhörer organisiert werden mussten.
Und der Vortrag von Oberst i.G. Sönke Marahrens startete auch gleich mit einer Provokati-on: „Stellen Sie sich vor, es ist krieg, und keiner merkt’s!“, um gleich darauf mit einem Ein-geständnis nachzulegen: „Das systemische Versprechen, dass der Staat für den (äußeren, Anm. des Verf.) Schutz der Bürger garantiert, ist nicht mehr erfüllbar.“ Was er damit mein-te, erklärte der deutsche Vertreter am Europäischen Kompetenzzentrum für die Bekämp-fung hybrider Bedrohungen in Helsinki, Finnland, in der darauf folgenden Stunde. Klassi-sche Kriege, mit Großheeren, die auf einem klar umrissenen Gefechtsfeld einander ge-genüber stünden, gehörten heutzutage zur Vergangenheit. Damit seien auch die Kriterien, ab welcher Situation man überhaupt von einem Kriegsakt sprechen könne verschwom-men. Doch diese Klarheit sei notwendig, um die Bundeswehr nach der derzeitigen Rechts-sprechung zum Einsatz zu bringen. Hybrider Krieg, also der koordinierte und synchroni-sierte Einsatz von Desinformation, Schattenarmeen oder Cyber-Angriffen, sei quasi die Antithese zu traditionellen Kriegsdefinitionen. „Doch, was ist die Synthese?“ so Marahrens. Die Erfahrungen aus kriegerischen Auseinandersetzungen habe in der Vergangenheit zu-mindest zu Errungenschaften wie dem Internationalen Roten Kreuz oder der Haager Land-kriegsordnung geführt. Oberst i.G. Marahrens ließ keinen Zweifel, wen er für die Unsicher-heit in Europa verantwortlich hält: Russland. Auch nach kritischen Nachfragen aus der Zu-hörerschaft unterstrich der Referent die Bemühungen Putins die systemischen Schwach-stellen der westlichen Demokratien anzugreifen: Wahleinmanipulationen, Beeinflussung von Schwergewichten der IT-Branche oder instrumentalisierte Migration. Dies alles führe dazu, dass das Vertrauen in den Staat oder die Demokratie erodiere. Hier könne auch die Bundeswehr nicht eingreifen, dazu sei jeder einzelne gefordert, egal ob aus Staat, Indus-trie oder Zivilgesellschaft. Habe es vor dem Internetzeitalter noch Monate gedauert, um ei-nen Desinformationskampagne zu führen, ginge das heutzutage dank KI in wenigen Stun-den. „Reden Sie mit ihren Kindern, fragen Sie sie, was sie sich auf tictoc so ansehen!“, so Marahrens’ Appell an das Publikum und weiter: „Wir haben verlernt, uns Märchen zu er-zählen!“ Es fehlten die richtigen Erzählungen, mit denen wir uns der Werte unserer frei-heitlich-demokratischen Grundordnung versicherten. Statt dessen werde die Realität neu ausgehandelt und relativiert, was Putins Handlungsraum erweitere. Die hybride Kriegfüh-rung zeichne sich hierbei als äußerst kosteneffizient aus. Ziel Putins sei die Ausdehnung der russischen Einflusssphäre über den postsowjetischen Raum hinaus auf ganz Europa, um seine geopolitische Position zu stärken. Die beiden jüngsten NATO-Mitglieder, Finn-land und Schweden, gingen mit dieser Situation vorbildlich um bereiteten die Bevölkerung darauf vor, im Ernstfall Widerstand leisten zu müssen. Finnland mache sich keine Illusio-nen darüber, dass sein Verzicht auf die Rückeroberung an Russland verlorener Gebiete trotz seiner regionalen militärischen Überlegenheit von Putin respektiert werde. Die Sicher-heitsgarantien, die Russland 1994 der Ukraine im Rahmen des Budapester Memoran-dums gegeben habe, und für die Kiew die auf ukrainischem Boden stationierten Atomwaf-fen an Russland aufgegeben habe, hatten gerade einmal zwanzig Jahre Bestand. „Die An-nektion der Krim wäre eigentlich für die USA und Großbritannien ein Kriegsgrund gewe-sen!“ stellte Oberst i.G. Marahrens fest. Das ukrainische Selbstverständnis laute folgerich-tig, dass sie nicht nur die eigene Freiheit, sondern auch die Westeuropas verteidige. Aber schon stünden autoritäre Staaten wie China in den Startlöchern, um mit großzügiger Wie-deraufbauhilfe politisches Kapital aus dem Leid der Ukrainer zu schlagen. Und selbst Russland geriere sich medienwirksam als Helfer in der Not… die es selbst verursacht ha-be. Am Ende sei es immer eine politische Entscheidung, wie weit man gehe wolle, um die territoriale und politische Unversehrtheit eines Staates zu verteidigen, der sich an der Wür-de des Menschen messen lassen wolle. „Wir werden uns noch viel verzeihen müssen.“ so die nachdenklichen Worte Marahrens’ und forderte sein Publikum auf „Erzählen Sie, wie toll Deutschland ist, und leben Sie es!“

Text: Axel Loos - Stellv. Sektionsleiter GSP-Sektion Elbe-Weser

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